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Na­vi­ga­ti­on

His­to­rie Be­rufs­feu­er­wehr Ros­tock

Grün­dung der Ros­to­cker Be­rufs­feu­er­wehr

Feuerwehrdepot am Vögenteichplatz im Jahre 1908
Feu­er­wehr­de­pot am Vö­gen­teich­platz im Jah­re 1908

Am 7. De­zem­ber 1905 ver­füg­te der Rat der Stadt Ros­tock den Bau ei­nes Zen­tral­feu­er­wehr­de­pots auf dem Vö­gen­teich­platz. En­de 1906 war der Bau fer­tig ge­stellt. Mit den Be­schlüs­sen der Bür­ger­ver­tre­tung vom Ju­ni des Jah­res 1908 so­wie auf Vor­schlag des Po­li­zei­am­tes war der Weg zur Ent­wick­lung der Be­rufs­feu­er­wehr in Ros­tock frei­ge­ge­ben. Am 1. Ju­li 1908 wur­de die Ros­to­cker Be­rufs­feu­er­wehr for­miert.
Sie setz­te sich zu­sam­men aus: 

  • 1 Brand­in­spek­tor
  • 1 Feu­er­wehr­feld­we­bel
  • 4 Ober­feu­er­wehr­leu­ten
  • 27 Feu­er­wehr­leu­ten
  • 8 Fah­rer

Brand­in­spek­tor, Feu­er­wehr­feld­we­bel so­wie die Feu­er­wehr­leu­te wa­ren Be­am­te. Die Fah­rer wur­den kon­trakt­pflich­tig an­ge­nom­men und gleich­zei­tig ver­pflich­tet, auch au­ßer­halb des Feu­er­wehr­diens­tes tä­tig zu wer­den.

Die Stadt Ros­tock bil­de­te zum Lö­schen des Feu­ers so­wie zur Rea­li­sie­rung al­ler sich aus der Brand­be­kämp­fung ab­lei­ten­den Maß­nah­men spe­zi­el­le Mann­schaf­ten.
Ver­pflich­tet wur­den:

  • Sprit­zen­mann­schaf­ten 
  • Be­rufs­mann­schaf­ten der Zim­mer­leu­te, Mau­rer, Schorn­stein­fe­ger und Ma­tro­sen
  • Re­ser­ve­mann­schaf­ten · Trä­ger­mann­schaf­ten · Zu­brin­ger­mann­schaf­ten
  • Ord­nungs­mann­schaf­ten der Bür­ger­wehr, der Bür­ger­wa­che und der Po­li­zei.

Mit die­ser struk­tu­rel­len und or­ga­ni­sa­to­ri­schen Ent­wick­lung voll­zog sich ein Wan­del in der Aus­stat­tung der Feu­er­wehr. Ne­ben den per­so­nel­len Vor­aus­set­zun­gen muss­ten auch die ma­te­ri­ell­tech­ni­schen Vor­aus­set­zun­gen ge­schaf­fen wer­den. Das war ne­ben der Er­rich­tung ei­ner Haupt­feu­er­wehr mit al­len not­wen­di­gen Dienst­ein­rich­tun­gen, wie ka­ser­nier­te Un­ter­brin­gung der Mann­schaft, Stall- und Fut­ter­mög­lich­kei­ten, Wa­gen­hal­le, Schlauch­turm, die In­stal­la­ti­on ei­nes mo­der­nen Lösch­was­ser­sys­tems.

Zur Be­stim­mung der Per­so­nal­stär­ke der neu ge­grün­de­ten Be­rufs­feu­er­wehr wur­de fest­ge­legt, dass ein aus­rei­chend schlag­fer­ti­ger Lösch­zug aus 

  • Gas­sprit­ze
  • Dampfsprit­ze
  • me­cha­ni­sche Lei­ter be­steht.

Die­ser alarm­be­rei­te ers­te Ab­marsch wur­de be­setzt mit:

  • 3 Ober­feu­er­wehr­leu­ten
  • 9 Feu­er­wehr­leu­ten
  • 3 Fah­rern
  • 6 Pfer­den.

Als sach­li­che Lösch­mit­tel stan­den der Feu­er­wehr zur Ver­fü­gung:

  • 10 Pfer­de
  • 2 Land-Dampfsprit­zen 
  • 1 Schiffs-Dampfsprit­ze
  • 2 Gas­sprit­zen
  • 2 Ma­schi­nen­lei­tern
  • 2 Ten­der
  • 2 Per­so­nen­wa­gen
  • 2 Land­sprit­zen
  • 1 Kran­ken­wa­gen.

Be­son­de­res Ge­wicht wur­de auf die tech­ni­sche Aus­bil­dung der Feu­er­wehr­leu­te ge­legt. Da­zu ge­hör­ten ne­ben der kör­per­li­chen Übung zur Er­hal­tung und För­de­rung der Kraft und Ge­wandt­heit die Übun­gen und Un­ter­wei­sun­gen in al­len Zwei­gen des Feu­er­lösch­we­sens. Ei­ne all­mäh­li­che Um­rüs­tung der Feu­er­wehr­tech­nik er­höh­te den Ein­satz­wert der Feu­er­wehr:

  • 1908 - Ma­girus-Dreh­lei­ter
  • 1909 - zwei­te Dampfsprit­ze
  • 1910 - ers­ter Kran­ken­wa­gen
  • 1912 - elek­to­mo­bi­le Dampfsprit­ze
  • 1913 - zwei­ter Kran­ken­wa­gen
  • 1916 - Mo­tor­schiffsprit­ze
  • 1920 - Au­to­kran­ken­wa­gen 
  • 1923 - ers­te Au­to­sprit­ze Hand­druck-Feu­er­sprit­ze

Ros­to­cker Feu­er­wehr im Drit­ten Reich

Brau­ne Schat­ten le­gen sich nach der Macht­er­grei­fung der Na­zis auf die Ros­to­cker Feu­er­wehr. Sie be­kam den Sta­tus ei­ner Po­li­zei­trup­pe. Zu­nächst wur­den miss­lie­bi­ge Feu­er­wehr­män­ner ent­fernt. Kom­mu­nis­ten, So­zi­al­de­mo­kra­ten, Män­ner jü­di­scher Her­kunft wur­den aus dem bis­he­ri­gen Dienst­ver­hält­nis ent­las­sen. Am 10. Mai 1933 er­folg­te auf dem Vö­gen­teich­platz (un­ter Auf­sicht der Feu­er­wehr) die Bü­cher­ver­bren­nung. In der „Kris­tall­nacht“ vom 9. zum 10. No­vem­ber 1938 setz­ten die Na­zis Syn­ago­gen und un­ge­zähl­te jü­di­sche Ge­schäf­te in Brand. Die Feu­er­wehr schau­te zu, ließ es bren­nen und schütz­te nur an­gren­zen­de Ge­bäu­de. In der Nacht vom 25. zum 26. April 1942 sah sich die Feu­er­wehr erst­mals der bri­ti­schen Bom­ber­stra­te­gie ge­gen­über­ge­stellt. In­ner­halb kur­zer Zeit brann­ten 1.081 Ge­bäu­de. Was­ser­man­gel und Phos­phor­brand­mit­tel be­wirk­ten ein im­mer er­neu­tes Auf­flam­men des Feu­ers. Die Feu­er­wehr stand vor ih­rer bis­her schwers­ten Auf­ga­be. Die La­ge wur­de von der Na­zi­füh­rung falsch be­ur­teilt. Hil­fe von au­ßer­halb der Stadt­gren­zen wur­de nur un­ge­nü­gend an­ge­for­dert, ei­ne ein­heit­li­che Füh­rung der Brand­be­kämp­fung war nicht ge­währ­leis­tet. Die In­stand­set­zung des be­reits nach den ers­ten Luft­an­grif­fen be­schä­dig­ten Lösch­was­ser­net­zes hät­te viel en­er­gi­scher be­trie­ben wer­den müs­sen. So kam es, dass die Lösch­was­ser­ent­nah­me aus den Hy­dran­ten fast un­mög­lich wur­de. Das Was­ser muss­te über lan­ge We­ge­s­tre­cken aus der War­now ent­nom­men wer­den. Die vier gro­ßen Luft­an­grif­fe des zwei­ten Welt­krie­ges stell­ten ei­ne der grö­ß­ten Brand­ka­ta­stro­phen in der Ge­schich­te Ros­tocks dar. Am 30. April ver­ließ ein Gro­ß­teil der Ros­to­cker Feu­er­wehr die Stadt in Rich­tung Wes­ten. Zu­rück blieb ein „Stadt­ver­tei­di­gungs­auf­ge­bot“ der Feu­er­wehr. Der letz­te Be­fehl an den Feu­er­wehr­trupp lau­te­te: Spren­gung der War­now­brü­cken! Die bei­den Feu­er­wehr­leu­te Karl Lüb­be und Fried­rich Lang­schwa­ger ver­hin­der­ten durch ih­ren mu­ti­gen Ein­satz die Spren­gung der Müh­len­damm­brü­cke und der Pe­tri­brü­cke.

Ros­to­cker Feu­er­wehr nach 1945

Mit dem Be­fehl Nr. 1 des Mi­li­tär­kom­man­dan­ten der Stadt vom 5. Mai 1945 er­folg­te die Ver­pflich­tung der 14 sich noch in der Stadt be­find­li­chen ehe­ma­li­gen Feu­er­wehr­leu­te zur Wie­der­auf­nah­me des Diens­tes. Wie­der­ein­ge­stellt wur­den eben­so die sei­ner­zeit von den Na­zis ent­las­se­nen Feu­er­wehr­män­ner, die der KPD und der SPD an­ge­hör­ten und es gab ers­te Neu­ein­stel­lun­gen. Kom­mis­sa­ri­scher Lei­ter wur­de Wil­ly Hoff, der zu je­nen 14 Feu­er­wehr­män­nern ge­hör­te, die am 30. April 1945 in der Stadt ver­blie­ben wa­ren. Be­trug die Per­so­nal­stär­ke im Mai 1945 noch 25 Feu­er­wehr­leu­te, so wa­ren es im Mai be­reits 55 Per­so­nen.

Am 13. Au­gust 1945 mach­te der Lei­ter der Feu­er­wehr, Zan­der, neue Stel­len­plan­vor­schlä­ge. Die Stär­ke der Be­rufs­feu­er­wehr soll­te durch die Be­schäf­ti­gung von neun Zi­vil­be­schäf­tig­ten, drei Au­to­schlos­sern, vier Te­le­fo­nis­ten und zwei Frau­en als Rei­ni­gungs­kräf­te auf 60 Per­so­nen er­höht wer­den. Die Auf­stel­lung der Feu­er­wehr war ei­ne für die Stadt le­bens­wich­ti­ge Auf­ga­be. Die schlech­te Ver­sor­gungs­la­ge in die­ser Zeit mach­te es un­mög­lich, je­den Feu­er­wehr­mann kom­plett aus­zu­rüs­ten. Es gab kei­ne Uni­for­men und kein fes­tes Schuh­zeug. Le­dig­lich Schutz­an­zü­ge aus dem Sor­ti­ment der Ar­beits­be­klei­dung wur­den über die Zi­vil­sa­chen ge­zo­gen. Am 1. De­zem­ber 1947 kün­dig­te der Mi­nis­ter für Han­del und Ver­sor­gung der Lan­des­re­gie­rung Meck­len­burg an, dass noch im De­zem­ber 18 Uni­for­men und 21 halb­lan­ge Män­tel zur Ver­fü­gung ge­stellt wür­den. Aus künf­ti­gen Ein­fuh­ren soll­ten 30 Paar Le­der­ar­beits­schu­he ge­lie­fert und in Zu­kunft die Ver­sor­gung mit Tex­ti­li­en und Schuh­werk durch den FDGB er­fol­gen.

Mit der Grün­dung der DDR 1949 be­gann ein neu­er Ent­wick­lungs­ab­schnitt für die Feu­er­wehr Ros­tock. Ei­ne Re­or­ga­ni­sa­ti­on der Be­rufs­feu­er­wehr und der frei­wil­li­gen Feu­er­weh­ren er­schien not­wen­dig. Im Mi­nis­te­ri­um des In­nern wur­de die Haupt­ver­wal­tung Deut­sche Volks­po­li­zei ge­bil­det. Die­ser Haupt­ab­tei­lung wur­den am 1. Ja­nu­ar 1950 die bis da­hin den ört­li­chen Staats­or­ga­nen un­ter­ste­hen­den Lan­des- und Kreis­brand­schutz­äm­ter und die Be­rufs­feu­er­weh­ren un­ter­stellt.

In der Haupt­ver­wal­tung der Deut­schen Volks­po­li­zei wur­den die Haupt­ab­tei­lung Feu­er­wehr und in den Lan­des­be­hör­den der Deut­schen Volks­po­li­zei (DVP) und in al­len Kreis­äm­tern der DVP Ab­tei­lun­gen Feu­er­wehr ge­bil­det. Mit die­ser zen­tra­len Un­ter­stel­lung wa­ren Vor­aus­set­zun­gen zur ein­heit­li­chen Füh­rung der Feu­er­weh­ren ge­ge­ben. Das Ge­setz zum Schut­ze vor Brand­ge­fah­ren vom 18. Ja­nu­ar 1956 wur­de das ers­te Brand­schutz­ge­setz der DDR. Es hob die bis da­hin gel­ten­de Ver­ord­nung über das Brand­schutz­we­sen der Län­der der so­wje­ti­schen Be­sat­zungs­zo­ne Deutsch­lands vom 28. Au­gust 1949 auf.

Die Or­ga­ne des Brand­schut­zes wur­den ge­glie­dert in 

  • Zen­tra­le Brand­schutz­or­ga­ne
  • Ört­li­che Brand­schutz­or­ga­ne
  • Be­trieb­li­che Brand­schutz­or­ga­ne.

Zur Ver­hin­de­rung von Brän­den wur­den Mas­sen­be­we­gun­gen aus­ge­löst, die dem in der DDR ver­brei­te­ten Ver­ständ­nis zur Mo­bi­li­sie­rung von gro­ßen Be­völ­ke­rungs­krei­sen für be­stimm­te Auf­ga­ben ent­spra­chen.
Ak­tio­nen wie z.B.

  • Ta­ge der Mas­sen­kon­trol­len in Be­trie­ben und Wohn- ge­bie­ten
  • kom­ple­xe Über­prü­fun­gen von Ge­mein­den
  • Kampf ge­gen Lo­dri­an 
  • Feu­er­wehr­mann Fix
  • Lösch­fahr­zeug der gu­ten Ta­ten

stan­den für die Ein­hal­tung der Brand­schutz­be­stim­mun­gen, für den Er­werb von Kennt­nis­sen über das rich­ti­ge Brand­schutz­ver­hal­ten und die Un­ter­stüt­zung der frei­wil­li­gen Feu­er­weh­ren.

Die Exis­tenz der Nep­t­un­werft, der Bau der War­now­werft und des Über­see­ha­fens mach­ten die Ein­rich­tun­gen von Be­triebs­feu­er­wehr­kom­man­dos er­for­der­lich und führ­ten zur Schaf­fung des Kom­man­dos Feu­er­lösch­boo­te. Mit der Ver­ab­schie­dung ei­nes neu­en Brand­schutz­ge­set­zes am 19. De­zem­ber 1974 wur­de der Brand­schutz voll­in­halt­lich zum An­lie­gen der so­zia­lis­ti­schen Ge­sell­schaft. Der Brand­schutz wur­de Be­stand­teil der staat­li­chen und ge­sell­schaft­li­chen Maß­nah­men zur Ge­währ­leis­tung von Ord­nung, Dis­zi­plin und Si­cher­heit.

Stän­di­ge Wei­ter­bil­dun­gen so­wie re­gel­mä­ßi­ge Leis­tungs­über­prü­fun­gen in­ner­halb der Be­rufs­feu­er­weh­ren der Han­se­stadt Ros­tock ge­währ­leis­te­ten ei­nen qua­li­ta­tiv ho­hen Ein­satz­stand der Feu­er­wehr­leu­te. Das Ge­setz stellt die Mit­ar­beit in den frei­wil­li­gen Feu­er­weh­ren als eh­ren­amt­li­che Tä­tig­keit im In­ter­es­se und zum Nut­zen der so­zia­lis­ti­schen Ge­sell­schaft her­aus. Die Über­ga­be des neu­en Feu­er­wehr­ge­bäu­des am 29. Ju­li 1983 in der Süd­stadt an die Feu­er­wehr Ros­tock mar­kiert den Hö­he­punkt ei­ner Mo­der­ni­sie­rung des Feu­er­lösch­we­sens un­ter so­zia­lis­ti­schen Ver­hält­nis­sen.