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Na­vi­ga­ti­on

Ros­to­cker Grün­amt ver­sorgt Bäu­me mit in­no­va­ti­ver Be­wäs­se­rungs­tech­nik

Pres­se­mit­tei­lung vom 26.09.2024 - Um­welt und Ge­sell­schaft

"Un­se­ren Bäu­men geht es zu­neh­mend schlech­ter.“ Ma­ik Brandt lässt sei­nen Blick den Baum­stamm hoch­wan­dern und zeigt in die Baum­kro­ne, auf Äs­te, die den gan­zen Som­mer kei­ne Blät­ter ge­tra­gen ha­ben. Bei re­gel­mä­ßi­gen Baum­kon­trol­len über­prüft das Team vom Amt für Stadt­grün, Na­tur­schutz und Fried­hofs­we­sen den Zu­stand der Ge­höl­ze und stellt mit Er­schre­cken fest: Ins­be­son­de­re lan­ge Dür­re­pe­ri­oden, ver­ur­sacht durch den Kli­ma­wan­del, set­zen den Bäu­men stark zu. Alt- und Jung­bäu­me lei­den. Im schlimms­ten Fall ster­ben sie so­gar ab. Da­bei sind sie nicht nur in Zei­ten ex­tre­mer Hit­ze als Schat­ten­spen­der re­le­vant. Sie küh­len die Stadt her­un­ter, bin­den kli­ma­schäd­li­ches Koh­len­di­oxid, ge­ben Sauer­stoff an die Luft ab und sind dar­über hin­aus ein wich­ti­ger Bau­stein zur Er­hal­tung der Bio­di­ver­si­tät. So kann ein­zel­ner Baum Le­bens­raum für Hun­der­te von Ar­ten von In­sek­ten, Pil­zen, Moo­sen und Pflan­zen sein.

„Als Stadt ste­hen wir in der Ver­ant­wor­tung, schnellst­mög­lich prak­tisch rea­li­sier­ba­re Lö­sun­gen zu fin­den, um un­se­ren Baum­be­stand nach­hal­tig zu schüt­zen“, ver­deut­licht Dr. Ute Fi­scher-Gä­de, Se­na­to­rin für Stadt­pla­nung, Bau, Kli­ma­schutz und Mo­bi­li­tät in der Han­se- und Uni­ver­si­täts­stadt Ros­tock.
Ma­ik Brandt hat so ei­ne Lö­sung. Sein Kon­zept für die aut­ar­ke und au­to­ma­ti­sche Be­wäs­se­rung von Bäu­men wur­de in­zwi­schen mehr­fach auf dem Stadt­ge­biet um­ge­setzt. Zu­nächst wur­den Pro­to­ty­pen für Jung­bäu­me rea­li­siert, zu­letzt ein Sys­tem für Alt­bäu­me im Ste­phan-Jant­zen-Park in War­ne­mün­de. Dort sind die Bäu­me zu­sätz­li­chen Ex­trem­si­tua­tio­nen auf­grund der di­rek­ten Küs­ten­nä­he aus­ge­setzt. Salz­ein­trag, Wind­druck, Sand­schliff sind wei­te­re Stress­fak­to­ren. Zu­dem kann der ört­li­che Sand- und Torf­bo­den schlecht Was­ser hal­ten.

Aut­ark be­deu­tet, das Sys­tem funk­tio­niert ei­gen­stän­dig, oh­ne dass Per­so­nal ge­bun­den wer­den muss. Zeit­gleich wird kein Trink­was­ser ver­braucht, weil Re­gen­was­ser ab­ge­fan­gen und in ei­ner un­ter­ir­di­schen Zis­ter­ne mit ei­nem Fas­sungs­ver­mö­gen von 15.000 Li­tern ge­la­gert wird. Sen­so­ren über­prü­fen per­ma­nent den Zu­stand der Bäu­me, in­dem sie die Bo­den­feuch­te mes­sen. Die Sen­so­ren fun­ken SOS, so­bald ein Baum Was­ser be­nö­tigt. Über ein Lei­tungs­sys­tem wird dem Baum dann ent­spre­chend Was­ser aus der Zis­ter­ne zu­ge­führt. „Das al­les funk­tio­niert über ei­ne Steu­er­ein­heit. Dort ist vor­pro­gram­miert, wann ein Baum ei­nen kri­ti­schen Tro­cken­heits­wert er­reicht, wann er al­so ei­ne ex­ter­ne Was­ser­zu­fuhr be­nö­tigt. Ist der Wert er­reicht, springt die Tauch­pum­pe an und bringt Was­ser auf das Lei­tungs­sys­tem – und zwar di­rekt zu dem Baum, der Alarm ge­sen­det hat“, er­klärt Ma­ik Brandt. Das Was­ser flie­ßt über Splitt­zy­lin­der ein. Da­durch soll ein wei­te­res Pro­blem ge­löst wer­den: Auf­grund der ver­än­der­ten Ve­ge­ta­ti­on und dem da­mit ver­bun­de­nen Über­le­bens­drang ent­wi­ckeln zahl­rei­che Bäu­me auf der Su­che nach Was­ser Ober­flä­chen­wur­zeln. Dort zer­stö­ren sie oft­mals Stra­ßen und Geh­we­ge. Weil der Was­ser­ein­trag mit­tels Splitt­zy­lin­der un­ter­ir­disch er­folgt, ori­en­tie­ren sich die Wur­zeln wie­der in die Tie­fe.

Das Re­gen­was­ser wird von ei­nem ört­li­chen Park­haus ent­nom­men. Weil sich die­ses in Pri­vat­be­sitz be­fin­det, muss­te mit dem Ei­gen­tü­mer ein ent­spre­chen­der Nut­zungs­ver­trag ge­schlos­sen wer­den. Auf dem Dach wur­de zu­sätz­lich ei­ne PV-An­la­ge in­stal­liert. Die­se ver­sorgt die Pum­pen­tech­nik im Un­ter­grund mit Strom. 22 Alt­bäu­me wer­den ak­tu­ell auf die­se Wei­se bei Be­darf mit Was­ser ver­sorgt. Rund 65.000 Eu­ro wur­den in das Pro­jekt in­ves­tiert, das im Au­gust die­ses Jah­res zum Ab­schluss ge­bracht wer­den konn­te. „Wir sind da­bei kos­ten­güns­ti­ge­re Al­ter­na­ti­ven zu ent­wi­ckeln“, sagt Ma­ik Brandt. „Da­mit wir stadt­weit wei­te­re Be­wäs­se­rungs­sys­te­me in­stal­lie­ren kön­nen.“ Die Han­se- und Uni­ver­si­täts­stadt Ros­tock strebt in die­sem Zu­sam­men­hang ei­ne Be­tei­li­gung am „Ak­ti­ons­pro­gramm Na­tür­li­cher Kli­ma­schutz“ an. Die­ses soll da­für sor­gen, dass Öko­sys­te­me wie­der­her­ge­stellt und be­wahrt wer­den. Von 2024 bis 2028 ste­hen für die ver­schie­de­nen Maß­nah­men bun­des­weit mehr als 3,5 Mil­li­ar­den Eu­ro zur Ver­fü­gung. Die För­der­quo­te liegt bei 80 Pro­zent.


Link-Tipp: Amt für Stadt­grün, Na­tur­schutz und Fried­hofs­we­sen/Ab­tei­lung: Pla­nung und Na­tur­schutz