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Na­vi­ga­ti­on

Wenn der Vor­gar­ten nicht zum Haus ge­hört...

Pres­se­mit­tei­lung vom 30.12.1999


Durch al­te Ros­to­cker Re­ge­lung sind Vor­gär­ten oft städ­ti­sches Ei­gen­tum/Bei Bau­vor­ha­ben Ge­neh­mi­gung ein­ho­len

Wer in Ros­tock ein Haus sein ei­gen nennt - ob groß oder klein - muß nicht un­be­dingt auch im Be­sitz des da­zu­ge­hö­ri­gen Vor­gar­tens sein. Kaum ein Ei­gen­tü­mer weiß, daß dies in der Han­se­stadt sehr ei­gen­wil­lig ge­re­gelt ist und zwar seit fast hun­dert Jah­ren.

Noch heu­te ge­hö­ren in rund hun­dert Ros­to­cker Stra­ßen die Vor­gär­ten der Han­se­stadt. Auch wenn im Grund­buch nichts auf die­sen Um­stand hin­weist, wei­sen die Ka­tas­ter­un­ter­la­gen je­doch un­mi­ß­ver­ständ­lich die Tren­nung von Pri­vat­grund­stück und Vor­gar­ten aus. Das be­trifft nach wie vor z. B. zahl­rei­che Häu­ser in der Stein­tor- und Krö­pe­li­ner-Tor-Vor­stadt, im Kom­po­nis­ten­vier­tel, in War­ne­mün­de oder Alt Reu­ters­ha­gen.

Die al­te Ros­to­cker Re­ge­lung geht auf die Zeit nach der letz­ten Jahr­hun­dert­wen­de zu­rück und kennt kaum Ver­gleich­ba­res. Die Ros­to­cker Stadt­vä­ter hat­ten sich in den Kopf ge­setzt, al­le Vor­gär­ten als städ­ti­sches Ei­gen­tum zu si­chern. Je­dem Bau­herrn stand da­nach zwi­schen Haus und Geh­weg ein klei­nes Are­al zu, das er zwar be­pflan­zen und pfle­gen, nicht aber sein ei­gen nen­nen durf­te. Noch heu­te exis­tie­ren Ver­ein­ba­run­gen, in de­nen ge­re­gelt ist, ob vor dem Haus He­cke, Mau­er oder Zaun, ob Sträu­cher oder Bäu­me ge­wünscht, Zu­fahr­ten ge­dul­det sind.

Schlie­ß­lich soll­ten Vor­gär­ten das Ros­to­cker Stadt­bild ver­schö­nern, Lärm und Schmutz ab­schir­men und die Wohn­qua­li­tät ver­bes­sern. So woll­te es der al­te Brauch, der heu­te durch­aus nicht aus der Mo­de ist. Dar­auf ver­wei­sen die Mit­ar­bei­ter des Sach­ge­bie­tes Grund­stücks­ver­wal­tung im Ka­tas­ter-, Ver­mes­sungs- und Lie­gen­schafts­amt mit Nach­druck.

Ist der klei­ne Gar­ten vor dem Haus Ei­gen­tum der Stadt, möch­te sie bei bau­li­chen Ver­än­de­run­gen zu­min­dest ge­fragt wer­den. Im­mer dann, wenn hier We­ge oder Zu­fahr­ten, Fahr­rad­stän­der, Brief­käs­ten, Trep­pen oder Park­plät­ze ent­ste­hen sol­len oder Sa­nie­rung und In­stand­set­zung oh­ne Ge­rüst nicht aus­kom­men, geht das nicht oh­ne Zu­stim­mung des Ei­gen­tü­mers. Für ein sol­ches Vor­ha­ben muß im Sach­ge­biet Grund­stücks­ver­wal­tung ei­ne Ge­neh­mi­gung be­an­tragt wer­den. So ist es mög­lich, „Wild­wuchs“ und un­ge­woll­te An­bau­ten zu ver­hin­dern, da­mit Vor­gär­ten auch künf­tig Haus und Stra­ße schmü­cken.

Für zahl­rei­che Ros­to­cker Stra­ßen­zü­ge gibt es schon ganz kon­kre­te Vor­stel­lun­gen, wie der Platz vor dem Haus aus­se­hen soll, oder eher, was wo un­zu­läs­sig ist. Das Ka­tas­ter-, Ver­mes­sungs- und Lie­gen­schafts­amt hat das ge­mein­sam mit Fach­leu­ten wei­te­rer städ­ti­scher Äm­ter zu Pa­pier ge­bracht, so­weit noch kei­ne Re­ge­lun­gen be­stan­den.

Bei Un­si­cher­hei­ten ist der Weg ins Lie­gen­schafts­amt al­so durch­aus emp­feh­lens­wert, um Är­ger oder kost­spie­li­ge Rück­bau­ten zu ver­mei­den. Schlie­ß­lich er­gab ein ers­ter, für die Han­se­stadt er­folg­rei­cher Rechts­streit, daß der be­trof­fe­ne Haus­ei­gen­tü­mer den Vor­gar­ten kos­ten­pflich­tig räu­men und wie­der­her­stel­len muß. Er hat­te ihn rechts­wid­rig be­baut.

Die Mit­ar­bei­ter im Sach­ge­biet Grund­stücks­ver­wal­tung wer­den in der Re­gel ei­ne Ver­ein­ba­rung zur Nut­zung und Pfle­ge des Vor­gar­tens an­bie­ten.

Wer Fra­gen hat, kann sich im Haus des Bau­we­sens am Hol­bein­platz je­den Diens­tag von 9 bis 12 Uhr und 14 bis 17.30 Uhr oder per Te­le­fon un­ter (03 81) 3 81 64 77 kun­dig ma­chen.         sw