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Wenn dem Boden die Luft wegbleibt . . .

Pressemitteilung vom 12.04.2001

12. April 2001

Wenn dem Boden die Luft wegbleibt . . .
Schutzkonzept soll jahrtausendalte Ressource retten

Schon in rund 80 Jahren könnte ganz Deutschland zubetoniert sein, Rostock bereits in 50 Jahren. „Wenn wir weiter ohne Halt Wege und Plätze zuschütten, wird diese Vision Wirklichkeit“, gibt Hartmut Wiersch vom Rostocker Umweltamt zu Bedenken. Deutschlandweit werden täglich etwa 120 Hektar Land - das entspricht rund 120 Fußballfeldern - für den Bau von Siedlungen und Verkehrsanlagen verbraucht. In Rostock sind gegenwärtig rund zehn Prozent der 17.000 Hektar Gesamtfläche versiegelt mit Wohnhäusern, Industrieanlagen und Straßen. Ein Anteil, der nur dank der üppig-grünen Rostocker Heide nicht so ins Gewicht fällt.

Wenn dem Boden die Luft wegbleibt, droht Milliarden Mikroorganismen, Kleintieren aber auch den Menschen Gefahr. „Sommerliche Hitze kann unerträglich werden, denn nur ein gesunder Untergrund puffert hohe Temperaturen ab, spendet bei Bedarf Wasser und sorgt so für frische Luft“, erläutert der Umweltexperte.

Ein Ende letzten Jahres der Bürgerschaft vorgelegtes Bodenschutzkonzept der Hansestadt soll künftig mehr Sorgfalt beim Umgang mit der wenig beachteten Ressource einfordern. „Die nicht vermehrbare Ressource Boden, darunter verstehen wir die obere belebte Erdschicht, braucht eine Lobby“, unterstreicht Rostocks Senatorin für Umwelt und Ordnung, Karina Jens, und verweist auf den Maßnahmekatalog im Bodenschutzkonzept. Geplant ist beispielsweise Altlastengebiete zu recyclen, auf stark beanspruchten Flächen Vorsorge-Untersuchungen durchzuführen und Versiegelungen auf das unbedingt nötige Maß zu beschränken. So werden bis 2002 insgesamt sechs Schulhöfe der Hansestadt entsiegelt und begrünt. Darüber hinaus soll das Bodeninformationssystem mit thematischen Karten und Daten weiterentwickelt werden. Bereits 1996 hatten der Senatsbereich Umwelt und Ordnung und die Rostocker Universität gemeinsam eine Stadtbodenkartierung erstellt. Diese gibt einen Überblick über die Bodenbeschaffenheit an der Küste. Rund 13 Bodentypen zählt die Hansestadt vom Gley bis zum Niedermoor. Manche dieser sogenannten Hori-zonte haben sich erst in zehntausenden von Jahren entwickelt. Über die Entstehung, Verbreitung und Eigenschaften verschiedener Böden informiert auch seit kurzem ein bodenkundlicher Lehrpfad „Küstensaum Warnemünde“. Zwischen Warnemünder Westmole und der Stolteraa am Geinitzort können Spaziergänger die Bodenbildung studieren und manches interessante Fossil entdecken. Anfragen beantworten Mitarbeiter des Amtes für Umweltschutz unter Tel. (03 81) 4 56 27 61. ka