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„Stille Örtchen" im Visier

Pressemitteilung vom 25.10.2019 - Umwelt und Gesellschaft

Rund 10.000 Euro muss die Hanse- und Universitätsstadt alljährlich für die Beseitigung von Vandalismusschäden an öffentlichen Toiletten aufbringen

Wenn es um Rostocks städtische „Stille Örtchen" geht, kann Axel Pohl aus dem Umweltamt schon mal freundlich etwas lauter werden. „Farbverschmierte Fassaden, abgerissene Heizkörper, geklaute Münzautomaten, zertretene Kabinentüren.... Es ist wirklich unfassbar, wie respektlos manche Mitmenschen mit öffentlichem Eigentum umgehen", bilanziert er deutlich frustriert. Und er ist mit seinem Unmut nicht allein. Denn der Schaden trifft die ganze Stadt empfindlich, die alljährlich rund 10.000 Euro für die Beseitigung von Vandalismusschäden an öffentlichen Toilettenanlagen aufbringen muss. Auch die Nutzer, die eigentlich auf eine funktionstüchtige, niveauvolle Anlage gehofft hatten, ärgern sich über den desolaten Anblick oder stehen vor verschlossenen Toilettentüren, weil die Anlage repariert werden muss.

20 WC-Anlagen betreibt die Stadt über das Umweltamt zwischen Dierkow, Mitte und Warnemünde, davon zwei größere mit Vor-Ort-Personal: An der Hege und in Warnemünde am „Seehund". Sie können im Sommer von 6 bis 22 Uhr und von Oktober bis April zwischen 8 und 18 Uhr genutzt werden. Die übrigen 18 WC-Anlagen öffnen mehrheitlich ohne Winterpause rund um die Uhr nach Münzeinwurf. Sie werden einmal täglich - in Strandnähe in der Saison zweimal täglich - gereinigt.

„In punkto Sauberkeit haben wir unsere Kontrollen seit einiger Zeit verstärkt und seit diesem Monat ein neues, ambitioniertes Reinigungsunternehmen engagiert", erläutert Axel Pohl, der die architektonisch an das Umfeld angepassten Häuschen künftig gern auch als Visitenkarte der Stadt sehen möchte. Denn schließlich zahlt der „Kunde" auch ein Entgelt für den Toilettengang. Zwischen 30 Cent in Dierkow und 60 Cent in Höhe Düne liegt die moderate Gebühr, mit der Rostock bundesweit angepasst um „Eintrittsgeld" bittet. Bis zu 70.000 Euro fließen so alljährlich in die Kasse. „Verdienen kann man daran allerdings nichts angesichts der laufenden Kosten und Investitionen in neue Anlagen. Wir wollen einfach nur vernünftige Toiletten anbieten wie in der Rostocker Bedarfskonzeption festgelegt", unterstreicht Axel Pohl.

„Rund 190.000 Euro wendet die Kommune pro Jahr allein für die Reinigung ihrer WC-Anlagen auf. Hinzu kommen die Kosten für neue, moderne, barrierefreie Einrichtungen", erläutert Rostocks Senator für Bau und Umwelt Holger Matthäus. So wurde in diesem Jahr beispielsweise eine neue WC-Anlage am Warnemünder Strandaufgang 16 errichtet. Bis zu 3.500 Besucher im Monat zählte allein dieser im Juni 2019 montierte WC-Bereich zwischen Hotel „Neptun" und Stolteraa in der Saison. 280.000 Euro wurden in diese neue 33 Tonnen schwere WC-Anlage investiert, die von außen mit einer Vandalismus hemmenden Tespa-Schicht überzogen ist. „Dank der neuen Verkleidung können Schmierereien leichter entfernt oder beschädigte Deckplatten einfach ausgetauscht werden", freut sich Axel Pohl, der auch bei privaten Spaziergängen durch die Stadt immer das Wohl seiner „Toilettenhäuschen" im Blick hat.

„Künftig wollen wir einige teils noch aus den 90er Jahren stammende Anlagen schrittweise ersetzen", unterstreicht er. Hochglanzfliesen, LED-Licht, geräumige Flächen und natürlich ein barrierefreier Zugang gehören unter anderem zu den zeitgemäßen Anforderungen, die allerdings auch nicht umsonst zu haben sind. Dem gegenüber stehen die finanziellen Einbrüche durch Vandalismus. „Zwei geklaute Münzer an der Anlage Petrischanze haben uns 3.500 Euro Schaden beschert. Doch der Frust war garantiert auf beiden Seiten groß. Denn lohnende Summen können Diebe mit Toilettentresoren nicht erbeuten, denn selbst in gefülltem Zustand fassen diese maximal 50 Euro und werden täglich geleert." Als bislang größter Sachschaden schlug das Kidnapping zweier Aluminium-Türen aus der WC-Anlage am Strandaufgang 18 zu Buche. Nebenbei wurde auch noch das Urinal zertreten - Gesamtschaden 5.000 Euro. „Dafür kann man ziemlich oft eine öffentliche Toilette nutzen und unser Schadenslimit ist bereits zur Hälfte erreicht", schimpft Axel Pohl, der sich trotz dieser Tiefschläge aber über die zunehmend bedarfsgerechtere Ausstattung in Rostock freut. „Wir bieten gern einen ansprechenden Service in allen WC-Anlagen, wenn alle sich an die Regeln von Respekt und Anstand halten", so Axel Pohl. Das sollte jedem ein Bedürfnis ein.

Kerstin Kanaa