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Wenn die Politesse an der Haustür klingelt...

Pressemitteilung vom 29.10.1999


Verkehrsüberwacher mit pädagogischem Geschick am Werk

Rostocks Politessen sind vielseitig. Neben der Überwachung im Straßenverkehr helfen die 24 Frauen und vier Männer beispielsweise auch verirrten Touristen auf den rechten Weg, kümmern sich um hilfsbedürftige Senioren und notieren gestohlene Fahrräder und Autos. „Immer häufiger entdecken wir Pkw, die ihren Besitzern entwendet wurden und melden sie sofort der Polizei“, berichte Nadine Strupp vom Stadtamt.

In puncto Knöllchen hingegen sind die Verkehrsüberwacher nicht immer so schnell wie es manchen vielleicht scheint. Falschparker, die nur geringfügig über die Strenge geschlagen haben und sich einsichtig zeigen, kommen schon mal mit einer mündlichen Verwarnung davon. „Wir sind ja keine Unmenschen, auch wenn dies mitunter so dargestellt wird”, unterstreicht die freundliche Stadtamts-Mitarbeiterin. Da gibt es dann auch mal eine Parkscheibe gratis hinter den Scheibenwischer. Auch bei neuen Beschilderungen wird oft zu Gunsten des Parksünders entschieden und zunächst eine gebührenfreie Verwarnung ausgesprochen. Selbst in Härtefällen wie beispielsweise zugeparkten Ausfahrten versuchen die Kontrolleure oft, die Probleme möglichst „sanft“ zu beheben. Bevor der Abschleppwagen kommt, ermitteln sie über Funk den Fahrzeughalter. Wohnt er in Nähe des „Tatortes“, bekommt er Besuch vom Stadtamt. Wenn die Politesse an der Haustür klingelt, ist die Freude zumeist groß, denn der Parksünder hat dann noch Gelegenheit, seinen Wagen schnell wegzufahren. „Die Leute sind sehr dankbar, wenn wir sie informieren. Schließlich kostet das Abschleppen in der Regel rund 150 Mark“, meint Nadine Strupp. „Wiederholungstäter“ hingegen bekommen die ganze Härte des Gesetzes zu spüren. „Wer gar nicht einsichtig ist, muß auch höhere Kosten tragen“, unterstreicht die Stadtamts-Mitarbeiterin. Schließlich kann es nicht sein, daß Unbeteiligte dann dafür „zahlen“ müssen, beispielsweise wenn Feuerwehrfahrzeuge oder Rettungswagen nicht rechtzeitig ihr Ziel erreichen, weil Zufahrten blockiert sind. Bestimmte Regeln sind eben einzuhalten und die Mehrheit der Parksünder zeigt sich auch einsichtig und freundlich, bilanziert Nadine Strupp.

Doch auch Wut und Aggression bleibt den Politessen nicht erspart. Übelste Beschimpfungen müssen sie manchmal über sich ergehen lassen und sogar Handgreiflichkeiten befürchten. So wurde beispielsweise ein Rostocker Verkehrsüberwacher von einem Autofahrer wegen eines Zehn-Mark-Knöllchens zu Boden geschlagen. „Unsere Mitarbeiter sind zwar geschult, wie man sich in solchen Extremsituationen verhält. Doch trotzdem ist es eine psychologisch niederschmetternde Erfahrung, wenn einem Gewalt angetan wird, egal ob dies körperlich oder verbal geschieht. Nicht jeder kann dies so einfach verarbeiten. Mancher quittiert dann den ohnehin sehr harten Dienst“, so Nadine Strupp. Tausende Kilometer streifen die dunkelblau-uniformierten Verkehrsüberwacher alljährlich im Zwei-Schicht-Dienst durch die Hansestadt, von 7 bis 19 Uhr im Winter und von 6.30 bis 20 Uhr im Sommer, auch an Sonn- und Feiertagen. Sporadisch wird seit kurzem auch in den frühen Morgenstunden ab 4 Uhr kontrolliert. Denn besonders über Nacht werden in vielen Neubaugebieten die Rettungswege rücksichtslos zugeparkt.

Rund 9.000 Knöllchen vergeben die Verkehrsüberwacher in jedem Jahr für Ordnungswidrigkeiten im sogenannten ruhenden Verkehr in der Hansestadt. Die Verwarngebühren liegen in der Regel bei 30 Mark. Wer allerdings mit seinem Wagen einen Behindertenparkplatz blockiert, muß mit 75 Mark Bußgeld rechnen. „Ein teures Vergehen, das immer auf Kosten der Schwächeren geht. Darüber sollte jeder nachdenken, der sein Auto unberechtigt hier plaziert“, unterstreicht Nadine Strupp, die in solchen Fällen keine Kompromisse befürwortet. Hier wird konsequent einseitig zu Gunsten aller Benachteiligten entschieden.         ka