Wildsammelstelle Wiethagen ist für den Seuchenfall gerüstet
Pressemitteilung vom
Mit dem Auftreten der ersten Fälle der Afrikanischen Schweinepest (ASP) auf dem Gebiet der Europäischen Union im Jahre 2014 in Polen, Litauen, Lettland und Estland stieg das Risiko einer Infektion der Wildschwein- und Hausschweinbestände auch für Deutschland in erheblichem Maße. Im Rahmen der gesetzlichen Tierseuchenprävention waren und sind alle betreffenden Behörden und Institutionen aufgefordert, die erforderlichen Maßnahmen zum Schutz gegen die Einschleppung bzw. zur Bekämpfung und Weiterverbreitung der ASP einzuleiten. So erfolgte in Mecklenburg-Vorpommern eine Prüfung der Wildsammelstellen auf ihre Eignung für die Sammlung und Verwahrung von totem Schwarzwild im Ausbruchsfall und weiteren Verlauf der ASP auf der Grundlage tierseuchenrechtlicher Vorgaben.
Rostock gilt aufgrund der Lage und der Verkehrsanbindungen als Hochrisikogebiet für ein mögliches Auftreten und die Weiterverbreitung dieser Tierseuche. Im Ergebnis umfangreicher fachlicher Analysen und Beurteilungen aus Sicht der Tierseuchenprävention und -prophylaxe war es notwendig, die Wildsammelstelle (WSS) des Stadtforstamtes Rostock in Wiethagen tierseuchengerecht umzubauen und zu erweitern, damit im Seuchenfall totes Schwarzwild hier gesammelt, verwahrt und zur unschädlichen Beseitigung abtransportiert werden kann.
Die erforderlichen theoretischen Planungen begannen bereits 2014 federführend durch das Veterinär- und Lebensmittelüberwachungsamt. Unter Planung, Leitung und Kontrolle des Kommunalen Eigenbetriebes Objektbewirtschaftung und -entwicklung (KOE) begannen die Baumaßnahmen im Sommer 2017 und wurden mit der Aufstellung eines Personalcontainers im Herbst 2018 abgeschlossen.
Die bereits bestehende Kühlzelle der Wildsammelstelle Wiethagen wurde ergänzt durch eine komplette Einzäunung des ausleuchtbaren Areals (890 m²) inklusive einer entsprechenden Toranlage für den Fahrzeug- und Personenverkehr. Der Zaun wurde wildsicher 35 cm in den Boden eingelassen. Weitere Bestandteile der Anlage sind eine Desinfektionsdurchfahrwanne für PKW und LKW im Verbund mit einer im Boden eingelassenen 10 m³ großen Wasserzisterne zur Aufnahme und späteren unschädlichen Beseitigung von Schmutzwasser, ein wasserdichter bodenversiegelter Fahrzeugreinigungs- und -desinfektionsplatz mit Wasser- und Elektroanschluss, ein Fettabscheider, zwei Containerstellflächen zur Sammlung und zum Abtransport von totem Schwarzwild, ein Wendeplatz, ein Personalcontainer (schwarz/weiß-Prinzip mit integrierter Dusche und EDV-Anschluss) sowie ein wasserdichter, bodenversiegelter separat beleuchtbarer Aufbrechplatz.
Aufgrund der zentralen und verkehrsgünstigen Lage kann eine Nutzung auch durch die umliegenden Landkreise, z.B. bei Totfunden von Schwarzwild im Tierseuchenfall über Vereinbarungen geregelt werden.
Umbau und Erweiterung der Wildsammelstelle am Standort Wiethagen erfolgten mit einer Gesamtinvestitionssumme von über 216.000 Euro. Davon unterstützte das Land Mecklenburg-Vorpommern den Bau dieser Einrichtung mit Fördermitteln in Höhe von knapp 84.000 Euro.
Senator Dr. Chris Müller-von Wrycz Rekowski, betont: „Natürlich hoffen wir, dass uns ein Ausbruch der Afrikanischen Schweinepest in unserer Region erspart bleibt, aber das ist leider nicht sehr wahrscheinlich. Als Stadtverwaltung müssen wir uns deshalb rechtzeitig auf den Seuchenfall einstellen. Mit den umfangreichen Bauarbeiten hier am Standort Wiethagen sind wir dafür jetzt sehr gut gerüstet. Ich danke allen Beteiligten für ihr Engagement."
Dr. Steffen Zander, Leiter des Veterinär- und Lebensmittelüberwachungsamtes, unterstreicht: „Zwar ist die Krankheit für uns Menschen vollkommen ungefährlich, der wirtschaftliche Schaden einer Ausbreitung wäre aber vor allem in der Landwirtschaft enorm. Im Fall eines Ausbruchs der Seuche kommt es deshalb darauf an, eine weitere Verschleppung des Erregers möglichst wirkungsvoll zu verhindern. Mit dem Umbau der Wildsammelstelle Wiethagen haben wir hierfür jetzt sehr gute Voraussetzungen geschaffen."
Da auch im ASP-Tierseuchenfall die Fortführung des normalen Jagdbetriebes auf andere Wildarten gewährleistet bleiben soll und muss und die WSS Wiethagen in diesem Falle als Tierseuchenobjekt ihren ursprünglichen Charakter einer WSS automatisch verliert, wird die Hanse- und Universitätsstadt Rostock in Hinrichshagen eine ehemals vorhandene Wildsammelstelle rekonstruieren und teilweise neu bauen.
Mit einer Waldfläche von über 6.000 Hektar gehört die Hanse- und Universitätsstadt Rostock zu den größten kommunalen Waldbesitzern in Deutschland. Der durch die Hanse- und Universitätsstadt zu bewirtschaftende Teil der Nordöstlichen Heide Mecklenburgs ist als Rostocker Heide in vier Forstreviere aufgeteilt. Die durchschnittliche Schwarzwildstrecke in den letzten zehn Jahren lag bei etwa 300 Stück im Jagdjahr (mindestens 180 bis maximal 430 Stück). Der derzeitige Grundbestand an Schwarzwild in der Rostocker Heide wird auf etwa 220 Tiere geschätzt (etwa vier Tiere pro 100 Hektar) mit einer reproduktionsbedingten Zuwachsrate von 250 % im Frühjahr.