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Na­vi­ga­ti­on

Wie viel Van­da­lis­mus hal­ten un­se­re Grün­flä­chen aus ?

Pres­se­mit­tei­lung vom 29.04.2004

Das Maß ist ei­gent­lich längst voll. Da wer­den auf Kin­der­spiel­plät­zen Glas­fla­schen zer­schla­gen und Spiel­ge­rä­te an­ge­sägt, auf Ra­sen­flä­chen wird Ral­lye ge­fah­ren, Schutz­hüt­ten wer­den ab­ge­fa­ckelt und Bäu­me ab­ge­sägt. Die Auf­zäh­lung des­sen, was in öf­fent­li­chen Grün- und Park­an­la­gen mut­wil­lig zer­stört wird, lie­ße sich be­lie­big fort­set­zen, Ten­denz stei­gend. Wer tut so et­was ?

Da ist man sich re­la­tiv schnell ei­nig: frus­trier­te Ju­gend­li­che, die von El­tern und Leh­rern falsch oder gar nicht er­zo­gen wur­den und nun mit ih­rer vie­len ar­beits­lo­sen Frei­zeit nichts an­zu­fan­gen wis­sen. Ver­mut­lich ge­hen die meis­ten de­mo­lier­ten Spiel­plät­ze, ver­brann­ten Park­bän­ke und wohl auch der vor we­ni­gen Ta­gen in die Teu­fels­kuh­le ge­wor­fe­ne Ab­fall­be­häl­ter auf de­ren Kos­ten. Aber das ist nur die hal­be Wahr­heit.

Der An­fang April im Stra­ßen­be­gleit­grün am Park­platz Müh­len­damm ver­kipp­te Bau­schutt stammt si­cher nicht von die­sem Per­so­nen­kreis. Auch die ca. 1.000 Stief­müt­ter­chen, die un­mit­tel­bar nach der dies­jäh­ri­gen Früh­jahrs­pflan­zung aus den Bee­ten in der Lan­gen Stra­ße und am Uni­ver­si­täts­platz ge­stoh­len wur­den, ha­ben ihr neu­es Zu­hau­se wohl eher in wohl­si­tu­ier­ten Vor­gär­ten und auf ehr­ba­ren Bal­kons ge­fun­den. Die jähr­lich et­wa 4.000 Au­to­fah­rer, die für das Ab­stel­len ih­res Pkws auf ei­ner öf­fent­li­chen Grün­flä­che ein Knöll­chen er­hal­ten, ge­hö­ren eben­so zu den Van­da­len wie die net­te al­te Da­me, die sich neu­lich ihr Os­ter­glo­cken­sträu­ßchen am Ham­bur­ger Tor, dem Ein­gangs­be­reich des IGA-Parks pflück­te.

Ob nun blin­de Zer­stö­rungs­wut, Ge­dan­ken­lo­sig­keit oder Geiz die Ur­sa­chen des ent­stan­de­nen Scha­dens sind, die Fol­gen müs­sen wir al­le tra­gen. Die Scha­dens­be­sei­ti­gung kommt die Stadt teu­er zu­ste­hen. Sie gibt da­für al­lein im Grün­be­reich jähr­lich rund 200.000 Eu­ro aus. Für die­sen Be­trag könn­te das zu­stän­di­ge Amt für Stadt­grün die ganz­jäh­ri­ge Ra­sen­mahd in den Stadt­tei­len Groß Klein, Reu­ters­ha­gen und Süd­stadt fi­nan­zie­ren.

Bei oh­ne­hin per­ma­nent schrump­fen­der Fi­nanz­aus­stat­tung der Stadt­ver­wal­tung schmer­zen der­ar­ti­ge Zu­satz­auf­wen­dun­gen na­tür­lich ganz be­son­ders und zie­hen ir­gend­wann ein­schnei­den­de Maß­nah­men nach sich. Bis­her hat das Amt für Stadt­grün we­gen feh­len­der Ka­pa­zi­tä­ten die Pfle­ge der Grün­an­la­gen nur in Rand­be­rei­chen der Stadt re­du­ziert, jetzt wird ge­zwun­ge­ner­ma­ßen auch die "gu­te Stu­be" in die Spar­maß­nah­men ein­be­zo­gen.

Die an­dau­ern­den Zer­stö­run­gen des Sai­son­blu­men­bee­tes ne­ben dem Brun­nen der Le­bens­freu­de auf dem Uni­ver­si­täts­platz sind mit ver­tret­ba­rem Auf­wand nicht mehr zu be­sei­ti­gen. Et­wa ein Vier­tel der kurz vor Os­tern ge­pflanz­ten Stief­müt­ter­chen bei­spiels­wei­se muss­te in­zwi­schen er­setzt wer­den, weil sie ge­stoh­len oder acht­los zer­tram­pelt wur­den. Das Pro­blem ist nicht neu, aber das Aus­maß der Zer­stö­rung nimmt von Jahr zu Jahr zu.

Im Amt für Stadt­grün, Na­tur­schutz und Land­schafts­pfle­ge wur­de des­halb ent­schie­den, künf­tig auf die Wech­sel­be­pflan­zung zu ver­zich­ten und die Flä­che um­zu­ge­stal­ten. An­fang Mai sol­len die Ge­höl­ze ge­ro­det und auf der ge­sam­ten Flä­che Roll­ra­sen ver­legt wer­den, ab­ge­se­hen von ei­nem et­wa 1,5 Me­ter brei­ten Strei­fen un­mit­tel­bar hin­ter der Sitz­mau­er, der als Pfle­ge­kan­te die­nen soll und ei­ne Pflas­te­rung er­hält. Die­se Maß­nah­me ist be­dau­er­lich, aber un­ver­meid­bar und wird un­ter den ge­ge­be­nen Um­stän­den mög­li­cher­wei­se nicht die letz­te die­ser Art sein.

Dr. Ger­da Stie­we