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Na­vi­ga­ti­on

Der an­de­re Blick zu­rück: An­läss­lich der 31. Jah­res­ta­ge des Po­groms in Ros­tock-Lich­ten­ha­gen be­su­chen erst­mals ru­mä­ni­sche Zeit­zeu­gin­nen und Zeit­zeu­gen Ros­tock

Pres­se­mit­tei­lung vom 24.08.2023

Ge­denk­ver­an­stal­tung Ros­tock Lich­ten­ha­gen

Ge­spräch am 26. Au­gust um 11 Uhr im Ros­to­cker Rat­haus

Sie ka­men An­fang der 1990er-Jah­re aus Ru­mä­ni­en nach Deutsch­land. Sie such­ten ihr Glück und be­geg­ne­ten Hass und Frem­den­feind­lich­keit. Im Au­gust 1992 griff ein ras­sis­ti­scher Mob in Ros­tock-Lich­ten­ha­gen Asyl­su­chen­de an. Un­ter ih­nen be­fan­den sich auch zahl­rei­che Rom und Rom­n­ja, die be­reits in ih­ren Hei­mat­län­dern Ver­fol­gung und ex­tre­mer Ar­mut aus­ge­setzt wa­ren.

Die im Son­nen­blu­men­haus an­ge­grif­fe­nen Asyl­su­chen­den ge­hö­ren zu den Haupt­zeu­gin­nen und Haupt­zeu­gen des Po­groms. Ei­ner von ih­nen ist Ro­meo Ti­be­ria­de. „Ich se­he heu­te, auch nach drei­ßig Jah­ren, die Bil­der des Bran­des. Wenn ich vom de­mo­kra­ti­schen Deutsch­land hö­re, den­ke ich an Feu­er. Vor mei­nem geis­ti­gen Au­ge er­schei­nen zahl­rei­che Ju­gend­li­che, die das ge­sam­te Ge­bäu­de in Brand ge­setzt ha­ben. Das Feu­er brach nicht nur in ei­nem Teil aus, son­dern brei­te­te sich über vie­le Tei­le des Ge­bäu­des aus“, er­in­nert er sich.

Über die Per­spek­ti­ven und Er­zäh­lun­gen der Rom und Rom­n­ja ist bis heu­te nur we­nig be­kannt. Die Ge­denk­ver­an­stal­tung zum 31. Jah­res­tag des Po­groms von Ros­tock-Lich­ten­ha­gen rückt da­her ih­re Sicht­wei­sen in den Fo­kus. Fünf Zeit­zeu­gin­nen und Zeit­zeu­gen be­su­chen erst­mals Ros­tock, um über die Ge­scheh­nis­se von da­mals zu spre­chen. Sie al­le le­ben heu­te im süd­ru­mä­ni­schen Craio­va und sind Teil ru­mä­ni­scher Rom*nja-Com­mu­ni­tys. Im Ge­spräch be­rich­ten sie über den Weg nach Deutsch­land, die ras­sis­ti­schen An­grif­fe in Lich­ten­ha­gen und die Zeit nach dem Po­grom.

Die Grup­pe wird be­glei­tet von Izabe­la Ti­be­ria­de, der Toch­ter von Ro­meo Ti­be­ria­de. Izabe­la Ti­be­ria­de führ­te im ver­gan­ge­nen Jahr erst­mals Vi­deo­in­ter­views mit Zeit­zeu­gin­nen und Zeit­zeu­gen aus Craio­va und nahm an den Ge­denk­fei­ern an­läss­lich der 30. Jah­res­ta­ge teil. In ei­nem die­ser In­ter­views be­rich­tet Ma­rio Du­mit­ru: „Ich ha­be be­reits über den Zwei­ten Welt­krieg ge­le­sen und weiß, was pas­siert ist und was man den Ro­ma an­ge­tan hat. Wenn ich über die­ses Er­eig­nis nach­den­ke, den­ke ich, dass sie das Glei­che mit uns ma­chen woll­ten. Ich möch­te, dass die­se Ge­schich­te so vie­le Men­schen wie mög­lich er­reicht. Viel­leicht wird auf die­se Wei­se mehr ge­tan und mög­li­cher­wei­se ver­schwin­det die­ser Hass.“

Das Ge­spräch mit den Zeit­zeu­gin­nen und Zeit­zeu­gen wird am 26. Au­gust um 11 Uhr im Ros­to­cker Rat­haus ver­an­stal­tet und wird durch ei­ne Ko­ope­ra­ti­on zwi­schen der Aso­ciația Cen­trul de Cul­tură al Ro­mi­lor Dolj (Craio­va), dem Ro­ma Cen­ter e.V. (Göt­tin­gen) und dem Ver­ein So­zia­le Bil­dung e.V. (Ros­tock) er­mög­licht. Der Be­such und die Ver­an­stal­tung wer­den un­ter­stützt von der Han­se- und Uni­ver­si­täts­stadt Ros­tock und der Lan­des­zen­tra­le für po­li­ti­sche Bil­dung Meck­len­burg-Vor­pom­mern. Ei­ne An­mel­dung ist nicht er­for­der­lich.