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Na­vi­ga­ti­on

Al­les für Bie­ne und Co.

Pres­se­mit­tei­lung vom 15.07.2024 - Um­welt und Ge­sell­schaft

Ros­tock setzt Maß­nah­men aus dem Ak­ti­ons­plan In­sek­ten­schutz um

Ros­tock summt. Zu­min­dest man­cher­orts. „Es könn­te na­tür­lich noch mehr sein. Wir wol­len Ros­tock als bie­nen- und in­sek­ten­freund­li­che Stadt ent­wi­ckeln“, sagt Dr. Ute Fi­scher-Gä­de, Se­na­to­rin für Stadt­pla­nung, Bau, Kli­ma­schutz und Mo­bi­li­tät. Da­mit dies ge­lingt gibt es APIS – den Ak­ti­ons­plan In­sek­ten­schutz, der 2021 durch die Ros­to­cker Bür­ger­schaft be­schlos­sen wur­de und zahl­rei­che Hand­lungs­emp­feh­lun­gen ent­hält. APIS baut auf ei­nen Bür­ger­schafts­be­schluss aus dem Jahr 2018 auf, der sei­nen in­halt­li­chen Schwer­punkt auf die Ver­bes­se­rung der Si­tua­ti­on für Ho­nig­bie­nen in Ros­tock setzt. APIS spannt kon­kre­te Maß­nah­men zum Ar­ten­schutz und zur Er­hö­hung der Ar­ten­viel­falt über al­le In­sek­ten­grup­pen, ins­be­son­de­re über Wild­bie­nen, Schmet­ter­lin­ge, Flie­gen und Kä­fer.

70 Pro­zent al­ler Tier­ar­ten welt­weit ge­hö­ren zu den In­sek­ten. Da­mit sind In­sek­ten die mit Ab­stand ar­ten­reichs­te Tier­grup­pe. In­sek­ten sind nicht nur wich­ti­ge Bau­stei­ne der Nah­rungs­ket­te, da sie Nah­rungs­grund­la­ge für ei­ne gan­ze Rei­he von Ar­ten wie Vö­gel oder Säu­ge­tie­re sind, son­dern sie sind für die Be­stäu­bung be­son­ders re­le­vant. Ne­ben Wild­bie­nen be­stäu­ben auch vie­le Schweb­flie­gen, Schmet­ter­lings­ar­ten, Flie­gen, Kä­fer und Wes­pen Pflan­zen. Die In­sek­ten-Be­stäu­bung ist es­sen­ti­ell für den Er­halt von Pflan­zen und so­mit ei­ne es­sen­ti­el­le Grund­la­ge für die bio­lo­gi­sche Viel­falt. Für die In­sek­ten ist der Blü­ten­nek­tar zahl­rei­cher Pflan­zen ei­ne en­er­gie­rei­che Zu­cker- und der Pol­len oder an­de­ren Pflan­zen­be­stand­tei­le ei­ne be­deu­ten­de Pro­te­in- und En­er­gie­quel­le für den Nach­wuchs.

In Fol­ge der städ­ti­schen Ver­dich­tung sind in den ver­gan­ge­nen Jahr­zehn­ten Grün­flä­chen zu­rück­ge­drängt wor­den. „Un­ser Ziel ist es, die Ar­ten­viel­falt auf al­len mög­li­chen Flä­chen zu er­hö­hen“, be­tont Dr. Fi­scher-Gä­de. Hier­zu ist es nö­tig, die Stadt „auf­blü­hen“ zu las­sen und die Ra­sen­mahd ins­ge­samt zu re­du­zie­ren. Seit dem Stadt­ju­bi­lä­um 2018 wer­den in Ros­tock Blu­men­wie­sen durch das städ­ti­sche Amt für Stadt­grün, Na­tur­schutz und Fried­hofs­we­sen an­ge­legt, zu­nächst Flä­chen mit ein­jäh­ri­gem Saat­gut. In­zwi­schen do­mi­nie­ren die mehr­jäh­rig an­ge­leg­ten Wie­sen. Die An­zahl der Blüh­wie­sen hat sich suk­zes­si­ve auf dem ge­sam­ten Stadt­ge­biet er­höht. Die Wün­sche von An­woh­ne­rin­nen und An­woh­nern wur­den und wer­den bei der Aus­wahl be­rück­sich­tigt.

Bis 2030 sol­len 25 Pro­zent der be­stehen­den städ­ti­schen Grün­flä­chen in­sek­ten­freund­lich ent­wi­ckelt wer­den. In Sum­me sind das 2,3 Mil­lio­nen Qua­drat­me­ter. Zu die­sen Grün­flä­chen ge­hö­ren die Park- und Grün­an­la­gen, Fried­hö­fe und das Stra­ßen­be­gleit­grün so­wie die durch die Stadt ge­pfleg­ten Wie­sen­flä­chen. Der Na­tur­schutz vor der Haus­tür ist ein wich­ti­ger Bau­stein in­ner­halb des Ak­ti­ons­plans In­sek­ten­schutz. Ne­ben öf­fent­li­chen Räu­men sol­len auch freie Land­schaf­ten, halb­öf­fent­li­che und pri­va­te Räu­me wie Gär­ten oder Bal­kon­be­grü­nun­gen ent­spre­chend ge­stal­tet wer­den. In­sek­ten­freund­lich zu han­deln, liegt des­halb auch in der Ver­ant­wor­tung der Ros­to­cke­rin­nen und Ros­to­cker. „Ei­ne un­se­rer Kern­auf­ga­ben be­steht dar­in, das Be­wusst­sein für das Grün in un­se­rer Stadt zu stär­ken. Hier­für wol­len wir künf­tig mit Netz­werk­part­ne­rin­nen und -part­nern zu­sam­men­ar­bei­ten, die uns bei Maß­nah­men zur Um­welt­bil­dung un­ter­stüt­zen. Wir wol­len für den Kreis­lauf der In­sek­ten sen­si­bi­li­sie­ren“, be­tont die Um­welt­se­na­to­rin.

Auf In­itia­ti­ve von An­woh­nern und in Ko­ope­ra­ti­on mit dem Orts­bei­rat Stadt­mit­te, der Na­tur­schutz­or­ga­ni­sa­ti­on NABU und der Je­n­aplan­schu­le Ros­tock wird zum Bei­spiel ab so­fort auf ei­ner Frei­flä­che in dem 2012 neu ent­stan­den Wohn­ge­biet beim ehe­ma­li­gen Fried­rich-Franz-Bahn­hof ei­ne Blüh­wie­se ge­pflegt. Vor knapp ei­nem drei­vier­tel Jahr wur­de das ent­spre­chen­de Grund­stück an die Han­se- und Uni­ver­si­täts­stadt Ros­tock über­tra­gen. Nun wur­de sei­tens der Stadt ein Be­wirt­schaf­tungs­ver­trag mit dem NABU ge­schlos­sen. Die 5000 Qua­drat­me­ter gro­ße Flä­che soll im Sin­ne der In­sek­ten blü­ten­reich ent­wi­ckelt wer­den. Das Grund­stück wird in zwei Teil­be­rei­che auf­ge­split­tet, die wech­sel­jäh­rig ge­mäht wer­den. Die Auf­tei­lung er­folgt längs­sei­tig, so­dass die In­sek­ten für die Über­sie­de­lung in ihr Win­ter­quar­tier le­dig­lich kur­ze We­ge auf sich neh­men müs­sen. Dar­über hin­aus plant der NABU ver­schie­de­ne Maß­nah­men zur Um­welt­bil­dung um­zu­set­zen, bei­spiels­wei­se In­for­ma­ti­ons­ta­feln auf­zu­stel­len oder mit Schul­kin­dern die In­sek­ten- und Pflan­zen­viel­falt vor Ort zu ent­de­cken. Schü­le­rin­nen und Schü­ler der Je­n­aplan­schu­le wer­den be­reits in den dies­jäh­ri­gen Som­mer­fe­ri­en auf Ent­de­cker­tour ge­hen.