Umweltpreis der Hanse- und Universitätsstadt Rostock 2020 wurde an den Offenen Rostocker Meeresmüllstammtisch und die Initiative Rostock plastikfrei verliehen
Pressemitteilung vom
Zwei engagierte Rostocker Umweltinitiativen sind jetzt mit dem Umweltpreis der Hanse- und Universitätsstadt 2020 geehrt worden. Der mit 3.500 Euro dotierte Preis ging zu gleichen Teilen an den Offenen Rostocker Meeresmüllstammtisch und die Initiative Plastikfreie Stadt Rostock. Sie waren von einer Jury aus neun Bewerbern ausgewählt worden. Die Urkunden und Schecks für die Preisträger wurden aufgrund der Corona-Beschränkungen mit einem Schreiben von Oberbürgermeister Claus Ruhe Madsen übermittelt. Darüber hinaus übersandten die Geschäftsführer der Rostocker Stadtentsorgung Henning Möbius und Birger Bludszuweit in diesem Jahr erstmalig jedem der neun Bewerber als Dankeschön und Ansporn für die weitere Projektarbeit einen Scheck in Höhe von 100 Euro.
Oberbürgermeister Claus Ruhe Madsen würdigte das Engagement der Preisträger für den Klimaschutz. „Sie haben eine eindrucksvolle Arbeit für unsere nachhaltige Stadtentwicklung geleistet. In Rostock gibt es auf vielen Gebieten hervorragende Projekte. Wir arbeiten nach einem Plan zur Abfallvermeidung und begleiten die wirtschaftliche Entwicklung auch unter ökologischen Aspekten. Festgeschriebene Leitlinien sowie ein Umwelt- und Freiraumkonzept sind Grundlage unserer Stadtentwicklung. Immer mehr Rostockerinnen und Rostocker steigen auf das Rad, dieser umweltfreundliche Verkehr wird durch die Stadtverwaltung gefördert.“
Auch Rostocks Senator für Infrastruktur, Umwelt und Bau Holger Matthäus zeigte sich vom Einsatz der Rostocker Klimaschützer begeistert. „Alle Initiativen, nicht nur die Preisträger, machen mit ihrer enorm wichtigen Arbeit vor allem das Klima und die Umwelt unserer Region zu Gewinnern“, unterstrich er. „In diesem Jahr gab es so viele und so vielfältige Bewerbungen wie seit langem nicht. Für die Jury war es nicht einfach, eine Entscheidung zu fällen. In allen Aktivitäten steckt sehr viel Ehrenamt, das in der Freizeit und oftmals auch unter Einsatz eigener finanzieller Mittel umgesetzt wurde. Ich danke allen Bewerberinnen und Bewerbern“, so der Senator.
Der Meeresmüllstammtisch ist ein Zusammenschluss lokaler Einzelpersonen, Vereine, Unternehmen, Nichtregierungsorganisationen, wissenschaftlicher Einrichtungen und Bildungseinrichtungen wie zum Beispiel BUND, NABU, Initiative Plastikfreie Stadt, Bilse Institut und RENN (Regionale Netzstellen Nachhaltigkeitsstrategien). Sie alle verbindet das Interesse an einer nachhaltigen Stadtentwicklung. Der Meeresmüllstammtisch widmet sich der Aufklärung über Müllvermeidung. Einzigartige Küstenlebensräume an Ostsee und Warnow sollen respektiert und geschützt werden. So mobilisiert der offene Rostocker Meeresmüllstammtisch Einwohnerinnen und Einwohner für die Küstenputztage, bei denen viel ehrenamtliches Engagement eingebracht wird. Am ersten Küstenputztag 2019 waren gemeinsam 2,7 Tonnen Müll gesammelt worden. Für die Neujahrsmüllsammlung 2020 wurden 175 Freiwillige mobilisiert. Darüber hinaus organisierte der Meeresmüllstammtisch eine Ausstellung. Geplant sind Fotowettbewerbe. Themen wie „Mehrweggeschirr an Imbissen“ oder das Verbot privater Feuerwerke sollen in die öffentliche Diskussion eingebracht werden.
Ziel der 2019 in Rostock gegründeten Initiative Plastikfreie Stadt Rostock ist die Reduzierung des Verbrauchs von Einwegplastik. Vertreterinnen und Vertreter der Initiative hatten zusammen mit Rostocker Unternehmen ein Konzept erarbeitet, um den Verbrauch von Einwegplastik in kleinen und mittleren Unternehmen nachweislich zu reduzieren. Am Klimaaktionstag 2019 waren den ersten sechs Unternehmen Siegel übergeben worden, eine dreimonatige Probephase folgte. Aus den ersten Erfahrungen wurde ein „digitaler Werkzeugkoffer“ erstellt. Unternehmen erhalten damit einen Leitfaden und sollen in Zukunft Unterstützung durch eine digitale App erhalten. Vorbildliche Unternehmen erhalten ein Gütesiegel und erklären sich bereit, andere Bewerberunternehmen zu unterstützen und zu motivieren. Eine Homepage www.plastik-freie-stadt.de informiert Interessenten.
Der Rostocker Oberbürgermeister Claus Ruhe Madsen und der Senator für Infrastruktur, Umwelt und Bau Holger Matthäus würdigten das hohe Engagement der Preisträger.
Der Umweltpreis der Hanse- und Universitätsstadt Rostock wird alle zwei Jahre ausgeschrieben. Die Umweltpreisverleihung soll die Auseinandersetzung mit Umweltthemen in der Öffentlichkeit fördern und die Bewältigung von Problemen unterstützen.
Alle Bewerbungen auf einen Blick:
Der Radentscheid Rostock - entspannt und sicher Radfahren für alle - hat sich für den Umweltpreis beworben. Er war im Sommer 2018 gegründet worden und kämpft für eine bessere Radinfrastruktur in Rostock. Ziel der Initiative ist eine Stadt, in der alle Menschen sicher Radfahren können. Der Radentscheid ist eine offene Gruppe von Interessierten Aktiven, die sich überparteilich, vielfach ehrenamtlich und unabhängig für einen besseren Radverkehr einsetzen. Zehn Ziele wurden für eine fahrradfreundliche Stadt formuliert. Aktivitäten auf Festen, Veranstaltungen und Demos wurden organisiert. Der Radentscheid erhält Unterstützung vom lokalen Einzelhandel, Schulen, Kitas und Unternehmen. Die Rostocker Bürgerschaft unterstützt den Maßnahmenkatalog mit der Beschlussvorlage „Fahrradstadt Rostock“.
Die Vereine Deutsches Jugendherbergswerk Landesverband MV e.V. und der BUND Landesverband MV haben den Offenen Rostocker Meeresmüllstammtisch vorgeschlagen. Er widmet sich der Aufklärung über Müllvermeidung. Lokale Einzelpersonen, Vereine, Unternehmen, NGOs, wissenschaftliche Einrichtungen und Bildungseinrichtungen wie BUND, NABU, Initiative Plastikfreie Stadt, Bilse Institut und RENN (Regionale Netzstellen Nachhaltigkeitsstrategien) verfolgen das gemeinsame Interesse an einer nachhaltigen Stadtentwicklung. Einzigartige Küstenlebensräume an Ostsee und Warnow sollen respektiert und geschützt werden. Der Offene Rostocker Meeresmüllstammtisch bringt lokaler Akteure und Institute zusammen, mobilisiert Einwohnerinnen und Einwohner sowie lokale Unternehmen. Mit viel ehrenamtlichen Engagement wird jährlich der internationale Küstenputztag in Rostock organisiert. Zur Neujahrsmüllsammlung 2020 konnten beispielsweise 175 Freiwillige mobilisiert werden.
Der NABU Regionalverband hat die Fachgruppe Ornithologie des NABU Rostock für die Erstellung des Werkes Brutvogelatlas „Die Brutvögel der Hansestadt Rostock“ für den Umweltpreis vorgeschlagen. Seit 2006 untersuchten 34 Mitglieder und Freunde der Fachgruppe die Kartierung des gesamten Stadtgebietes auf die Brutvogelfauna. Die Geländetätigkeiten waren mit der Digitalisierung der erfassten Daten zu einem Gesamtdatensatz verbunden. Im Jahr 2016 wurde innerhalb der Fachgruppe ein Arbeitskreis mit regelmäßigen Treffen für die Plausibilitätsprüfung gegründet. Die Daten wurden im „Ornithologischen Rundbrief MV“ veröffentlicht. 2018 kam das Gesamtwerk „Die Brutvögel der Hansestadt Rostock“ heraus und dient seitdem als Arbeitsgrundlage für Planungsbüros, Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von Naturschutzbehörden, Ornithologen und Einwohnerinnen und Einwohnern.
25 Jahre Nachhaltigkeitsbildung von Ökohaus e.V. - Das Team Bildung wurde mit dem Projekt „Nachhaltig Leben Lernen“ für den Umweltpreis vorgeschlagen. Ökohaus e.V. ist seit vielen Jahren Bildungsanbieter unter anderem für Schülerinnen und Schülern, Studierenden, Jugendgruppen sowie die Einwohnerinnen und Einwohnern Rostocks, im entwicklungspolitischen und nachhaltigen Spektrum auch über Rostock hinaus. Schulpartnerschaften bestehen mit Rostocker und internationalen Schulen. Konzepte wie beispielsweise die nachhaltigen Entwicklungsziele der Vereinten Nationen bilden die Grundlage der Arbeit. Projekttage mit Schulklassen werden durchgeführt und mobile Angebote für Schulklassen gern von den Pädagogen genutzt. Rund 100 Projekttage und Workshops werden pro Jahr durchgeführt. Die Wissensvermittlung erfolgt interaktiv, spannend, mit Lebensumweltbezug und handlungsorientiert. „Nachhaltige Erlebnisklassenfahrten“ werden ebenso angeboten wie thematische Abendveranstaltungen und Ausstellungen. Das Team für entwicklungspolitische Bildung besteht aus vier Hauptamtlichen und 40 teilweise ehrenamtlichen Aktiven. Das Team Bildung engagiert sich in der Ausbildung von Multiplikatoren und in der Lehrerfortbildung. Seit 2016 ist Ökohaus e.V. als „Bildungszentrum für Nachhaltigkeit“ zertifiziert.
Die Rostocker Unternehmerinitiative Plastikfreie Stadt Rostock wurde 2019 mit dem Ziel der Reduzierung des Verbrauchs von Einwegplastik gegründet und der federführende Verein „Fint- gemeinsam Wandel gestalten“ schlägt diese für den Umweltpreis vor. Gemeinsam erarbeitete der Verein mit sechs Rostocker Unternehmen ein Konzept, dessen Anwendung den Verbrauch von Einwegplastik in kleinen und mittleren Unternehmen nachweislich reduzieren soll. Ergebnis ist eine Zertifizierung mit verschiedenen Siegeln je nach Einsparung. Die Homepage www.plastik-freie-stadt.de wurde erstellt. Interessierte Unternehmen erhalten einen Praxisleitfaden. Ein digitaler Werkzeugkoffer wurde aus ersten Erfahrungen erstellt. Unterstützung erhält die Initiative durch die regionale Netzstelle für Nachhaltigkeitsstrategien und den Bund e.V. Die Initiative plastikfreie Stadt ist u.a. auch ein Akteur im „Offenen Rostocker Meeresmüllstammtisch“.
Am Klimaaktionstag 2019 erfolgte die Siegelübergabe an sechs Unternehmen und diese gingen in eine dreimonatige Probephase.
Urte Lindenberg und Familie Wresch aus dem Wohngebiet Ostseewelle in Rostock-Lichtenhagen haben sich für den Umweltpreis beworben. Gemeinsam wurde eine Grünfläche im Wohngebiet gepachtet, in eine Blumenwiese für Insekten verwandelt und liebevoll gepflegt. Mit den Arbeiten wurde im Frühjahr 2019 begonnen. Die Umgestaltung erfolgte in Absprache mit dem Amt für Stadtgrün, Naturschutz und Landschaftspflege. Die Fläche von 250 Quadratmetern wurde gepachtet, bienenfreundliche Blumen und Kräuter gesät und Frühblüher gepflanzt. Urte Lindenberg und Familie Wresch haben privat in Strom, Saatgut, Bewässerung, Baumaterial und Leihgebühren für Geräte investiert. Die blühende Fläche ist auch für Nachbarn und Kinder zugänglich. Es gab viel Lob aus dem Wohnumfeld und in der Tagespresse.
Stefanie Fifelsky hat als privates Projekt Kleidertauschpartys ins Leben gerufen.
Sie hat 2019 ehrenamtlich zwei Kleidertauschpartys im Gemeindezentrum Elmenhorst organisiert. Ihre Zielgruppe waren vorwiegend junge Mütter. Kleiderreste wurden an das Sozialkaufhaus Lütten Klein und die Kleiderkammer des DRK gespendet. Ziel ist die Schonung von Ressourcen und die Wiederverwendbarkeit statt Entsorgung.
Die Schülerinnen Jessica Bremercamp, Marion Baars, Charlene Jager und Pia Tautorat der privaten, beruflichen Schule „Ecolea“ absolvieren zurzeit eine Ausbildung zur Sozialassistentin. Sie starteten im Oktober 2019 ein Schulprojekt zum Thema Abfall und gründeten die Band Trashy Deluxe. Instrumente wurden aus Abfall gebaut und ein informatives, amüsantes Programm wurde erstellt. 70 Mitschülerinnen und Mitschüler sowie Lehrerinnen und Lehrer sahen die Vorführung, in der über Begriffe wie Abfall, fünfstufige Abfallhierarchie, Nachhaltigkeit und Upcycling aufklärt wurde. Auf witzige Art wurden auch Ideen präsentiert, wie Kitas und Schulen umweltfreundlicher werden können.
Juliane Bäthke hat die Bewerbung in Vertretung der NAJU Hochschulgruppe Rostock des NABU Mittleres Mecklenburg e.V. eingereicht. Die Gruppe betreut seit vier Jahren das Projekt Campusgarten Rostock. Im Innenhof des Instituts für Biologie in der Albert Einstein Straße 3 wurde ein Hochbeet-Garten angelegt, ein wichtiger Beitrag gegen Versiegelung. Die NAJU Hochschulgruppe betreibt Urban Gardening mit dem Ziel, als Stadtbewohner der Natur nahe zu sein. Mehrere Hochbeete wurden selbst aus Recyclingmaterial gebaut, bepflanzt mit essbaren Nutzpflanzen sowie Zierpflanzen. Es ist ein offenes und selbstlernendes Projekt – Passanten, Studenten und Uni-Mitarbeiter können den Garten nutzen. Die Mitglieder der Gruppe möchten den Vorbildcharakter weiter ausbauen und Nachahmerprojekte initiieren. Im Jahr 2020 sollen zwei neue Beete (sog. Mendelgarten) gebaut werden. Dieser soll später auch als Praxisbereich für Lehramtsstudierende genutzt werden. Mit dem Projekt „Kurze Wege, bunte Höfe“ wird eng zusammengearbeitet.