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Na­vi­ga­ti­on

Per­spek­tiv­wech­sel Kunst nach 1945 aus den Samm­lun­gen der Kunst­hal­len in Lü­beck und Ros­tock

Mel­dung vom 02.11.2021

Nach 31 Jah­ren Deut­scher Ein­heit wer­fen die Kunst­hal­le St. An­nen in Lü­beck und die Kunst­hal­le Ros­tock in der Dop­pel­aus­stel­lung Per­spek­tiv­wech­sel ei­nen ge­mein­sa­men Blick auf die Ge­schich­ten der Häu­ser und die Ent­wick­lung ih­rer Samm­lun­gen aus der Zeit der in­ner­deut­schen Tei­lung bis in die Ge­gen­wart. Ge­mäl­de, Gra­fi­ken, Plas­ti­ken und In­stal­la­tio­nen aus den Be­stän­den bei­der Mu­se­en wer­den zu­sam­men­ge­führt. Der Dia­log der Kunst­wer­ke er­mög­licht es, Hal­tun­gen und Seh­ge­wohn­hei­ten in Fra­ge zu stel­len und er­öff­net die Chan­ce der Brü­cke und des Aus­tau­sches für die In­sti­tu­tio­nen und ins­be­son­de­re für die Be­su­che­rin­nen und Be­su­cher. Ge­mein­sam mit ih­nen lässt sich die Kunst und ih­re Wahr­neh­mung in Ost- und West­deutsch­land vor und nach 1990 so­wie die Fra­ge nach heu­ti­gen Gren­zen und kul­tu­rel­len Bar­rie­ren dis­ku­tie­ren. Die­se Be­geg­nun­gen sol­len neue Syn­er­gi­en schaf­fen, in­spi­rie­ren und den Aus­tausch be­le­ben.
Die Dop­pel­aus­stel­lung ist in der Kunst­hal­le Ros­tock und in der Kunst­hal­le St. An­nen zeit­gleich zu se­hen. Ge­glie­dert wird sie durch die The­men­be­rei­che „Po­la­ri­tä­ten“, „Par­al­le­len“, „Brü­cken­schlag und Aus­tausch“, „Wie­der­ver­ei­ni­gung“und „Ge­gen­wart“, wo­bei bei­de Häu­ser un­ter­schied­li­che Schwer­punk­te set­zen.
In Ros­tock wer­den an­hand von Ex­po­na­ten und Ar­chiv­ma­te­ria­li­en grenz­über­grei­fen­de Ver­bin­dun­gen im Nor­den Deutsch­lands vor 1990 re­kon­stru­iert so­wie die Samm­lungs­ge­schich­ten bei­der Häu­ser im Pro­zess der Wie­der­ver­ei­ni­gung nä­her in den Blick ge­nom­men. In Lü­beck wie­der­um liegt der Fo­kus auf der Ros­to­cker Bi­en­na­le der Ost­see­län­der­mit der Kunst aus dem Ost­see­raum, mu­sea­li­sier­ten Pri­vat­samm­lun­gen so­wie auf be­deu­ten­den künst­le­ri­schen Po­si­tio­nen der letz­ten 20 Jah­re.

Ein we­sent­li­ches Be­stre­ben die­ser Mu­se­ums­ko­ope­ra­ti­on liegt in der Prä­sen­ta­ti­on zum Teil lan­ge im De­pot ver­wahr­ter und bis­her kaum er­forsch­ter Wer­ke. In Lü­beck wird un­ter an­de­rem die kur­ze Er­wer­bungs­pha­se des Samm­lungs­be­reichs von Kunst aus der DDR neu be­trach­tet. Be­zeich­nend hier­für ist die Er­wer­bung des mo­nu­men­ta­len Ge­mäl­des Lob der ge­le­gent­li­chen Un­ver­nunft, 1979/80 von Bern­hard Hei­sig mit Mit­teln des Ver­eins der Freun­de. Das Werk konn­te dank der Un­ter­stüt­zung der Co­ro­na-För­der­li­nie der Ernst von Sie­mens Kunst­stif­tung re­stau­riert wer­den und wird erst­mals nach lan­ger Zeit wie­der prä­sen­tiert. In der Kunst­hal­le Ros­tock hin­ge­gen sind die Er­wer­bun­gen abs­trak­ter bzw. ge­gen­stands­lo­ser Po­si­tio­nen, wie Wil­ly Wolff (DDR), Ger­hard Hoeh­me (BRD) oder Lau­ri Ahl­grén (Finn­land) her­vor­zu­he­ben und in­ten­si­ver zu be­trach­ten so­wie die Er­wer­bun­gen von Kunst­wer­ken aus dem Wes­ten. Vor al­lem die Aus­rich­tung der Bi­en­na­len der Ost­see­län­der er­mög­lich­te den Er­werb be­deut­sa­mer Wer­ke aus West­deutsch­land, dar­un­ter der Farb­holz­schnitt Hom­mage à Cas­par Da­vid Fried­rich, 1974 von HAP Gries­ha­ber.

Die Kunst­hal­len Lü­beck und Ros­tock – Grün­dung und Ent­wick­lung

Die Grün­dun­gen der Kunst­hal­len Lü­beck und Ros­tock und die Ent­wick­lung ih­rer Samm­lun­gen un­ter­schei­den sich in vie­ler­lei Hin­sicht. In Ros­tock wur­de die Kunst­hal­le für die Bi­en­na­len der Ost­see­län­der ge­plant und 1969 zur drit­ten Bi­en­na­le er­öff­net. Durch ih­re Samm­lungs­tä­tig­keit eta­blier­te sie sich als Mu­se­um für zeit­ge­nös­si­sche Kunst in der DDR. Ne­ben dem Aus­stel­len und Sam­meln von Wer­ken der Künst­ler:in­nen aus der Re­gi­on, den Kunst­zen­tren der DDR und der So­wjet­uni­on stand bis 1989 im Mit­tel­punkt der mu­sea­len Tä­tig­kei­ten Kunst­strö­mun­gen der Ost­see­län­der zu zei­gen. Wäh­rend der of­fi­zi­el­le po­li­ti­sche Auf­trag lau­te­te rea­lis­ti­sche Kunst zu prä­sen­tie­ren, ge­lang es aber auch ei­nen Teil ge­gen­stands­lo­ser Kunst aus­zu­stel­len und zu er­wer­ben.
Et­wa zeit­gleich zu Ros­tock wur­de auch die Samm­lung der Lü­be­cker „Mu­se­en für Kunst und Kul­tur­ge­schich­te“ ge­zielt um Kunst nach 1945 er­wei­tert. Die In­ter­es­sen­schwer­punk­te la­gen, ne­ben der Kunst aus der Re­gi­on und dem Ost­see­raum, vor al­lem im Be­reich der Abs­trak­ti­on und der in­for­mel­len Ma­le­rei in Deutsch­land. Grund­le­gend für die Er­wei­te­rung der Samm­lung war hier bür­ger­li­ches En­ga­ge­ment: Der 1980 ex­pli­zit zur För­de­rung von Ge­gen­warts­kunst ge­grün­de­te Ver­ein der Freun­de der Mu­se­en so­wie zahl­rei­che pri­va­te Lü­be­cker Samm­ler:in­nen, Ga­le­ri­en und Stif­tun­gen spie­len bis heu­te ei­ne we­sent­li­che Rol­le. Ei­ne ei­ge­ne Aus­stel­lungs­hal­le für die­sen Samm­lungs­be­reich er­hielt Lü­beck schlie­ß­lich im Jahr 2003.
In Ros­tock wen­de­te man sich in den 1990er Jah­ren un­ter neu­er Lei­tung ver­mehrt (in­ter-) na­tio­na­len Po­si­tio­nen aus dem Wes­ten zu. Ab den 2000er Jah­ren wur­de in Aus­stel­lun­gen die kri­ti­sche und re­fle­xi­ve Aus­ein­an­der­set­zung mit Kunst aus der DDR be­gon­nen und da­mit ein Bei­trag zur Auf­ar­bei­tung ge­leis­tet.
Heu­te scheint das Ziel in Lü­beck und Ros­tock sehr ähn­lich: Ne­ben dem Sam­meln und Aus­stel­len der Kunst der zwei­ten Hälf­te des 20. Jahr­hun­derts, mit den his­to­risch be­ding­ten un­ter­schied­li­chen Aus­rich­tun­gen, ist ein An­lie­gen bei­der Kunst­hal­len, Po­si­tio­nen re­gio­na­ler, na­tio­na­ler und in­ter­na­tio­na­ler zeit­ge­nös­si­scher Kunst zu prä­sen­tie­ren.

Be­glei­tet wird die Schau an bei­den Aus­stel­lungs­or­ten von ei­nem neu­en For­mat, das Mu­se­ums­be­su­cher:in­nen ein mul­ti­sen­so­ri­sches Er­leb­nis aus Kunst, Mu­sik, Pod­cast, Film und Kon­zert bie­tet. Wir bit­ten da­her ei­ge­ne Kopf­hö­rer mit­zu­brin­gen.

Schirm­herr des Aus­stel­lungs­pro­jekts ist Björn Eng­holm, Mi­nis­ter­prä­si­dent a. D. des Lan­des Schles­wig-Hol­stein.

Ge­zeigt wer­den Ar­bei­ten von über 90 Künst­ler:in­nen aus Ost und West, Nord­deutsch­land und dem Ost­see­raum; dar­un­ter Nor­bert Bis­ky, Jørgen Buch, Hede Bühl, HAP Gries­ha­ber, Man­af Halb­o­u­ni, An­ge­la Ham­pel, Lei­ko Ike­mu­ra, Han­na Jä­ger, Jo Jastram, Su­san­ne Kandt-Horn, Per Kir­ke­by, Wolf­gang Mat­theu­er, Maix May­er, Jo­na­than Mee­se, Røde Mor, Sa­bi­ne Mo­ritz, An­dre­as Mü­he, Max Neu­mann, Ot­to Nie­mey­er-Hol­stein, A. R. Penck, Sig­mar Pol­ke, Emil Schu­ma­cher, Ra­mo­na Sey­farth, Wil­li Sit­te, Wal­ter Stöh­rer, Rai­ner Er­hard Teu­bert, Fred Thie­ler, Wer­ner Tüb­ke, Gün­ther Uecker, An­dy War­hol, Wil­ly Wolff und wei­te­re.

Die von BILD­KLANG be­glei­te­te Dop­pel­aus­stel­lung bie­tet erst­mals ein mul­ti­sen­so­ri­sches Er­leb­nis. Die zu aus­ge­wähl­ten Wer­ken kom­po­nier­ten Mu­sik­stü­cke von SYN­THE­SIA (Ros­tock) in Zu­sam­men­ar­beit mit Flo­ri­an Ga­low, Ver­ein Wald­Zim­mer­Kul­tur e.V. (Lü­beck) ge­ben den Be­su­cher:in­nen die Mög­lich­keit, ih­re Sin­nes­ein­drü­cke zu er­wei­tern. Ein Do­ku­men­tar­film und meh­re­re Pod­casts be­rich­ten zu­sätz­lich von den Hin­ter­grün­den des Aus­stel­lungs- und Bild­klang-Pro­jek­tes.

Zur Aus­stel­lung er­scheint dar­über hin­aus ein ei­gens für die ver­ton­ten Bil­der kom­po­nier­tes Mu­si­k­al­bum von SYN­THE­SIA im Ver­lag 22D Mu­sic Roy­al Fla­me.
CD Preis: 15,00 Eu­ro

Für das Fo­to­pro­jekt „Mei­ne Stadt“ fan­den sich Schü­le­rin­nen und Schü­ler der Jahr­gang­stu­fen 9 bis 11 aus Lü­beck und Ros­tock zu­sam­men, um in ei­nem ge­mein­sa­men Pro­jekt ih­re Städ­te mit der Ka­me­ra zu ent­de­cken. Wie neh­men sie ih­re Städ­te wahr? Was be­wegt die Fo­to­gra­fin­nen und Fo­to­gra­fen – Or­te, die sie mö­gen, die ih­nen ver­traut sind oder der in­di­vi­du­el­le Blick aus dem Fens­ter? Un­ter den Ak­teu­rin­nen und Ak­teu­ren sind Schü­le­rin­nen und Schü­ler des In­ner­städ­ti­schen Gym­na­si­ums in Ros­tock und der Ar­beits­ge­mein­schaft „Fo­to­gra­fie“ am Jo­han­ne­um zu Lü­beck. Ih­re „Stadt­an­sich­ten“ wer­den in Ros­tock in der Au­ßen­ga­le­rie am Grä­ser­gar­ten ab 10.11.2021 zu se­hen sein. In Lü­beck wer­den sie im Kunst-Ca­fé der Kunst­hal­le St. An­nen ab Ja­nu­ar 2022 prä­sen­tiert.

Zur Dop­pel­aus­stel­lung er­scheint ein wis­sen­schaft­li­cher Ka­ta­log mit zahl­rei­chen Farb­ab­bil­dun­gen (deutsch/eng­lisch) im Wienand Ver­lag. Er setzt be­wusst auf ei­ne mul­ti­per­spek­ti­vi­sche Sicht­wei­se und nä­hert sich so, nach über 30 Jah­ren Wie­der­ver­ei­ni­gung, auf span­nen­de Wei­se ei­nem be­deu­ten­den The­ma re­gio­na­ler und na­tio­na­ler Kunst- und Kul­tur­ge­schich­te.
Mit Bei­trä­gen von: Li­sa Af­ken, Björn Eng­holm, Bet­ti­na Grei­ner, Ann-Kris­tin Jür­gen­sen, Ju­lia Glo­big, Jenns Ho­woldt, Stef­fen Kraut­zig, Eka­te­ri­na Lifan­tie­va, Ant­je-Britt Mähl­mann, Be­ni­ta Mar­tis, El­ke Neu­mann, Jörg-Uwe Neu­mann, Me­la­nie Ohst, Mi­chae­la Sel­ling, Karl Sieg­bert-Reh­berg, Klaus Tie­de­mann, Mat­thi­as We­ge­haupt, Nor­bert We­ber, Hans Wi­ß­kir­chen, Horst Zim­mer­mann

Preis: 29,90 Eu­ro

Ku­ra­to­rin­nen­füh­rung in Lü­beck
27.11.2021 um 15 Uhr

Ku­ra­to­rin­nen­füh­rung in Ros­tock
12.12.2021 um 15 Uhr

Per­for­mance Kon­zert der Bild­klang-Grup­pe SYN­THE­SIA
22.01.2022 ab 16 Uhr
Das au­ßer­ge­wöhn­li­che In­stru­men­tal­kon­zert fin­det live mit­ein­an­der ver­bun­den und zeit­gleich in bei­den Mu­se­en, bei­der Städ­te statt.
Ein­tritt im VVK: 20 Eu­ro
Für Stu­die­ren­de: 15 Eu­ro