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Na­vi­ga­ti­on

Zwei­te Jü­di­sche Kul­tur­ta­ge Ros­tock vom 8. bis 22. Ju­ni

Pres­se­mit­tei­lung vom 17.05.2017

Zum zwei­ten Mal rich­tet die Jü­di­sche Ge­mein­de Ros­tock ge­mein­sam mit ih­ren Ko­ope­ra­ti­ons­part­nern Jü­di­sche Kul­tur­ta­ge aus. Das Fes­ti­val bie­tet in die­sem Jahr vom 8. bis 22. Ju­ni 2017 an zehn Ver­an­stal­tungs­ta­gen ein um­fang­rei­ches Pro­gramm, bei dem es Film­vor­füh­run­gen, ei­ne Aus­stel­lung, Ge­sprächs­run­den und je­de Men­ge Mu­sik ge­ben wird. Ins­ge­samt wer­den 14 sehr un­ter­schied­li­che Ein­zel­ver­an­stal­tun­gen an zehn Ver­an­stal­tungs­or­ten an­ge­bo­ten.

Mit im Boot sind wie auch im Vor­jahr die Han­se­stadt Ros­tock, das Max-Sa­mu­el-Haus, die Com­pa­gnie de Comé­die, das Li­te­ra­tur­haus Ros­tock, das Pe­ter-Weiss-Haus und das LI.​WU. Als neue Part­ner en­ga­gie­ren sich die Ge­schichts­werk­statt Ros­tock, der In­ter­re­li­giö­se Ge­sprächs­kreis Ros­tock so­wie die Böll-Stif­tung. Re­nom­mier­te Künst­le­rin­nen und Künst­ler konn­ten auch dank der Un­ter­stüt­zung durch den Zen­tral­rat der Ju­den in Deutsch­land ge­won­nen wer­den, so die Schrift­stel­le­rin­nen Ze­ru­ya Shalev und An­ni­ka Reich, die Sän­ge­rin und Schau­spie­le­rin San­dra Kreis­ler, der is­rae­li­sche Schau­spie­ler Vla­di­mir Fried­man, die Ham­burg Klez­mer Band, die Band YSK­FI aus Ber­lin. Lan­des­rab­bi­ner Dr. Wil­liam Wolff, der im Ju­ni die Eh­ren­bür­ger­wür­de der Han­se­stadt Ros­tock er­hält, wird eben­falls im Fo­kus ei­ner Ver­an­stal­tung ste­hen.


Don­ners­tag, 8. Ju­ni
16.30 Uhr, Krö­pe­li­ner Tor

Auf­takt der Zwei­ten Jü­di­schen Kul­tur­ta­ge in Ros­tock. Er­öff­nung der Aus­stel­lung „Au­to­ri­tät und Freu­de“. Jü­di­sches Le­ben in Po­len heu­te.
Krö­pe­li­ner Stra­ße, Ein­tritt frei, Spen­den sind will­kom­men

Die Ge­schich­te der Ju­den in Po­len ist be­kannt. 90 Pro­zent der dort vor der Schoa le­ben­den 3,5 Mil­lio­nen Ju­den wur­den er­mor­det. Die Mehr­heit der Über­le­ben­den wan­der­te nach dem Krieg aus, auch in­fol­ge von Po­gro­men wie 1946 in Kiel­ce und der an­ti­se­mi­ti­schen Kam­pa­gne von 1968. Nach dem Fall des „Ei­ser­nen Vor­hangs“ er­wacht das jü­di­sche Le­ben in Po­len wie­der zag­haft. Har­ry Wein­berg, geb. 1939 in War­schau, war nach dem Fo­to­gra­fie­stu­di­um un­ter an­de­rem As­sis­tent des be­kann­ten pol­ni­schen Fo­to­gra­fen Ed­ward Hart­wig und ar­bei­te­te als Fo­to­jour­na­list für In­ter­press, ei­ne der wich­tigs­ten Agen­tu­ren Po­lens. Seit er vor ei­ni­gen Jah­ren er­fah­ren hat, dass er jü­di­scher Her­kunft ist, fo­to­gra­fiert Wein­berg das jü­di­sche Le­ben in Po­len. Die Aus­stel­lung ist zu se­hen bis 30. Ju­li 2017. Mit Un­ter­stüt­zung des Zen­tral­rats der Ju­den in Deutsch­land.


Don­ners­tag, 8. Ju­ni
20 Uhr, Li­te­ra­tur­haus Ros­tock
Ze­ru­ya Shalev & An­ni­ka Reich: „FRA­GI­LE – Ein eu­ro­päi­scher Brief­wech­sel.“ Le­sung & Ge­spräch in deut­scher und engl. Spra­che. Mo­dera­ti­on: Ul­ri­ka Rin­ke.
Do­be­ra­ner Str. 21 ? Ein­tritt fünf/acht Eu­ro

An­ni­ka Reich an Ze­ru­ya Shalev:
„Wenn ich dar­an den­ke, dass Du in ei­nem Land lebst, in dem man nicht si­cher ist, dann fra­ge ich mich, wie Du das aus­hältst, wie man das aus­hal­ten kann.“
Ze­ru­ya Shalev an An­ni­ka Reich:
„Ich glau­be fest an die weib­li­che Kraft. Im letz­ten Som­mer schloss ich mich ei­ner Or­ga­ni­sa­ti­on an, die sich „Frau­en ma­chen Frie­den“ nennt, die sich be­müht, das Ver­bin­den­de zwi­schen uns und den Pa­läs­ti­nen­sern her­aus­zu­fin­den.“

Zwei Au­to­rin­nen, die sich in ih­rem je­wei­li­gen Land en­ga­gie­ren, be­gin­nen ei­nen Brief­wech­sel, oh­ne sich zu ken­nen. Von An­fang an ist der Ton zwi­schen bei­den ver­traut – die Au­to­rin­nen sind sich über die gro­ße Di­stanz so nah, dass Ze­ru­ya Shalev in ei­nem Brief von An­ni­ka Reich ih­re ei­ge­nen Wor­te zu er­ken­nen glaubt. Zur Spra­che kommt das ei­ge­ne Schrei­ben, aber auch die Ge­sell­schaft, in der die bei­den le­ben. Wie meis­tert man ge­sell­schaft­li­che und per­sön­li­che Kri­sen, wie hält man die Hoff­nung auf­recht? Und wie lebt man in ei­nem Land, das sich in an­dau­ern­dem Aus­nah­me­zu­stand be­fin­det? Die­ser Brief­wech­sel, den das Li­te­ra­tur­haus in Le­sung und Ge­spräch vor­stellt, er­laubt ei­nen in­ti­men Blick nach Is­ra­el und ei­nen neu­en Blick auf Eu­ro­pa und das Land, in dem wir le­ben.

Ze­ru­ya Shalev, 1959 in ei­nem Kib­buz am See Ge­ne­za­reth ge­bo­ren, ge­hört zu den be­deu­tends­ten Er­zäh­le­rin­nen un­se­rer Zeit. Sie stu­dier­te Bi­bel­wis­sen­schaf­ten und lebt mit ih­rer Fa­mi­lie in Je­ru­sa­lem. Ih­re viel­fach aus­ge­zeich­ne­te Tri­lo­gie über die mo­der­ne Lie­be – „Lie­bes­le­ben“, „Mann und Frau“, „Spä­te Fa­mi­lie“ – wur­de in über 20 Spra­chen über­tra­gen.
An­ni­ka Reich, ge­bo­ren 1973, lebt mit ih­ren bei­den Kin­dern in Ber­lin. Sie ist Schrift­stel­le­rin, Es­say­is­tin, Do­zen­tin und Ak­ti­vis­tin. Sie lehrt an der Kunst­aka­de­mie Düs­sel­dorf und der Baye­ri­schen Aka­de­mie des Schrei­bens. Mit an­de­ren Au­to­rin­nen be­treibt sie die ZEIT-On­line Ko­lum­ne „10­nach8“ und ist Mit-In­itia­to­rin des Ak­ti­ons­bünd­nis­ses „Wir ma­chen das“. Zu­letzt er­schie­nen ihr Ro­man „Die Näch­te auf ih­rer Sei­te“ (2015) und 2016 ihr Kin­der­buch­de­büt „LOT­TO macht was sie will“.


Sonn­tag, 11. Ju­ni
16 Uhr, Jü­di­sche Ge­mein­de Ros­tock
Prä­sen­ta­ti­on von Ar­bei­ten des Kunst­his­to­ri­kers Prof. Ana­to­li Ro­ma­nov.
Au­gus­ten­str. 20, Ein­tritt frei, Spen­den sind will­kom­men

Vor­ge­stellt wer­den be­ein­dru­cken­de Kunst­ob­jek­te, die die drei gro­ßen Welt­re­li­gio­nen re­prä­sen­tie­ren. Tech­ni­ken, wie Email­le-, Fi­li­gran­tech­nik, Gra­vur so­wie Guss ka­men zur An­wen­dung. Ma­te­ria­li­en sind zum Bei­spiel Sil­ber, Mala­chit und an­de­re Schmuck­stei­ne.


Sonn­tag, 11. Ju­ni
19.30 Uhr, Pe­ter-Weiss-Haus
Kon­zert mit You shouldn‘t know from it … it‘s klez­mer (Ber­lin)
Do­be­ra­ner Str. 21, Ein­tritt sechs/zehn Eu­ro

YSK­FI ist „die“ in­ter­na­tio­na­le Klez­mer Band aus Ber­lin für tra­di­tio­nel­le jü­di­sche Tanz­mu­sik und jid­di­sche Lie­der. Nach vie­len Kon­zer­ten auf re­nom­mier­ten Fes­ti­vals in Eu­ro­pa und Nord-Ame­ri­ka hat sich die Band nun wie­der­ver­ei­nigt, um auch die hie­si­gen Ge­mein­den nach Jid­disch­land mit­zu­neh­men. Die Mu­si­ker sind al­le­samt in­ter­na­tio­nal be­kann­te Klez­mer­mu­si­ker: Kla­ri­net­te - Chris­ti­an Da­wid (Deutsch­land), Ak­kor­de­on - San­ne Mö­ri­cke (Hol­land), Bass - Mi­cha­el Tut­tle (USA), Schlag­zeug - Ham­pus Me­lin (Schwe­den), Ge­sang und Tanz - Sa­sha Lur­je (Lett­land). Kon­zert und Tanz mit An­lei­tung. Mit Un­ter­stüt­zung des Zen­tral­rats der Ju­den in Deutsch­land.


Mon­tag, 12. Ju­ni
17 Uhr, Fest­saal des Rat­hau­ses
Ein Wan­de­rer zwi­schen den Kul­tu­ren. Ver­an­stal­tung des In­ter­re­li­giö­sen Ge­sprächs­krei­ses Ros­tock, Ge­spräch mit dem Lan­des­rab­bi­ner und künf­ti­gen Eh­ren­bür­ger der Han­se­stadt Ros­tock Dr. Wil­liam Wolff
Neu­er Markt 1, Ein­tritt frei, Spen­den sind will­kom­men

Ei­ne Kind­heit in Ber­lin, Flucht vor dem na­tio­nal­so­zia­lis­ti­schen Ter­ror und Exil in den Nie­der­lan­den und in Großbri­tan­ni­en, Jour­na­list und Rab­bi­ner in Eng­land, Lan­des­rab­bi­ner in Meck­len­burg-Vor­pom­mern - Wil­liam Wolff war in ver­schie­de­nen Kul­tu­ren un­ter­wegs und ver­stand es in sei­ner freund­li­chen, kla­ren und hu­mor­vol­len Wei­se im­mer wie­der Brü­cken zu bau­en. Im Ge­spräch mit Weg­ge­fähr­ten aus sei­ner Ros­to­cker Zeit wie Ju­ri Ro­sov, dem Vor­sit­zen­den der Jü­di­schen Ge­mein­de Ros­tock, Weih­bi­schof Horst Eber­lein (Ham­burg) und dem Di­rek­tor der Evan­ge­li­schen Aka­de­mie der Nord­kir­che, Klaus-Die­ter Kai­ser, wird Lan­des­rab­bi­ner Dr. Wil­liam Wolf aus sei­nem Le­ben be­rich­ten.


Diens­tag, 13. Ju­ni
17 Uhr, Jü­di­sche Ge­mein­de Ros­tock
Vla­di­mir Fried­man, Lie­der­pro­gramm in rus­si­scher Spra­che „Is­ra­el po-rus­ski“
Au­gus­ten­stra­ße 20, Ein­tritt fünf/acht Eu­ro

Fried­man wur­de im so­wje­ti­schen Kursk ge­bo­ren, ab­sol­vier­te an der Rus­si­schen Aka­de­mie für Thea­ter­kunst (GI­TIS) ei­ne Aus­bil­dung bei der Volks­künst­le­rin E. By­s­tryts­ka­ja. Nach acht­jäh­ri­gem Thea­ter­en­ga­ge­ment zog er 1991 nach Is­ra­el. Seit­her spiel­te er in über 20 is­rae­li­schen bzw. rus­si­schen Thea­ter­pro­duk­tio­nen und 60 Ki­no- und Fern­seh­pro­jek­ten mit, er­hielt di­ver­se Prei­se, zum Bei­spiel für sei­nen „Bei­trag für die Ent­wick­lung von Thea­ter und Ki­no in Is­ra­el“, als „Schau­spie­ler des Jah­res“ in der Ka­te­go­rie „Bes­te männ­li­che Thea­ter­rol­le“, ist mit sei­ner Ar­beit in Is­ra­el be­lieb­tes­ter rus­sisch­spra­chi­ger Schau­spie­ler und mit sei­nen Pro­gram­men auch welt­weit un­ter­wegs. Und je­des sei­ner Lie­der ist wie ein klei­nes Thea­ter­stück, über das neue Le­ben und die Er­in­ne­rung an das DORT, wo er einst auf die Welt kam.


Mitt­woch, 14. Ju­ni
16 Uhr, LI.​WU.
Prä­sen­ta­ti­on der Ko­mö­die „Le­nin im Ok­to­ber“. In rus­si­scher/he­bräi­scher Spra­che mit eng­li­schen Un­ter­ti­teln. Im An­schluss Ge­spräch mit ei­nem der Haupt­dar­stel­ler, dem is­rae­li­schen Schau­spie­ler Vla­di­mir Fried­man (mit deut­scher Über­set­zung).
LI.​WU. im Me­tro­pol, Bar­n­stor­fer Weg 4, Ein­tritt fünf/sechs Eu­ro

Der Traum von Koch Gri­scha geht in Er­fül­lung, als er durch ei­ne Erb­schaft end­lich zu sei­nem ei­ge­nen Re­stau­rant kommt. Al­ler­dings ver­füg­te sein ver­stor­be­ner rei­cher On­kel, dass sei­ne kom­mu­nis­ti­sche Welt­an­schau­ung auch über sei­nen Tod hin­aus durch das Re­stau­rant „Ok­to­ber“ Ver­brei­tung fän­de, so zum Bei­spiel durch das Auf­stel­len ei­ner Le­nin­büs­te. Die­se im mo­der­nen Is­ra­el zu fin­den, ge­stal­tet sich aben­teu­er­lich.


Don­ners­tag, 15. Ju­ni
18 Uhr, Max-Sa­mu­el-Haus
„Lu­ther und die Ju­den - aus christ­li­cher und jü­di­scher Sicht be­trach­tet“. Vor­trags- und Ge­sprächs­abend.
Schil­ler­platz 10, Ein­tritt frei, Spen­den sind will­kom­men

In­ner­halb der Ros­to­cker jü­di­schen Kul­tur­ta­ge geht es im 500. Ju­bi­lä­ums­jahr der Re­for­ma­ti­on um die Wech­sel­wir­kun­gen zwi­schen Mar­tin Lu­ther und dem Ju­den­tum. Zu­nächst wird Til­man Je­re­mi­as, Pas­tor für Mis­si­on und Öku­me­ne im Kir­chen­kreis Meck­len­burg, über Lu­thers An­ti­ju­da­is­mus und des­sen Wir­kungs­ge­schich­te spre­chen, aus christ­li­cher und theo­lo­gi­scher Sicht; an­schlie­ßend re­fe­riert der His­to­ri­ker Prof. Ar­ka­dy Tsfas­man über die star­ken Im­pul­se Lu­thers für das Ju­den­tum aus jü­di­scher und his­to­ri­scher Sicht. Nach den Kurz­vor­trä­gen soll es ge­nü­gend Raum zum Aus­tausch ge­ben. Ver­an­stal­tet vom Ver­ein „Ar­nold Bern­hard“ in Ko­ope­ra­ti­on mit dem Max- Sa­mu­el- Haus/Stif­tung Be­geg­nungs­stät­te für jü­di­sche Ge­schich­te und Kul­tur in Ros­tock. Re­ser­vie­run­gen un­ter in­fo@​max-​samuel-​haus.​de und Te­le­fon 4923209


Sonn­tag, 18. Ju­ni
19.30 Uhr, Ba­rock­saal
Kon­zert „Von Herz zu Herz“ mit Vi­ta­ly Psa­ryov, Ba­ri­ton, Ma­ri­in­ski-Thea­ter (St. Pe­ters­burg).
Uni­ver­si­täts­platz , Ein­tritt acht/zehn Eu­ro

Der ver­dien­te Künst­ler Russ­lands Vi­ta­ly Psa­ryov ist der Mu­sik seit sei­nem 16. Le­bens­jahr ver­bun­den. Nach Ab­schluss des Rim­ski-Kor­sa­kow-Kon­ser­va­to­ri­ums in der Klas­se für Di­ri­gen­ten und Chor ar­bei­tet er zu­nächst im En­sem­ble „Die sin­gen­den Gi­tar­ren“, ab 1979 als So­list im Staats­or­ches­ter Russ­lands. Seit 1997 ist er So­list der Pe­ters­bur­ger Mu­sic-Hall.


Mon­tag, 19. Ju­ni
17 Uhr, LI.​WU. (Frie­da 23)
BÖLL-Mon­tags­ki­no, Film & Ge­spräch „Wir sind Ju­den aus Bres­lau“
Deutsch­land 2016, 108 Min., Re­gie: Ka­rin Ka­per, Dirk Szuszi­es
Fried­rich­stra­ße 23, Ein­tritt drei/fünf/sechs Eu­ro

Sie wa­ren jung, blick­ten er­war­tungs­froh in die Zu­kunft, fühl­ten sich in Bres­lau, der Stadt mit der da­mals in Deutsch­land dritt­grö­ß­ten jü­di­schen Ge­mein­de, be­hei­ma­tet. Dann kam Hit­ler an die Macht. Seit­dem ver­bin­det die­se Her­an­wach­sen­den das ge­mein­sa­me Schick­sal der Ver­fol­gung durch Na­zi-Deutsch­land als Ju­den. Man­che muss­ten flie­hen oder ins Exil ge­hen, ei­ni­ge über­leb­ten das Kon­zen­tra­ti­ons­la­ger Ausch­witz. Der Hei­mat end­gül­tig be­raubt, ent­ka­men sie in al­le ret­ten­den Him­mels­rich­tun­gen und bau­ten sich in den USA, Eng­land, Frank­reich, und auch in Deutsch­land ein neu­es Le­ben auf. Mit den Er­in­ne­run­gen an ver­gan­ge­ne jü­di­sche Le­bens­wel­ten in Bres­lau und ih­ren spä­te­ren Er­fah­run­gen un­ter an­de­rem bei der Grün­dung Is­ra­els oder dem Wie­der­auf­bau der Jü­di­schen Ge­mein­de in Bres­lau schla­gen die 14 Zeit­zeu­gen ei­ne emo­tio­na­le Brü­cke von der Ver­gan­gen­heit in ei­ne von uns al­len ver­ant­wort­lich zu ge­stal­ten­de Zu­kunft.


Mon­tag, 19. Ju­ni
20 Uhr, BÜH­NE 602
„Schum Da­var“ - Kon­zert mit San­dra Kreis­ler
War­now­ufer 55, Ein­tritt sie­ben/zwölf/15 Eu­ro

„Man muss ein Le­ben ge­lebt ha­ben, um so Chan­sons sin­gen zu kön­nen …“, sag­te ein Zeit­ge­nos­se über San­dra Kreis­ler. Und: „San­dra stört im­mer durch Mit­den­ken“. Und ge­nau so kommt auch „Schum Da­var“ da­her mit al­len sei­nen im he­bräi­schen Pro­gramm­ti­tel ver­steck­ten Mehr­deu­tig­kei­ten. Jü­di­scher, quer­den­ke­ri­scher - da­bei je­doch leicht da­her­kom­men­der - Hu­mor in der Tra­di­ti­on ih­res be­rühm­ten Va­ters Ge­org Kreis­ler. Des­sen Songs, neue Songs und hun­der­te Jah­re al­te Stetl-Ni­gu­nim er­gän­zen sich wie selbst­ver­ständ­lich und wer­den kon­ge­ni­al be­glei­tet von den Mu­si­kern Gen­na­dij Desat­nik und Va­le­riy Kho­rysh­man des Trio Sho. Mit Un­ter­stüt­zung des Zen­tral­rats der Ju­den in Deutsch­land.

Diens­tag, 20. Ju­ni
20 Uhr, Li­te­ra­tur­haus Ros­tock
Le­na Go­re­lik & Dmit­rij Ka­pi­tel­man: Iden­ti­tät, Hei­mat, Exil – deutsch-jü­di­sche Bio­gra­phi­en. Le­sung & Ge­spräch mit Ya­na Lem­ber­ska. Mo­dera­ti­on: Ul­ri­ka Rin­ke
Do­be­ra­ner Str. 21, Ein­tritt fünf/acht Eu­ro


Ih­re Mut­ter­spra­che ist rus­sisch, doch Le­na Go­re­lik und Dmit­rij Ka­pi­tel­man schrei­ben auf Deutsch: Bei­de er­kun­den auf ih­re Wei­se und mit au­to­bio­gra­phi­schem Grund­ton das Le­ben rus­sisch-jü­di­scher Im­mi­gran­ten in Deutsch­land. Wit­zig und sen­si­bel zu­gleich be­schrei­ben sie in ih­ren Ro­ma­nen das ge­glück­te wie das ge­schei­ter­te Hei­misch­wer­den, die Russ­land­sehn­sucht und den manch­mal schwie­ri­gen Zu­gang zur ei­ge­nen jü­di­schen Iden­ti­tät. In Le­sung und Ge­spräch mit Ya­na Lem­ber­ska be­kom­men die­se Er­fah­run­gen Raum.
Le­na Go­re­lik, ge­bo­ren 1981 in Sankt Pe­ters­burg, kam 1992 zu­sam­men mit ih­rer rus­sisch-jü­di­schen Fa­mi­lie nach Deutsch­land und lebt heu­te in Mün­chen. 2009 wur­de ihr der För­der­preis des Fried­rich-Höl­der­lin-Prei­ses ver­lie­hen. Sie ver­fass­te meh­re­re Ro­ma­ne, un­ter an­de­rem „Hoch­zeit in Je­ru­sa­lem“ und „Ver­liebt in St. Pe­ters­burg“.

Dmit­rij Ka­pi­tel­man, 1986 in Kiew ge­bo­ren, kam im Al­ter von acht Jah­ren als „Kon­tin­gent­flücht­ling“ mit sei­ner Fa­mi­lie nach Deutsch­land. Er stu­dier­te Po­li­tik­wis­sen­schaft und So­zio­lo­gie an der Uni­ver­si­tät Leip­zig und ab­sol­vier­te die Deut­schen Jour­na­lis­ten­schu­le in Mün­chen. 2016 er­schien „Das Lä­cheln mei­nes un­sicht­ba­ren Va­ters“. Ya­na Lem­ber­ska war von Kin­des­bei­nen an Mit­glied der Ros­to­cker jü­di­schen Ge­mein­de. Als Li­te­ra­tur­wis­sen­schaft­le­rin ar­bei­tet sie an ei­ner Dis­ser­ta­ti­on über „Hy­bri­de Iden­ti­tä­ten im li­te­ra­ri­schen Werk rus­sisch-jü­di­scher Au­tor/in­nen in Is­ra­el und Deutsch­land“ an der Hoch­schu­le für Jü­di­sche Stu­di­en (HfJS) in Hei­del­berg. Seit Sep­tem­ber 2015 ar­bei­tet Lem­ber­ska als Re­fe­ren­tin für Stu­die­ren­den­för­de­rung beim Ernst Lud­wig Ehr­lich Stu­di­en­werk.


Mitt­woch, 21. Ju­ni
17 Uhr, Jü­di­sche Ge­mein­de Ros­tock
„Thea­ter­kalei­do­skop“
Au­gus­ten­stra­ße 20, Ein­tritt frei, Spen­den sind will­kom­men

Das seit dem 1. Ja­nu­ar 2017 un­ter der Lei­tung der Schau­spie­le­rin Mar­ga­ri­ta Vishnya­ko­va lau­fen­de Pro­jekt „Thea­ter­stu­dio der Jü­di­schen Ge­mein­de Ros­tock“ stellt sich vor. Die Räu­me des Ge­mein­de­hau­ses wer­den zur Büh­ne für die ein­zel­nen Pro­jekt­grup­pen und ei­ni­ge Über­ra­schungs­gäs­te. Die Hob­by­dar­stel­le­rin­nen und -dar­stel­ler wer­den zum Bei­spiel Aus­schnit­te aus dem Pup­pen­spiel „Die Schnee­kö­ni­gin“, Sze­nen aus Stü­cken von Erich Ma­ria Re­mar­que, Di­na Ru­bi­na, Man­fri Tor­vik und Mark Kra­vets zei­gen.


Don­ners­tag, 22. Ju­ni
18 Uhr, Jü­di­sche Ge­mein­de Ros­tock
Ab­schluss­abend der Zwei­ten Jü­di­schen Kul­tur­ta­ge in Ros­tock mit ei­nem Kon­zert der „Ham­burg Klez­mer Band“. Es darf ge­tanzt wer­den.
Au­gus­ten­stra­ße 20, Ein­tritt sechs/zehn Eu­ro

Die Band fei­ert 2017 ihr zehn­jäh­ri­ges Be­stehen. Ge­spielt wird ein viel­sei­ti­ges und ab­wechs­lungs­rei­ches Pro­gramm jü­di­scher, mol­da­wi­scher, ukrai­ni­scher und ru­mä­ni­scher Mu­sik, hoch­vir­tu­os, mit viel See­le und un­ge­brems­ter Tanz­wut. Ne­ben dem tra­di­ti­ons­treu­en Spiel hat sich die Ham­burg Klez­mer Band dem Er­kun­den neu­er We­ge mit Aus­flü­gen zu an­de­ren Gen­res und Kul­tu­ren ver­schrie­ben. So ent­ste­hen ein ganz ei­ge­ner Sound und ein span­nen­des Kon­zert­er­leb­nis. Die Band be­steht aus dem be­kann­ten Vio­li­nis­ten und Kom­po­nis­ten Mark Kov­nats­kiy, dem Ak­kor­de­on-Vir­tuo­sen Sta­nis­lav Di­ner­man, dem Tu­bis­ten und Mu­sik­theo­re­ti­ker Mik­hail Ma­ne­vitch so­wie Pe­za Bout­na­ri am Schlag­zeug.


Ge­naue­re In­for­ma­tio­nen er­hal­ten In­ter­es­sen­ten auf den Web­sei­ten der je­wei­li­gen Ver­an­stal­tungs­or­te bzw. bei der Jü­di­schen Ge­mein­de Ros­tock, Au­gus­ten­stra­ße 20, 18055 Ros­tock, Tel. 4590724, Fax 4922315, www.​syn​agog​e-​rostock.​de.