Home
Na­vi­ga­ti­on

Wir sind kei­ne Ökos, wir den­ken nur nach­hal­tig

Pres­se­mit­tei­lung vom 15.06.2004



Wirt­schaft­li­che, so­zia­le und öko­lo­gi­sche In­ter­es­sen nach­hal­tig in
Ein­klang zu brin­gen, die­ses An­lie­gen hat sich der Agen­da-21-Rat der
Han­se­stadt zur Auf­ga­be ge­macht. Seit Fe­bru­ar 2000 lei­tet Dr. Do­ris
Schie­dek das eh­ren­amt­li­che Gre­mi­um. Der „Städ­ti­sche An­zei­ger“
sprach mit der Bio­lo­gin, die seit 1992 am In­sti­tut für Ost­see­for­schung
War­ne­mün­de ar­bei­tet.

Fra­ge: Seit mehr als vier Jah­ren ar­bei­tet der eh­ren­amt­li­che Agen­da-21-
Rat in Ros­tock. Mit Er­folg?

Dr. Do­ris Schie­dek: Oh ja, wir sind ein an­er­kann­tes Gre­mi­um in der
Stadt ge­wor­den.

Fra­ge: Wo konn­te der Agen­da-Rat sei­ne Kom­pe­tenz ein­brin­gen?

Dr. Do­ris Schie­dek: Bei­spiels­wei­se bei der Pla­nung und Um­set­zung
der Kon­zep­ti­on zur IGA 2003 und des Nach­nut-zungs­kon­zep­tes. Auch
die Leit-li­ni­en zur Stadt­ent­wick­lung der Han­se­stadt, die im Jahr 2000
mit der Un­ter­stüt­zung vie­ler Ver­ei­ne, Ver­bän­de, Äm­ter, Bür­ger und
Bür­ge­rin­nen der Stadt dis­ku­tiert und von der Bür­ger­schaft
ver­ab­schie­det wur­den, hat der Agen­da-Rat mit ge­prägt.

Fra­ge: Wo­zu braucht man die­se all­ge­mei­nen Vor­ga­ben?

Dr. Do­ris Schie­dek: Sie sind der Hand­lungs­rah­men für die zu­künf­ti­ge
Ent­wick­lung un­se­rer Stadt, bei­spiels­wei­se in den Be­rei­chen Wirt­schaft,
Woh­nen, Um­welt und Kul­tur.

Fra­ge: Wo hat sich dies schon aus­ge­zahlt?

Dr. Do­ris Schie­dek: Bei der Stadt­pla­nung und der Woh­num-
feld­ge­stal­tung oder beim Aus­bau des Stadt­ver­kehrs. Au­ßer­dem gibt es
ei­nen Bür­ger­schafts­be­schluss zum „Fai­ren Han­del“ und
um­welt­freund­li­ches Ra­deln wird eben­falls un­ter­stützt. Nicht zu­letzt
wur­de die Han­se­stadt bei ei­nem bun­des­wei­ten Wett­be­werb 2002 als
„zu­kunfts­fä­hi­ge Kom-mu­ne“ aus­ge­zeich­net.

Fra­ge: Wie geht es mit den Leit­li­ni­en wei­ter?

Dr. Do­ris Schie­dek: Sie wer­den na­tür­lich fort­ge­schrie­ben. Im
Sep­tem­ber wird es da­zu ei­ne öf­fent­li­che Ver­an­stal­tung ge­ben. Dort
sol­len auch Er­geb­nis­se der bis­he­ri­gen Um­set­zung vor­ge­stellt wer­den.
Da­nach sol­len die Leit-li­ni­en in ei­ner brei­ten Dis­kus­si­on, un­ter
Be­tei­li­gung des städ­ti­schen Bü­ros für nach­hal­ti­ge Stadt­ent-
wick­lung/Agen­da 21 und des Agen­da 21-Ra­tes, ak­tua­li­siert wer­den.

Fra­ge: Wie setzt sich der Agen­da 21-Rat zu­sam­men?

Dr. Do­ris Schie­dek: Der­zeit hat der Rat 19 Mit­glie­der, dar­un­ter ist der
Ober­bür­ger­meis­ter, Ver­tre­ter al­ler Bür­ger­schafts­frak­tio­nen so­wie fünf
Per­sön­lich­kei­ten des öf­fent­li­chen Le­bens aus den Be­rei­chen Wirt­schaft,
Kul­tur, So­zia­les und Hoch­schu­le. Au­ßer­dem ge­hö­ren dem Rat die
Spre­cher und Spre­che­rin­nen der Agen­da-Ar­beits­krei­se an.

Fra­ge: Wel­che sind das?

Dr. Do­ris Schie­dek: Da ist zum Bei­spiel der Ent­wick­lungs­po­li-ti­sche
Run­de Tisch so­wie die Ar­beits­krei­se Frau­en und Lo­ka­le Agen­da 21,
Mo­bi­li­tät, Öko-Au­dit, Kli­ma­schutz so­wie Stadt- und
Re­gio­nal­ent­wick­lung.

Fra­ge: Wie ge­hen Sie mit dem Vor­ur­teil um, als un­fle­xi­ble Ökos zu
gel­ten, die statt Au­to zu fah­ren per­ma­nent zu Fuß ge­hen oder Fahr­rad
fah­ren?

Dr. Do­ris Schie­dek: Sehr lo­cker. Denn ich be­trach­te mich kei­nes­falls als
ein­sei­tig den­ken­der Um­welt­freak. Ich mag mein Fahr­rad, bin häu­fi­ge
Be­nut­ze­rin von Bus und Bahn und fah­re auch ger­ne Au­to. Al­les zu
sei­ner Zeit und ich fin­de es gut, zwi­schen den drei­en wäh­len zu kön­nen.

Fra­ge: Wie kann man sich als in­ter­es­sier­ter Bür­ger für die An­lie­gen des
Agen­da-Ra­tes en­ga­gie­ren?

Dr. Do­ris Schie­dek: Ganz ein­fach, in den Ar­beits­krei­sen mit­ma­chen.
Die­se sind of­fen, das hei­ßt, man kann dort an ei­nem oder meh­re­ren
Pro­jek­ten mit­ar­bei­ten, die ei­nen in­ter­es­sie­ren und wenn man möch­te,
den Ar­beits­kreis wie­der ver­las­sen und wo­an­ders mit­ma­chen.
An­sprech­part­ner für In­ter­es­sier­te ist das Bü­ro für nach­hal­ti­ge
Stadt­ent­wick­lung/ Agen­da 21 (Tel. 381-1148).

Fra­ge: Wel­chen The­men will sich der Agen­da 21-Rat künf­tig be­son­ders
wid­men?

Dr. Do­ris Schie­dek: Dem Um­welt­ma­nage­ment­sys­tem zum Bei­spiel,
das ge­gen­wär­tig be­reits mit gro­ßem Er­folg im Um­welt­amt um­ge­setzt
wird. Und da­bei geht es kei­nes­wegs nur um Licht aus­knip­sen. So soll
bei­spiels­wei­se der An­teil an Re­cy­cling­pa­pier in der Ver­wal­tung auf 70
Pro­zent er­höht wer­den. Es gibt ei­ne gan­ze Rei­he von an­de­ren
Maß­nah­men und was sich hier viel­leicht sim­pel an­hört, bringt un­term
Strich ei­ne rich­ti­ge Ein­spa­rung von Kos­ten. Gut­ach­ter aus Eng­land
ha­ben bei ei­nem deutsch­land­wei­ten Städ­te­ver­gleich in punc­to
Um­welt­ma­nage­ment dem Um­welt­amt der Han­se­stadt Ros­tock sehr
gu­te No­ten ver­ge­ben. Wir sind al­so auf die­sem Sek­tor vie­len Städ­ten
mei­len­weit vor­aus und nun geht es dar­um, das Kon­zept zu­künf­tig
mög­lichst in der ge­sam­ten Stadt­ver­wal­tung um­zu­set­zen.

Fra­ge: Gibt es wei­te­re The­men?

Dr. Do­ris Schie­dek: Aber ja, der Ar­beits­kreis Mo­bi­li­tät zum Bei­spiel
er­ar­bei­tet zur Zeit ei­ne Bro­schü­re „Mo­bil in Ros­tock“. Vie­le wer­den
über­rascht sein, wie viel­fäl­tig die Mög­lich­kei­ten sind, bei Tag und Nacht
gut durch Ros­tock zu kom­men. Ge­mein­sam mit dem
Ent­wick­lungs­po­li­ti­schen Tisch be­rei­tet das Agen­da Bü­ro für den 18.
Ju­ni die Ver­an­s­tal-tung „Fair-wal­ten in Ros­tock“ vor.

Fra­ge: Wel­che Chan­cen hat der Agen­da-21-Rat, di­rekt in po­li­ti­sche
Ent­schei­dun­gen ein­zu-grei­fen?

Dr. Do­ris Schie­dek: Wir kön­nen uns di­rekt an die Bür­ger­schaft wen­den,
ha­ben dort auch Re­de-recht oder an die Aus­schüs­se. In der
Ver­gan­gen­heit war dies häu­fig der Aus­schuss für Stadt- und
Re­gio­nal­ent­wick­lung, Um­welt und Ord­nung.

Fra­ge: Was ist Ihr per­sön­li­ches Cre­do, um Zie­le zu er­rei­chen ?

Dr. Do­ris Schie­dek: Kon­flik­te be­sei­ti­gen und nicht schaf­fen. Gibt es
kon­trä­re Mei­nun­gen, soll­te je­der Part­ner die Chan­ce er­hal­ten, sei­ne
Ar­gu­men­te zu Ge­hör zu brin­gen. Dann kann man sich ei­ni­gen, oh­ne
dass der­je­ni­ge ge­winnt, der am lau­tes­ten schreit. Ich weiß, das klingt
sehr idea-lis­tisch, aber ich bin nun mal be­strebt, al­le Sei­ten an ei­nen
ge­mein­sa­men Tisch zu be­kom­men und ei­nen Kon­sens zu fin­den

Fra­ge: Wo­her neh­men Sie Ih­ren Idea­lis­mus?

Dr. Do­ris Schie­dek: Ich wür­de es nicht Idea­lis­mus nen­nen, son­dern
eher Mo­ti­va­ti­on. Als Bio­lo­gin am In­sti­tut für Ost­see­for­schung in
War­ne­mün­de ar­bei­te ich häu­fig mit Wis­sen­schaft­lern aus
ver­schie­dens­ten Län­dern zu­sam­men. Da­bei gilt es wis­sen­schaft­li­che
Fra­gen zum Le­bens­raum Meer zu be­ant­wor­ten und ge­mein­sa­me
Lö­sun­gen zu fin­den, über sprach­li­che und kul­tu­rel­le Gren­zen hin­weg.
Ich den­ke, das hat da­zu bei­ge­tra­gen, dass ich mich für nach­hal­ti­ge
Ent­wick­lung in­ter­es­sie­re und ein­set­zen.
Vie­len Dank für das Ge­spräch.
ka