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Sozialraumorientierung

Sozialraumorientierung (SRO) ist die Bezeichnung für ein Prinzip oder Konzept in der Sozialen Arbeit.
Im Allgemeinen ist der Sozialraum ein zusammenhängender Bereich, der von seinen Einwohner*innen als Wohn- und Lebensort genutzt wird.

Die sozialraumorientierte Soziale Arbeit hat die Verbesserung der Lebensbedingungen von Menschen zum Ziel – statt die Menschen verändern zu wollen. Gemeinsam werden Räume so gestaltet, dass auch schwierige Lebenssituationen selbstbestimmter bewältigt werden können. Eine sozialräumlich ausgerichtete Kinder- und Jugendhilfe stellt also die Menschen in den Vordergrund und passt sich ihren Bedürfnissen an. Sie beschränkt sich dabei nicht auf geographische Parameter, sondern betrachtet die Familien in ihrer Ganzheitlichkeit.

Die fünf Prinzipien des Fachkonzepts Sozialraumorientierung lauten:   

  1. Ausgangspunkt jeglicher Arbeit sind der Wille bzw. die Interessen der Menschen.
  2. Aktivierende Arbeit hat grundsätzlich Vorrang vor betreuender Tätigkeit.
  3. Bei der Gestaltung der Aktivitäten und Hilfen spielen personale und sozialräumliche Ressourcen eine wesentliche Rolle.
  4. Aktivitäten sind immer zielgruppen- und bereichsübergreifend angelegt.
  5. Vernetzung und Integration der verschiedenen sozialen Dienste sind Grundlage für funktionierende Einzelhilfen.

Sozialraumorientierung ist in der Hanse- und Universitätsstadt Rostock ein anerkanntes Fach- und Strukturprinzip. Sozialräumliche Ansätze sind sowohl in der Rahmenkonzeption für die „Integrierte Jugendhilfeplanung“ (2011) als auch in den aktuellen „Zielen der Jugendhilfe“ fest verankert (2020-2024).

Zentral für den Rostocker Planungsansatz ist die Regionalisierung der Dienste des Jugendamtes und der Gremien, in denen öffentliche und freie Träger kooperieren. Die Basis dafür bilden die Stadtteiltische. Hier können sich Einwohner*innen aktiv bei der Gestaltung ihres Sozialraums einbringen.

Der Sozialraum ist in diesem Kontext also eine wichtige stadtplanerische Größe. Sie orientiert sich in Rostock an den historisch gewachsenen Stadtteilen und Wohnquartieren. Durch diese Eingrenzung von „Außen“ werden einerseits statistische Aussagen und andererseits wirkungsvolle Kooperationsnetzwerke möglich.

Die sozialräumliche Planungsstruktur ist daher eine wesentliche Voraussetzung für die Realisierung passgenauer und flexibler Hilfen zur Erziehung in der Hanse- und Universitätsstadt Rostock.       

Das sozialräumliche Strukturkonzept in der Rostocker Kinder- und Jugendhilfe basiert auf 4 Regionalräumen, 21 Sozialräumen und einer Vielzahl von kleineren Quartieren.

In den Rostocker Sozialräumen existiert eine große Vielfalt an gemeinwesenorientierten Angeboten, z.B. in den Bereichen Bildung, Kultur und Sport. Diese tragen durch ihren niedrigschwelligen und präventiven Charakter maßgeblich zur gesellschaftlichen Integration und Teilhabe von Kindern und Jugendlichen bei. Kinder und Jugendliche in schwierigen Lebenslagen werden jedoch häufig nicht gut erreicht.    

Die Sozialräumliche Angebotsentwicklung (SRAE) soll innovative Kooperationsprojekte von Jugendhilfeträgern und weiteren Aktiven aus dem Sozialraum fördern, welche auch die Bedarfe von belasteten Zielgruppen besonders berücksichtigen.

Das SRAE-Budget wird von den jeweiligen Regionalräumen selbst verwaltet, sodass die Angebote dort entwickelt werden, wo sie auch entstehen.     

Zum Ablauf:

  1. Die sozialräumliche Maßnahme wird durch Träger der Jugendhilfe in Kooperation mit Akteur*innen / Beteiligten des Sozialraums entwickelt, im Sozialraumteam diskutiert und in der Lenkungsgruppe vorgestellt.
  2. Die Lenkungsgruppe prüft und entscheidet nach den sozialräumlichen Bedarfen und schlägt der Verwaltung die Maßnahme zur Vereinbarung vor.
  3. Die Maßnahme wird für maximal 12 Monate vereinbart, danach evaluiert und bei bestehender Geeignetheit und Notwendigkeit für weitere 12 Monate verlängert (max. für 2 Jahre)

Die Hanse- und Universitätsstadt Rostock hat sich bereits am Ende der 2000er Jahre auf den Weg der Sozialraumorientierung in Kinder- und Jugendhilfe gemacht.

Seither ist es gelungen, Hilfen zur Erziehung stärker zu flexibilisieren, die soziale Infrastruktur in den Regionen zu verbessern, die präventiven Angebote auszuweiten sowie sozialraumorientierte Methoden zu testen. Als Fachprinzip ist Sozialraumorientierung in unterschiedlichen Rahmenkonzeptionen und Fachstandards verankert (z.B. Frühe Hilfen, ambulante Hilfen, Familienbildung, Stadtteilbegegnungszentren)    

2017 hat der Jugendhilfeausschuss die Erarbeitung eines Fachkonzepts für Sozialraumorientierung beschlossen und damit einen deutlichen Impuls zur Weiterentwicklung der Sozialraumorientierung in Rostock gesetzt.

2021 wurden die Stadtteile Toitenwinkel und Groß-Klein zu Modellregionen ernannt. Hier wird das Fachkonzept im Rahmen einer Pilotphase erstmalig eingesetzt und erprobt.

Die Entwicklung des Fachkonzepts Sozialraumorientierung erfolgt in einem aktiven Beteiligungsprozess der verschiedenen Sozialraumpartner*innen, der Politik und Fachkräfte.