Home
Na­vi­ga­ti­on

Wild­sam­mel­stel­le Wiet­ha­gen ist für den Seu­chen­fall ge­rüs­tet

Pres­se­mit­tei­lung vom 30.10.2019 - Um­welt und Ge­sell­schaft / Rat­haus

Mit dem Auf­tre­ten der ers­ten Fäl­le der Afri­ka­ni­schen Schwei­ne­pest (ASP) auf dem Ge­biet der Eu­ro­päi­schen Uni­on im Jah­re 2014 in Po­len, Li­tau­en, Lett­land und Est­land stieg das Ri­si­ko ei­ner In­fek­ti­on der Wild­schwein- und Haus­schwein­be­stän­de auch für Deutsch­land in er­heb­li­chem Ma­ße. Im Rah­men der ge­setz­li­chen Tier­seu­chen­prä­ven­ti­on wa­ren und sind al­le be­tref­fen­den Be­hör­den und In­sti­tu­tio­nen auf­ge­for­dert, die er­for­der­li­chen Maß­nah­men zum Schutz ge­gen die Ein­schlep­pung bzw. zur Be­kämp­fung und Wei­ter­ver­brei­tung der ASP ein­zu­lei­ten. So er­folg­te in Meck­len­burg-Vor­pom­mern ei­ne Prü­fung der Wild­sam­mel­stel­len auf ih­re Eig­nung für die Samm­lung und Ver­wah­rung von to­tem Schwarz­wild im Aus­bruchs­fall und wei­te­ren Ver­lauf der ASP auf der Grund­la­ge tier­seu­chen­recht­li­cher Vor­ga­ben.

Ros­tock gilt auf­grund der La­ge und der Ver­kehrs­an­bin­dun­gen als Hoch­ri­si­ko­ge­biet für ein mög­li­ches Auf­tre­ten und die Wei­ter­ver­brei­tung die­ser Tier­seu­che. Im Er­geb­nis um­fang­rei­cher fach­li­cher Ana­ly­sen und Be­ur­tei­lun­gen aus Sicht der Tier­seu­chen­prä­ven­ti­on und -pro­phy­la­xe war es not­wen­dig, die Wild­sam­mel­stel­le (WSS) des Stadt­forst­am­tes Ros­tock in Wiet­ha­gen tier­seu­chen­ge­recht um­zu­bau­en und zu er­wei­tern, da­mit im Seu­chen­fall to­tes Schwarz­wild hier ge­sam­melt, ver­wahrt und zur un­schäd­li­chen Be­sei­ti­gung ab­trans­por­tiert wer­den kann.

Die er­for­der­li­chen theo­re­ti­schen Pla­nun­gen be­gan­nen be­reits 2014 fe­der­füh­rend durch das Ve­te­ri­när- und Le­bens­mit­tel­über­wa­chungs­amt. Un­ter Pla­nung, Lei­tung und Kon­trol­le des Kom­mu­na­len Ei­gen­be­trie­bes Ob­jekt­be­wirt­schaf­tung und -ent­wick­lung (KOE) be­gan­nen die Bau­maß­nah­men im Som­mer 2017 und wur­den mit der Auf­stel­lung ei­nes Per­so­nal­con­tai­ners im Herbst 2018 ab­ge­schlos­sen.

Die be­reits be­stehen­de Kühl­zel­le der Wild­sam­mel­stel­le Wiet­ha­gen wur­de er­gänzt durch ei­ne kom­plet­te Ein­zäu­nung des aus­leucht­ba­ren Are­als (890 m²) in­klu­si­ve ei­ner ent­spre­chen­den Tor­an­la­ge für den Fahr­zeug- und Per­so­nen­ver­kehr. Der Zaun wur­de wild­si­cher 35 cm in den Bo­den ein­ge­las­sen. Wei­te­re Be­stand­tei­le der An­la­ge sind ei­ne Des­in­fek­ti­ons­durch­fahr­wan­ne für PKW und LKW im Ver­bund mit ei­ner im Bo­den ein­ge­las­se­nen 10 m³ gro­ßen Was­s­er­zis­ter­ne zur Auf­nah­me und spä­te­ren un­schäd­li­chen Be­sei­ti­gung von Schmutz­was­ser, ein was­ser­dich­ter bo­den­ver­sie­gel­ter Fahr­zeug­rei­ni­gungs- und -des­in­fek­ti­ons­platz mit Was­ser- und Elek­tro­an­schluss, ein Fett­ab­schei­der, zwei Con­tai­ner­stell­flä­chen zur Samm­lung und zum Ab­trans­port von to­tem Schwarz­wild, ein Wen­de­platz, ein Per­so­nal­con­tai­ner (schwarz/weiß-Prin­zip mit in­te­grier­ter Du­sche und EDV-An­schluss) so­wie ein was­ser­dich­ter, bo­den­ver­sie­gel­ter se­pa­rat be­leucht­ba­rer Auf­brech­platz.

Auf­grund der zen­tra­len und ver­kehrs­güns­ti­gen La­ge kann ei­ne Nut­zung auch durch die um­lie­gen­den Land­krei­se, z.B. bei Tot­fun­den von Schwarz­wild im Tier­seu­chen­fall über Ver­ein­ba­run­gen ge­re­gelt wer­den.

Um­bau und Er­wei­te­rung der Wild­sam­mel­stel­le am Stand­ort Wiet­ha­gen er­folg­ten mit ei­ner Ge­samt­in­ves­ti­ti­ons­sum­me von über 216.000 Eu­ro. Da­von un­ter­stütz­te das Land Meck­len­burg-Vor­pom­mern den Bau die­ser Ein­rich­tung mit För­der­mit­teln in Hö­he von knapp 84.000 Eu­ro.

Se­na­tor Dr. Chris Mül­ler-von Wry­cz Re­kow­ski, be­tont: „Na­tür­lich hof­fen wir, dass uns ein Aus­bruch der Afri­ka­ni­schen Schwei­ne­pest in un­se­rer Re­gi­on er­spart bleibt, aber das ist lei­der nicht sehr wahr­schein­lich. Als Stadt­ver­wal­tung müs­sen wir uns des­halb recht­zei­tig auf den Seu­chen­fall ein­stel­len. Mit den um­fang­rei­chen Bau­ar­bei­ten hier am Stand­ort Wiet­ha­gen sind wir da­für jetzt sehr gut ge­rüs­tet. Ich dan­ke al­len Be­tei­lig­ten für ihr En­ga­ge­ment."

Dr. Stef­fen Zan­der, Lei­ter des Ve­te­ri­när- und Le­bens­mit­tel­über­wa­chungs­am­tes, un­ter­streicht: „Zwar ist die Krank­heit für uns Men­schen voll­kom­men un­ge­fähr­lich, der wirt­schaft­li­che Scha­den ei­ner Aus­brei­tung wä­re aber vor al­lem in der Land­wirt­schaft enorm. Im Fall ei­nes Aus­bruchs der Seu­che kommt es des­halb dar­auf an, ei­ne wei­te­re Ver­schlep­pung des Er­re­gers mög­lichst wir­kungs­voll zu ver­hin­dern. Mit dem Um­bau der Wild­sam­mel­stel­le Wiet­ha­gen ha­ben wir hier­für jetzt sehr gu­te Vor­aus­set­zun­gen ge­schaf­fen."

Da auch im ASP-Tier­seu­chen­fall die Fort­füh­rung des nor­ma­len Jagd­be­trie­bes auf an­de­re Wild­ar­ten ge­währ­leis­tet blei­ben soll und muss und die WSS Wiet­ha­gen in die­sem Fal­le als Tier­seu­chen­ob­jekt ih­ren ur­sprüng­li­chen Cha­rak­ter ei­ner WSS au­to­ma­tisch ver­liert, wird die Han­se- und Uni­ver­si­täts­stadt Ros­tock in Hin­richs­ha­gen ei­ne ehe­mals vor­han­de­ne Wild­sam­mel­stel­le re­kon­stru­ie­ren und teil­wei­se neu bau­en.

Mit ei­ner Wald­flä­che von über 6.000 Hekt­ar ge­hört die Han­se- und Uni­ver­si­täts­stadt Ros­tock zu den grö­ß­ten kom­mu­na­len Wald­be­sit­zern in Deutsch­land. Der durch die Han­se- und Uni­ver­si­täts­stadt zu be­wirt­schaf­ten­de Teil der Nord­öst­li­chen Hei­de Meck­len­burgs ist als Ros­to­cker Hei­de in vier Forst­re­vie­re auf­ge­teilt. Die durch­schnitt­li­che Schwarz­wild­stre­cke in den letz­ten zehn Jah­ren lag bei et­wa 300 Stück im Jagd­jahr (min­des­tens 180 bis ma­xi­mal 430 Stück). Der der­zei­ti­ge Grund­be­stand an Schwarz­wild in der Ros­to­cker Hei­de wird auf et­wa 220 Tie­re ge­schätzt (et­wa vier Tie­re pro 100 Hekt­ar) mit ei­ner re­pro­duk­ti­ons­be­ding­ten Zu­wachs­ra­te von 250 % im Früh­jahr.