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War­um nach der Pfei­fe der Er­wach­se­nen ge­tanzt wird Öf­fent­li­che Dis­ko­the­ken erst ab 16 Jah­ren er­laubt

Pres­se­mit­tei­lung vom 22.01.2002

22. Ja­nu­ar 2002

War­um nach der Pfei­fe der Er­wach­se­nen ge­tanzt wird Öf­fent­li­che Dis­ko­the­ken erst ab 16 Jah­ren er­laubt

Stadt­mit­te. „War­um müs­sen Er­wach­se­ne so kom­pli­ziert sein?“ mag sich man­cher Ju­gend­li­che mit Blick auf ei­ni­ge Pa­ra­gra­phen des Ju­gend­schutz­ge­set­zes fra­gen, das der­zeit im Bun­des­mi­nis­te­ri­um für Fa­mi­lie, Se­nio­ren, Frau­en und Ju­gend über­ar­bei­tet wird. Denn da­nach dür­fen Ju­gend­li­che öf­fent­li­che Tanz­ver-an­stal­tun­gen grund­sätz­lich erst ab 16 Jah­ren al­lein bis ma­xi­mal 24 Uhr be­su­chen. Un­ter 16 ist der Dis­ko-Spaß nur in Aus­nah­me­fäl­len er­laubt. Das hei­ßt, in Be­glei­tung der El­tern oder ei­nes Er­wach­se­nen, der im Auf­trag der El­tern die Auf­sicht über­nimmt. Oh­ne el­ter­li­che Kon­trol­le sind den Un­ter-16-Jäh­ri­gen auch Tanz­ver­an­stal­tun­gen bis 22 Uhr ge­stat­tet, „die der künst­le­ri­schen Be­tä­ti­gung oder der Brauch­tums-pfle­ge die­nen“. Da­zu zäh­len
bei­spiels­wei­se Kar­ne­vals- und Ver­eins­fes­te so­wie Kin­der­bäl­le. Auch Dis­ko­the­ken, die von ei­nem an­er­kann­ten Trä­ger der frei­en Ju­gend­hil­fe durch­ge­führt wer­den, sind für die­se Teen­ager frei­ge­ge­ben. Da­zu ge­hö­ren un­ter an­de­rem Ver­an­stal­tun­gen der Ju­gend­zen­tren in den Stadt­tei­len.

„Das Pro­blem öf­fent­li­cher Tanz-ver­an­stal­tun­gen ist der Al­ko­hol­aus­schank. Hier kön­nen wir kei­ne Kom­pro­mis­se ma­chen. Al­ko­hol muss für Ju­gend­li­che un­ter 16 Jah­ren ta­bu blei­ben“, un­ter­streicht Jut­ta Kie­nitz vom Ju­gend­amt, die al­ler­dings in an­de­ren Punk­ten
ei­ne zeit­ge­mä­ße­re Neu­fas­sung des 1985 er­las­se­nen Ju­gend­schutz­ge­set­zes im In­ter­es­se der Her­an­wach­sen-den er­hofft. Die er­fah­re­ne So­zi­al­ar­bei­te­rin - selbst Mut­ter ei­ner in­zwi­schen er­wach­se­nen Toch­ter - weiß, was Teen­ager sich wün­schen. „Auf kei­nen Fall Be­vor­mun­dung. Wir wol­len und müs­sen mit den jun­gen Leu­ten im Ge­spräch blei­ben.“ Denn oft sind den Her­an­wach­sen­den die Ge­fah­ren des Al­ko­hols nicht be­wusst. Und für man­chen le­bens­lan­gen Trin­ker-Lei­dens­weg wur­den im Ju­gend­al­ter die Wei­chen ge­stellt.

„Wir be­für­wor­ten Dis­ko­the­ken-Be­trei­bern gern Frei­ga­ben für Ver­an­stal­tun­gen mit Ju­gend­li­chen ab 14 Jah­ren. Al­ler­dings mit den ent­spre­chen­den Auf­la­gen. Das hei­ßt, kein Al­ko­hol­aus­schank und nur bis ma­xi­mal 21 Uhr“, er­läu­tert Jut­ta Kie­nitz. Ein der­ar­ti­ges Pro­jekt war be­reits im ver­gan­ge­nen Jahr in der Schmar­ler Dis­ko­thek „Shan­ty“ an­ge­bo­ten wor­den. „Lei­der nur mit ge­rin­ger Re­so­nanz bei den Ju­gend­li­chen“, re­sü­miert Jut­ta Kie­nitz. „Pro­blem­kids“ sind auch die Ju­gend­li­chen zwi­schen 16 und 18 Jah­ren, die sich nach ih­rer „Sperr­stun­de“ um 0.00 Uhr im­mer noch in der Dis­ko­the­ken auf­hal­ten. Auch hier tra­gen die Ver­an­stal­ter die Ver­ant­wor­tung für die Ein­hal­tung des Ju­gend­schutz­ge­set­zes. „Wer sich pa­ra­gra­phen­blind stellt, wird mit Bu­ß­gel­dern zur Kas­se ge­be­ten“, er­läu­tert Cor­ne­lia Ba­dy vom Ros­to­cker Stadt­amt, das ge­mein­sam mit Ju­gend­amt, Po­li­zei und Ar­beits­amt in den Tanz­hal­len kon­trol­liert. Bis zu 15.000 Eu­ro kön­nen den Ver­an­stal­tern bei Ver­stö­ßen ge­gen das Ju­gend­schutz­ge­setz ab­ver­langt wer­den. Wenn Ju­gend­li­che ge­sund­heit­lich ge­fähr­det sind, et­wa nach Al­ko­hol­ge­nuss, droht den Dis­ko-Be­trei­bern dar­über hin­aus ei­ne Frei­heits­stra­fe bis zu ei­nem Jahr. Al­len drei Gro­ß­raum­dis­ko­the­ken der Han­se­stadt wur­den be­reits Bu­ß­gel­der ab­ver­langt, die höchs­te Sum­me lag bei rund 5.000 Eu­ro. Die bis­lang halb­jähr­li­chen Kon­trol­len wer­den jetzt nach Be­darf durch­ge­führt. „Oft mel­den sich be­sorg­te El­tern bei uns. Wir ge­hen al­len Hin­wei­sen na­tür­lich so­fort nach“, un­ter­streicht Cor­ne­lia Ba­dy. Bei den groß an­ge­leg­ten Ak­tio­nen wird dar­über hin­aus auch nach an­de­ren Ver­stö­ßen ge­fahn­det wie Ver­let­zun­gen von Hy­gie­ne­re­geln, Ar­beits­recht und Zoll­vor­schrif­ten bei­spiels­wei­se durch Dro­gen-han­del.

Dar­über hin­aus kon­trol­lie­ren Ju­gend­amt und Stadt­amt auch die Ki­nos und Vi­deo­the­ken der Han-se­stadt. „Es kommt nicht sel­ten vor, dass Kin­der in den Ki­nos Fil­me se­hen, die teil­wei­se weit über ih­rer Al­ters­klas­se lie­gen“, be­rich­tet Jut­ta Kie­nitz, die all­jähr­lich als Ju­gend­sach­ver­stän-di­ge bei der Frei­wil­li­gen Selbst-kon­trol­le der Film­wirt­schaft (FSK) in Wies­ba­den Al­tersem-pfeh­lun­gen gibt.
„Da­bei geht es nicht um Gän­ge­lei der Her­an-wach­sen­den. Aber nach­tei­li­ge Ein­flüs­se wie Ge­walt und Dro­gen soll­ten wir so lan­ge und so weit wie mög­lich von ih­nen fern­hal­ten“, un­ter­streicht Jut­ta Kie­nitz und schmun­zelt: „Auch mit dem Ri­si­ko, als kom­pli­ziert zu gel­ten...“ ka

(Wer an wei­te­ren In­for­ma­tio­nen zum The­ma in­ter­es­siert ist, wen­det
sich bit­te an Jut­ta Kie­nitz, Ju­gend­amt, Paul­stra­ße 22, Te­le­fon 3 81-
10 20, und Cor­ne­lia Ba­dy, Stadt­amt, Charles-Dar­win-Ring 6,
Te­le­fon 3 81-31 96).  i