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Na­vi­ga­ti­on

Vom Wald ins Rat­haus

Pres­se­mit­tei­lung vom 11.02.2004

Wie kön­nen wir da­zu bei­tra­gen, die Re­gen­wäl­der zu er­hal­ten und trotz­dem ei­ne nach­hal­ti­ge Forst­wirt­schaft be­trei­ben? Das ist die Kern­fra­ge ei­ner Ta­gung des Kli­ma-Bünd­nis der eu­ro­päi­schen Städ­te mit in­di­ge­nen Völ­kern der Re­gen­wäl­der / Ali­anza del Cli­ma e.V. und der Ar­beits­grup­pe Deutsch­land e.V. des Fo­rest Ste­ward­ship Coun­cil (FSC).

Seit über zwan­zig Jah­ren wird in den Re­gen­wäl­dern Raub­bau be­trie­ben. Je­des Jahr wird un­wie­der­bring­lich ei­ne Flä­che von der Grö­ße Ös­ter­reichs ver­nich­tet. Le­bens­räu­me ein­zig­ar­ti­ger mensch­li­cher Kul­tu­ren wer­den zer­stört. Da­mit ein­her­ge­hend ver­schwin­den jähr­lich tau­sen­de Tier- und Pflan­zen­ar­ten. Eben­so wird die für den Kli­ma­schutz so be­deu­ten­de Koh­len­stoff­sen­ke ste­tig ver­rin­gert.

Die trot­zi­ge Re­ak­ti­on vie­ler Men­schen auf die­se Na­tur­zer­stö­rung gi­gan­ti­schen Aus­ma­ßes war der völ­li­ge Boy­kott von Tro­pen­holz im pri­va­ten Be­reich. Die Bür­ger­schaft der Han­se­stadt Ros­tock setz­te für den öf­fent­li­chen Be­reich Maß­stä­be, in dem sie 1990 das Ver­bot des Ein­baus von Tro­pen­holz in kom­mu­na­len Ein­rich­tun­gen und Un­ter­neh­men be­schloss. Vie­le Mit­glie­der im Kli­ma­bünd­nis eu­ro­päi­scher Städ­te un­ter­nah­men die­sen Schritt. Den­noch konn­te der Raub­bau nicht ge­stoppt wer­den.

In den neun­zi­ger Jah­ren ent­stan­den an­de­re Stra­te­gi­en zur Ret­tung des Re­gen­wal­des. Der 1993 ge­grün­de­te Fo­rest Ste­ward­ship Coun­cil (FSC) ent­wi­ckel­te ein welt­weit an­er­kann­tes Zer­ti­fi­zie­rungs­sys­tem mit ver­bind­li­chen Stan­dards für ei­ne nach­hal­ti­ge Wald­be­wirt­schaf­tung. Wäl­der sol­len da­nach um­welt­ge­recht, so­zi­al ver­träg­lich und wirt­schaft­lich trag­fä­hig be­wirt­schaf­tet wer­den.

In den FSC-Stan­dards wer­den öko­lo­gi­sche Min­dest­stan­dards de­fi­niert, die ga­ran­tie­ren, dass die öko­lo­gi­schen Grund­funk­tio­nen des Wald­öko­sys­tems lang­fris­tig ge­währ­leis­tet wer­den kön­nen. Den Rah­men für al­le Wald­zer­ti­fi­zie­run­gen - in bo­rea­len Na­del­wäl­dern wie in tro­pi­schen Re­gen­wäl­dern - set­zen die in­ter­na­tio­na­len zehn Prin­zi­pi­en und Kri­te­ri­en des FSC, die für al­le Wäl­der der Er­de glei­cher­ma­ßen gel­ten und an die je­wei­li­gen re­gio­na­len Ver­hält­nis­se in Form von na­tio­na­len FSC-Stan­dards an­ge­pa­ßt sind. So soll­te es mög­lich sein, ma­ß­voll Tro­pen­holz zu ent­neh­men und trotz­dem den Re­gen­wald zu er­hal­ten. Das FSC-Zer­ti­fi­kat ga­ran­tiert dem Käu­fer, dass sein Holz oder Holz­pro­dukt nicht aus Raub­bau stammt.

Gleich­zei­tig soll­ten wir uns auch in Deutsch­land die­sem glei­chen An­spruch an nach­hal­ti­ge Wald­be­wirt­schaf­tung stel­len, den wir von den Tro­pen­län­dern for­dern - ei­gent­lich kein Pro­blem für ein Land, in dem die nach­hal­ti­ge Forst­wirt­schaft ent­wi­ckelt wur­de.

Die Ros­to­cker Hei­de wur­de im Jahr 2000 als ers­ter Kom­mu­nal­wald in den neu­en Bun­des­län­dern nach den Stan­dards des FSC zer­ti­fi­ziert. Ros­tock geht da­mit mit gu­tem Bei­spiel vor­an. Im Jahr 2000 wur­de ein neu­er Bür­ger­schafts­be­schluss ge­fasst, der im Aus­nah­me­fall die Ver­wen­dung von Tro­pen­holz er­laubt, die­ses aber über ein FSC-Zer­ti­fi­kat ver­fü­gen muss. Die Han­se­stadt Ros­tock nimmt da­mit ih­re Dop­pel­rol­le als Wald­be­sit­ze­rin und Holz­ver­brau­che­rin ver­ant­wor­tungs­voll wahr.

Auf der Ta­gung, die in glei­cher Wei­se auch in Kon­stanz und in Frank­furt am Main statt­fin­det, soll ge­zeigt und dis­ku­tiert wer­den, wel­che Er­fah­run­gen bei Er­zeu­gung und Ein­satz von FSC-Höl­zern ge­sam­melt wur­den, wie wei­te­re We­ge ziel­ori­en­tiert be­schrit­ten wer­den kön­nen und die Öf­fent­lich­keit für die­ses The­ma noch mehr sen­si­bi­li­siert wer­den kann.