Home
Na­vi­ga­ti­on

„Clo­se“-Film­abend am 10. Sep­tem­ber im Li­Wu. über Sui­zid­prä­ven­ti­on

Pres­se­mit­tei­lung vom 28.08.2024 - Um­welt und Ge­sell­schaft

An­läss­lich des Welt­ta­ges der Sui­zid­prä­ven­ti­on wird am Diens­tag, 10. Sep­tem­ber 2024, um 19 Uhr im Li­Wu.-Ki­no in der FRIE­DA 23 der Film ,,Clo­se" (Bel­gi­en, Nie­der­lan­de, Frank­reich, Re­gie: Lu­kas Dhont, 2022, 105 min) ge­zeigt. Dar­über in­for­miert Dr. Ant­je Wro­ciszew­ski, Ko­or­di­na­to­rin für Sucht und Psych­ia­trie im Ge­sund­heits­amt. Das Ju­gend­dra­ma be­trach­tet die Ent­wick­lung und die Kon­se­quen­zen ei­ner per­sön­li­chen Ka­ta­stro­phe, die sich er­eig­net, als der un­ge­wöhn­lich en­gen Freund­schaft zwei­er Jun­gen am An­fang der Pu­ber­tät von Mit­schü­lern ein ho­mo­se­xu­el­ler Hin­ter­grund un­ter­stellt wird. Die eu­ro­päi­sche Ko­pro­duk­ti­on ge­wann ei­ne Rei­he in­ter­na­tio­na­ler Film- und Fes­ti­val­prei­se und wur­de im Jahr 2023 als bel­gi­scher Os­car-Kan­di­dat in der Ka­te­go­rie Bes­ter in­ter­na­tio­na­ler Film no­mi­niert.

Im An­schluss ist ein of­fe­ner Dia­log mit Prof. Dr. Oli­ver Tu­cha (Lei­ten­der Psy­cho­lo­ge, Kli­nik und Po­li­kli­nik für Psych­ia­trie und Psy­cho­the­ra­pie, Uni­ver­si­täts­me­di­zin Ros­tock), Sa­bri­na Män­nel (Lei­te­rin der Öku­me­ni­schen Te­le­fon­seel­sor­ge Ros­tock) und dem Po­li­zei- und Not­fall­seel­sor­ger Tho­mas Cre­mer ge­plant.

Das Na­tio­na­le Sui­zid­prä­ven­ti­ons­pro­gramm (NaS­Pro) und die Deut­sche Aka­de­mie für Sui­zid­prä­ven­ti­on (DASP) ha­ben En­de 2023 ei­ne Über­sicht über die ak­tu­el­len Sui­zid­zah­len für das Jahr 2022 her­aus­ge­ge­ben. Die An­zahl der Sui­zi­de ist um 9,8% (904 Fäl­le) auf 10.119 ge­stie­gen. Da­mit liegt die An­zahl der Sui­zi­de erst­mals seit 2015 wie­der über 10.000. Auf die­se Wei­se ster­ben deut­lich mehr Men­schen als et­wa durch ei­nen Un­fall­tod (rund 3.000 Men­schen) oder den Kon­sum il­le­ga­ler Dro­gen (rund 1.000 Men­schen). Be­züg­lich des Al­ters zeigt sich, dass fast drei Vier­tel al­ler Sui­zi­de (73,4%) auf über fünf­zig­jäh­ri­ge Per­so­nen ent­fal­len. Die An­zahl der Sui­zi­de bei jun­gen Men­schen bleibt nied­rig. Es gibt kei­nen Hin­weis auf ver­mehr­te Sui­zi­de jun­ger Men­schen in Zu­sam­men­hang mit der CO­VID-19 Pan­de­mie. Weit mehr als 100.000 Men­schen er­lei­den so je­des Jahr den Ver­lust ei­nes na­he­ste­hen­den Men­schen durch Sui­zid.

Zwi­schen den Bun­des­län­dern gibt es gro­ße Un­ter­schie­de im Sui­zid­ge­sche­hen. Im Jahr 2022 hat­ten Sach­sen (17,2) und Sach­sen-An­halt (16,3) die höchs­ten Sui­zid­zif­fern. Am stärks­ten ge­stie­gen ist sie in Bran­den­burg und Ham­burg (um je­weils 2,4). Bre­men (9,0) und Nord­rhein-West­fa­len (9,0) ha­ben die nied­rigs­te Sui­zid­zif­fer. Nur in Thü­rin­gen (-2,5) und im Saar­land (-0,9) gab es ei­nen Rück­gang der Sui­zid­zif­fer. In Meck­len­burg-Vor­pom­mern liegt die Sui­zid­ra­te bei 14,2 auf 100.000 Ein­woh­ner.

Um die Öf­fent­lich­keit auf die weit­ge­hend ver­dräng­te Pro­ble­ma­tik der Sui­zi­da­li­tät auf­merk­sam zu ma­chen, wird all­jähr­lich der Welt­tag der Sui­zid­prä­ven­ti­on ver­an­stal­tet, der 2003 erst­mals von der Welt­ge­sund­heits­or­ga­ni­sa­ti­on WHO aus­ge­ru­fen wur­de. Prä­ven­ti­on sui­zi­da­len Ver­hal­tens ist nach Auf­fas­sung der Welt­ge­sund­heits­or­ga­ni­sa­ti­on WHO ein vor­dring­li­ches ge­sund­heits­po­li­ti­sches An­lie­gen und da­mit ei­ne ge­samt­ge­sell­schaft­li­che Auf­ga­be, wel­che nur res­sort­über­grei­fend wahr­ge­nom­men wer­den kann.

Wirk­sam ist Sui­zid­prä­ven­ti­on über­wie­gend dort, wo Men­schen mit­ein­an­der in Be­zie­hung ste­hen. Ein na­tio­na­les Sui­zid­prä­ven­ti­ons­pro­gramm kann da­zu be­fä­hi­gen, auf die Sui­zid­pro­ble­ma­tik ein­zu­ge­hen und wir­kungs­vol­le, re­gio­nal an­ge­pass­te Struk­tu­ren für ei­ne bes­se­re Pri­mär­prä­ven­ti­on (all­ge­mei­ne sui­zid­prä­ven­ti­ve Maß­nah­men), se­kun­dä­re Prä­ven­ti­on (Er­ken­nung und Be­hand­lung sui­zid­ge­fähr­de­ter Men­schen) und ter­tiä­re Prä­ven­ti­on (Ver­sor­gung von Per­so­nen nach ei­nem Sui­zid­ver­such) zu schaf­fen.
Je­der, der Hil­fe sucht, soll­te un­kom­pli­ziert und schnell qua­li­fi­zier­te Hil­fe fin­den kön­nen.

Egal, in wel­cher Rol­le wir ste­cken – selbst in ei­ne sui­zi­da­le Kri­se zu ge­ra­ten oder ei­nen Men­schen durch ei­nen Sui­zid zu ver­lie­ren, ge­hört mit Si­cher­heit zu den ra­di­kals­ten und schmerz­lichs­ten Er­fah­run­gen, die ein Mensch in sei­nem Le­ben ma­chen kann.
Da­zu kommt noch die Stig­ma­ti­sie­rung und Ta­bui­sie­rung des The­mas. Hier hat sich in den letz­ten Jah­ren zwar schon ei­ni­ges ge­tan – am Ziel ist un­se­re Ge­sell­schaft aber noch lan­ge nicht.

Bei wel­chen An­zei­chen das Um­feld hell­hö­rig wer­den soll­te

Le­bens­kri­sen ent­ste­hen nicht spon­tan – sie ent­wi­ckeln sich. Es gibt Si­tua­tio­nen im Le­ben, die für al­le Men­schen schwer zu be­wäl­ti­gen sind – Tren­nun­gen, Ein­sam­keit, der Tod ei­nes ge­lieb­ten Men­schen, Krän­kun­gen, Ar­beits­platz­ver­lust und da­mit ver­bun­de­ne fi­nan­zi­el­le Sor­gen und Sinn­kri­sen, kör­per­li­che oder see­li­sche Schmer­zen, Ängs­te, Scham, Krieg. Auch das Ge­fühl, nicht ver­stan­den zu wer­den oder zu glau­ben, ei­nen an­de­ren Men­schen schwer zu be­las­ten oder ent­täuscht zu ha­ben, nagt an uns al­len. Die Fra­ge ist, wie der oder die Ein­zel­ne da­mit um­geht. Wer­den ak­tiv Hilfs­an­ge­bo­te ge­sucht, et­wa ei­ne Psy­cho­the­ra­pie oder ei­ne Selbst­hil­fe­grup­pe? Hat ein Mensch ein so­zia­les Um­feld, das auch in schwie­ri­gen Le­bens­si­tua­tio­nen un­ter­stüt­zend zur Sei­te steht? Wer den Ein­druck hat, dass bei ei­nem Men­schen im ei­ge­nen Um­feld all dies nicht der Fall ist, soll­te hell­hö­rig wer­den.

Wie soll­te ich mich ver­hal­ten, wenn ich den Ein­druck ha­be, je­mand könn­te sui­zid­ge­fähr­det sein?

Die wich­tigs­te Re­gel ist: Spre­chen Sie den Men­schen an. Er­kun­di­gen Sie sich nach der Ge­fühls­la­ge, fra­gen Sie, ob es Men­schen gibt, die ihn oder sie in der je­wei­li­gen Kri­se be­glei­ten. Bie­ten Sie sich als Ge­sprächs­part­ner an. Ma­chen Sie auf Hilfs­an­ge­bo­te auf­merk­sam und die Mög­lich­keit, bei aku­ter Ge­fahr ei­ne Kli­nik auf­zu­su­chen. Na­tür­lich kommt es hier stark dar­auf an, wie na­he man sich steht. Klar ist aber: Schwei­gen hilft nicht.

In­for­ma­tio­nen zu Hin­ter­grün­den, Hand­lungs­mög­lich­kei­ten und Hilfs­an­ge­bo­ten

www.​sui​zidp​raev​enti​on.​de
www.​welttag-​sui​zidp​raev​enti​on.​de

Selbst­hil­fe­grup­pe für An­ge­hö­ri­ge rund um Sui­zid für Ros­tock und Um­ge­bung
https://​sel​bsth​ilfe-​nach-​suizid.​de
E-Mail: kon­takt@​sel​bsth​ilfe-​nach-​suizid.​de

Sor­gen kann man tei­len – ru­fen Sie bit­te an!
Te­le­fon­Seel­sor­ge® Tel. 0800 1110111 und 0800 1110222

Uni­ver­si­täts­me­di­zin Ros­tock, Zen­trum für Ner­ven­heil­kun­de
Not­auf­nah­me der Kli­nik und Po­li­kli­nik für Psych­ia­trie und Psy­cho­the­ra­pie
Tel. +49 381 494-9650