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Zehn Jahre Arbeitsgruppe Sucht in der Hansestadt Rostock

Pressemitteilung vom 23.02.2000

23. Februar 2000

Zehn Jahre Arbeitsgruppe "Sucht" in der Hansestadt Rostock

"Das jeweils Machbare erkennen und tun" beschreibt Dr. Christa Dorow die Maxime der Arbeitsgruppe "Sucht", die heute ihr zehnjähriges Bestehen feiert. Ziel dieser Gruppe, gegründet aus Mitarbeitern des staatlichen Gesundheitswesens, konfessionellen Trägern der Suchthilfe, Betroffenenvertretern und interessierten Laien, war es, das Thema Sucht zu enttabuisieren und öffentlich zu thematisieren. "Es war keineswegs die "Stunde Null" der Rostocker Suchthilfe. Es gab sie auch in der ehemaligen DDR. Wir verfügten hier in Rostock über ein an der Neurosentherapie orientiertes anspruchsvolles Psychotherapiekonzept der Rostocker Tagesklinik und moderne Elemente der Gruppenarbeit bei Caritas und Stadtmission. Zudem hat die Arbeitsgemeinschaft zur Abwehr der Suchtgefahren (AGAS) auch ausgesprochen niedrigschwellig-akzeptierende Alkoholikerfürsorge gewährleistet. Auch die betriebliche Gesundheitssorge, z. B. mit einem Patientenklub für abstinentlebende Alkoholkranke "Trockendock" war für die damalige DDR schon beachtlich entwickelt", erinnert sich die Suchtkoordinatorin im Gesundheitsamt. Es ging aber nun darum, ein differenziertes Hilfesystem unter neuen gesellschaftlichen Bedingungen zu entwickeln. Zudem mussten Nachsorge und Selbsthilfeangebote errichtet werden. Eine spezifische Suchtprävention fehlte und eine suchtspezifische stationäre Entwöhnung gab es in Rostock bis zur Wende nicht.

Inzwischen hat sich eine ständige Arbeitsgruppe "Sucht" gebildet, in der heute alle Einrichtungen der Stadt die Suchthilfe gezielt betreiben und die kommunalen Kostenträger vereint sind. "Der gemeinsame Weg war keineswegs bequem und das Zusammengehen der verschiedenen Träger, Betroffenenverbände und interessierten Bürger nicht immer harmonisch", unterstreicht Frau Dr. Dorow. Und doch habe man viel erreicht. Suchtprobleme, ihre Ursachen und Bedingungen sowie die Hilfemöglichkeiten, so meint die Fachfrau, seien einer breiten Öffentlichkeit bekannt. Viele Aktionen, Informationsmaterial, Vorträge, Fachtagungen und die Rostocker Suchtwochen haben dazu einen Beitrag geleistet. Die Struktur der Suchtkrankenhilfe und Suchtprävention ist heute wesentlich differenzierter. Das Suchtpräventionskabinett der Hansestadt und der Drogenkontaktladen der Caritas wurden beispielsweise konzeptionell durch die Arbeitsgruppe entwickelt und betreuungswirksam umgesetzt.

Vor zwei Jahren beschloss man, die Arbeit differenzierter in kleinen Gruppen weiterzuführen. Für den Fachbereich Prävention sollte ein gesondertes Gremium geschaffen werden. "Nach zehn Jahren intensiver Arbeit wird deutlich, dass es in der Suchthilfe keine dauerhaft gültigen Lösungen gibt. Insofern bleibt es ein Prozess der permanenten Anpassung und Wandlungsfähigkeit", bilanziert Dr. Dorow. "Wir wollen uns weiterhin gemeinsam anstrengen, denn auch künftig werden die Bäume nicht in den Himmel wachsen."