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Zum "Tag des Baumes" am 25. April 2004

Pressemitteilung vom 21.04.2004

Mit zwei Aktionen macht das Amt für Stadtgrün, Naturschutz und Landschaftspflege auf den "Tages des Baumes" am 25. April aufmerksam, um das Thema Stadtbaum unter umfassenderen Gesichtspunkten weiterhin im Interesse der Öffentlichkeit zu halten. Es will dadurch vor allem auf die Notwendigkeit von Baumpflanzungen verweisen, denn nur so kann der zunehmenden Überalterung, gerade des Straßenbaumbestandes, nachhaltig begegnet werden.

Am Freitag, dem 23. April 2004, ab 9 Uhr wird Dr. Wolfgang Nitzsche, Senator für Umwelt, Soziales, Jugend und Gesundheit, mit Unterstützung des Stadtgrünamtes drei Weißtannen, die Bäume des Jahres 2004, im Barnstorfer Wald am Kastanienplatz pflanzen.

"Baum des Jahres 2004" ist die Weißtanne (lat.: "Abies alba"), die zu den heimischen immergrünen Nadelgehölzen zählt. Der Name der Weißtanne geht auf die weiß-graue Rinde zurück. Ihr Verbreitungsgebiet ist auf das südliche Mitteleuropa und Südosteuropa beschränkt. Sie kommt überwiegend in den Mischbeständen der Mittelgebirge, z.B. im Schwarzwald und in Thüringen, vor, erreicht ein Höchstalter von 500 bis 600 Jahren und als höchste Baumart Europas eine maximale Höhe von 65 Metern. Die Nutzung des Holzes ist sehr vielseitig, da es sich gut bearbeiten, imprägnieren, verleimen und spalten lässt. So wird Tannenholz als Bauholz für Dielenböden, Möbel, Musikinstrumente und Dachschindeln verwendet. Eine besondere Rarität ist der intensiv aromatisch duftende, fast schwarze Weißtannenhonig. In der Medizin sind Tannenkräuterbäder und das sogenannte "Elsässer Terpentin" (Tannenharz) mit seiner antiseptischen Wirkung bekannt.

Umgangssprachlich werden Fichten irrtümlicher Weise häufig als Tannen bezeichnet. Es gibt aber einige deutliche Unterscheidungsmerkmale: Die Nadeln der Tannen sind immer weich und an den Seitenzweigen gescheitelt angeordnet, während Fichtennadeln schmerzhaft stechen und gleichmäßig um den Zweig verteilt sind. Im Vergleich zu den hängenden Zapfen der Fichte stehen die bis 16 cm großen Tannenzapfen aufrecht wie Kerzen. Die Weißtanne war einst der beliebteste Weihnachtsbaum, bis sie von der Fichte verdrängt wurde. Gut bekannt ist das Lied "Oh Tannenbaum, oh Tannenbaum", in dem genau dies besungen wird. Aber nicht nur in Liedern, sondern auch in Sagen und Märchen wurden die dunklen Tannenwälder von einst beschrieben, wie z.B. in dem Märchen "Das kalte Herz" von Wilhelm Hauff.

Die stärksten noch lebenden Weißtannen Deutschlands befinden sich im Schwarzwald mit einem Stammdurchmesser von fast zwei Metern. Leider sind die Vorkommen in Deutschland in den letzten 200 Jahren um 90 % der ursprünglichen Fläche zurückgegangen. In vier Bundesländern steht sie deshalb auf der "Roten Liste" der vom Aussterben bedrohten Pflanzen. Die Weißtanne ist als Mimose unter den Waldbaumarten anfällig gegenüber Trockenheit, Klimaveränderung und Luftverschmutzung. Zusätzlich problematisch sind Wildverbiss, Kahlschläge, Förderung der Fichte, Übernutzung und Schädlinge. Aus diesem Grund benötigt die Weißtanne viel Pflege und in der Forstwirtschaft höchstes waldbauliches Können. Als Waldbaumart befinden sich einige wenige Exemplare auch in der Rostocker Heide, so z.B. im Revier Hinrichshagen, wo man die etwa 75 Jahre alten Bäume in Augenschein nehmen kann.

In jedem Jahr wird von einem eigens dafür gegründeten Kuratorium der "Baum des Jahres" benannt. Dadurch soll verstärkt über heimischen Baumarten, ihre Eigenarten und Bedeutung, informiert werden.

Eine weitere Aktion zum Tag des Baumes findet vom 23. bis 26. April 2004 am Universitätsplatz statt. Mit dem zeitweiligen Aufstellen von neun Linden wollen der Bund Deutscher Baumschulen e.V. - Landesverband Mecklenburg-Vorpommern, das Amt für Stadtgrün, Naturschutz und Landschaftspflege und der Fachverband Garten-, Landschafts- und Sportplatzbau Mecklenburg-Vorpommern e.V. in einer Gemeinschaftsaktion Bürger, Stadtplaner und Politiker dazu aufrufen, für mehr Bäume in der Stadt einzutreten.

Die Neupflanzung von Bäumen im öffentlichen Grün unserer Städte ist leider rückläufig. Dafür gibt es vor allem drei Gründe: Das erste Argument sind gestalterische Gründe, wonach für viele Planer, gerade in der Altstadtsanierung, das historische Vorbild Vorrang hat. Folge: Da es in alten Städten kaum Bäume gab, wird auch in der modernen Stadtsanierung der steinernen Stadt, ohne Bäume, der Vorzug gegeben. Andererseits werden immer wieder Bäume nur als "Dekoration" geplant und erhalten daher nur einen sehr unzureichenden Lebensraum. Zweiter konkreter Grund sind die unterirdischen Leitungsnetze. Diese haben in den letzten Jahrzehnten eine Dichte erreicht, die unter Berücksichtigung notwendiger Mindestabstände kaum noch Baumpflanzungen erlauben. Baumpflanzungen bedeuten also entweder mehr Kompromissbereitschaft der Leitungsträger oder Leitungsumverlegungen. Dies kostet Geld, was "nur für Baumpflanzungen" selten zur Verfügung steht. Dritter Grund ist die Haltung vieler Straßenbaulastträger, wonach Bäume den Straßenverkehr behindern bzw. sogar zu großer Unfallgefahr hochstilisiert werden. Eigentlicher Hintergrund dürfte aber auch hier die kostenintensive Pflege des Straßenbegleitgrüns sein.

Die planmäßige Neuanlage und die Pflege des Baumbestandes in den Städten hat derzeit keine ausreichende Lobby und leidet darüber hinaus unter den objektiven Sparzwängen der öffentlichen Haushalte. Die Aktion will versuchen, einen kleinen Beitrag zum Umdenken zu leisten. Nach Abschluss der Aktion werden die gesponserten Linden im Rostocker Schwanenteichpark gepflanzt.

Der "Tag des Baumes" im amerikanischen Ursprung ist durch Julius Sterling Morton entstanden. Dieser setzte sich im baumarmen Nebraska für große Baumpflanzaktionen ein und wies als Journalist immer wieder auf die große Wohlfahrtswirkung der Bäume hin. Am 10. April 1872 pflanzten erstmals Bürger und Farmer über eine Mio. Bäume. Kaum zwei Jahrzehnte später übernahmen alle Staaten der USA den "Tag des Baumes". Allmählich wurde er in der ganzen Welt bekannt und so wurde in Deutschland am 25. April 1952 der erste "Tag des Baumes" begangen.