Wie viel Vandalismus halten unsere Grünflächen aus ?
Pressemitteilung vom
Das Maß ist eigentlich längst voll. Da werden auf Kinderspielplätzen Glasflaschen zerschlagen und Spielgeräte angesägt, auf Rasenflächen wird Rallye gefahren, Schutzhütten werden abgefackelt und Bäume abgesägt. Die Aufzählung dessen, was in öffentlichen Grün- und Parkanlagen mutwillig zerstört wird, ließe sich beliebig fortsetzen, Tendenz steigend. Wer tut so etwas ?
Da ist man sich relativ schnell einig: frustrierte Jugendliche, die von Eltern und Lehrern falsch oder gar nicht erzogen wurden und nun mit ihrer vielen arbeitslosen Freizeit nichts anzufangen wissen. Vermutlich gehen die meisten demolierten Spielplätze, verbrannten Parkbänke und wohl auch der vor wenigen Tagen in die Teufelskuhle geworfene Abfallbehälter auf deren Kosten. Aber das ist nur die halbe Wahrheit.
Der Anfang April im Straßenbegleitgrün am Parkplatz Mühlendamm verkippte Bauschutt stammt sicher nicht von diesem Personenkreis. Auch die ca. 1.000 Stiefmütterchen, die unmittelbar nach der diesjährigen Frühjahrspflanzung aus den Beeten in der Langen Straße und am Universitätsplatz gestohlen wurden, haben ihr neues Zuhause wohl eher in wohlsituierten Vorgärten und auf ehrbaren Balkons gefunden. Die jährlich etwa 4.000 Autofahrer, die für das Abstellen ihres Pkws auf einer öffentlichen Grünfläche ein Knöllchen erhalten, gehören ebenso zu den Vandalen wie die nette alte Dame, die sich neulich ihr Osterglockensträußchen am Hamburger Tor, dem Eingangsbereich des IGA-Parks pflückte.
Ob nun blinde Zerstörungswut, Gedankenlosigkeit oder Geiz die Ursachen des entstandenen Schadens sind, die Folgen müssen wir alle tragen. Die Schadensbeseitigung kommt die Stadt teuer zustehen. Sie gibt dafür allein im Grünbereich jährlich rund 200.000 Euro aus. Für diesen Betrag könnte das zuständige Amt für Stadtgrün die ganzjährige Rasenmahd in den Stadtteilen Groß Klein, Reutershagen und Südstadt finanzieren.
Bei ohnehin permanent schrumpfender Finanzausstattung der Stadtverwaltung schmerzen derartige Zusatzaufwendungen natürlich ganz besonders und ziehen irgendwann einschneidende Maßnahmen nach sich. Bisher hat das Amt für Stadtgrün wegen fehlender Kapazitäten die Pflege der Grünanlagen nur in Randbereichen der Stadt reduziert, jetzt wird gezwungenermaßen auch die "gute Stube" in die Sparmaßnahmen einbezogen.
Die andauernden Zerstörungen des Saisonblumenbeetes neben dem Brunnen der Lebensfreude auf dem Universitätsplatz sind mit vertretbarem Aufwand nicht mehr zu beseitigen. Etwa ein Viertel der kurz vor Ostern gepflanzten Stiefmütterchen beispielsweise musste inzwischen ersetzt werden, weil sie gestohlen oder achtlos zertrampelt wurden. Das Problem ist nicht neu, aber das Ausmaß der Zerstörung nimmt von Jahr zu Jahr zu.
Im Amt für Stadtgrün, Naturschutz und Landschaftspflege wurde deshalb entschieden, künftig auf die Wechselbepflanzung zu verzichten und die Fläche umzugestalten. Anfang Mai sollen die Gehölze gerodet und auf der gesamten Fläche Rollrasen verlegt werden, abgesehen von einem etwa 1,5 Meter breiten Streifen unmittelbar hinter der Sitzmauer, der als Pflegekante dienen soll und eine Pflasterung erhält. Diese Maßnahme ist bedauerlich, aber unvermeidbar und wird unter den gegebenen Umständen möglicherweise nicht die letzte dieser Art sein.
Dr. Gerda Stiewe