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Na­vi­ga­ti­on

28. Ros­to­cker Ak­ti­ons­wo­che ge­gen Sucht­ge­fah­ren „Sucht in un­se­rer Stadt“

Pres­se­mit­tei­lung vom 02.09.2022 - Um­welt und Ge­sell­schaft

An­läss­lich der dies­jäh­ri­gen 28. Ros­to­cker Ak­ti­ons­wo­che ge­gen Sucht­ge­fah­ren vom 12. bis 16. Sep­tem­ber ste­hen un­ter­schied­li­che An­ge­bo­te zur In­for­ma­ti­on und Be­ra­tung für die Ein­woh­ne­rin­nen und Ein­woh­ner der Han­se- und Uni­ver­si­täts­stadt Ros­tock zur Ver­fü­gung.

So sind In­ter­es­sen­ten zu ei­ner Fahr­si­mu­la­tor-Ak­ti­on des Bun­des ge­gen Al­ko­hol und Dro­gen im Stra­ßen­ver­kehr (BADS e.V.) am 15. Sep­tem­ber von 9.30 bis 18 Uhr auf dem Neu­en Markt ein­ge­la­den. Die Dar­stel­lung er­folgt in 2-D. Nach der Fahrt­zeit ist das Er­geb­nis auf der Lein­wand zu se­hen und kann auch be­spro­chen wer­den. Eben­so kön­nen In­ter­es­sen­ten dort am 15. und 16. Sep­tem­ber die Be­ra­tungs­an­ge­bo­te des Blau­en Mo­bils, Blau­en Kreuz in Deutsch­land e.V., Land­ver­band MV nut­zen. Am 13. Sep­tem­ber fin­det das 15. Sucht­sym­po­si­um der Uni­ver­si­täts­me­di­zin Ros­tock mit Vor­trä­gen zu Me­di­ka­men­ten­sucht ON­LINE statt. Das Pro­gramm ist un­ter www.​psy​chia​trie.​med.​uni- ros­tock.de/ak­tu­el­les zu fin­den. Ein Fach­tag am 15. Sep­tem­ber be­schäf­tigt sich mit dem The­ma „Sucht im Al­ter“. Die Ak­ti­ons­wo­che en­det mit dem Fach­tag Selbst­hil­fe, ei­ner Ko­ope­ra­ti­ons­ver­an­stal­tung mit der Evan­ge­li­schen Stif­tung Mi­cha­els­hof.

Im Jahr 2021 such­ten 2.206 Ros­to­cker Ein­woh­ne­rin­nen und Ein­woh­ner die Sucht­be­ra­tungs­stel­len in der Stadt auf, teilt Ros­tocks Ko­or­di­na­to­rin für Sucht und Psych­ia­trie im Ge­sund­heits­amt Dr. Ant­je Wro­ciszew­ski mit. Da­mit wur­de die Fre­quenz vor der Pan­de­mie (2020: 1.829; 2019: 2.132) er­reicht. Die Be­ra­tungs­stel­len ha­ben ih­re Tä­tig­kei­ten wei­ter den neu­en Her­aus­for­de­run­gen der SARS-CoV-19 Pan­de­mie an­ge­passt. Die Ros­to­cker Selbst­hil­fe hat sich in der Pan­de­mie­si­tua­ti­on sta­bil ge­hal­ten. Auch hier wur­den ver­schie­de­ne For­men der Kon­takt­hal­tung und ge­gen­sei­ti­gen Un­ter­stüt­zung ge­nutzt.

Nach wie vor war 2021 das Kon­sum­mit­tel Al­ko­hol mit 46 Pro­zent das Haupt­pro­blem in den Be­ra­tungs­stel­len, ge­folgt vom Kon­sum von Can­na­bi­no­ide mit 7,8 Pro­zent. An drit­ter Stel­le mit stei­gen­der Ten­denz steht die Pro­ble­ma­tik der Po­ly­to­xi­ko­ma­nie mit 6,6 Pro­zent. Po­ly­to­xi­ko­ma­nie be­deu­tet Mehr­fach­ab­hän­gig­keit von min­des­tens mehr als drei ver­schie­de­nen, psy­cho­trop-wir­ken­den Sub­stan­zen über ei­nen Zeit­raum von min­des­tens sechs Mo­na­ten. Cha­rak­te­ris­tisch hier­bei ist ins­be­son­de­re, dass die ver­schie­de­nen Sub­stan­zen wahl­los und chao­tisch mit­ein­an­der kom­bi­niert wer­den und kei­ne Sub­stanz bzw. Sub­stanz­grup­pe do­mi­niert.

Ins­ge­samt wur­den 2021 in den drei Ros­to­cker Sucht­be­ra­tungs­stel­len 169 min­der­jäh­ri­ge Kin­der und Ju­gend­li­che be­ra­ten und be­treut hin­sicht­lich schäd­li­cher Kon­sum­mit­tel. Die­se Be­treu­ungs­fäl­le kon­su­mier­ten am meis­ten Can­na­bis (66,3 Pro­zent), Al­ko­hol (56,2 Pro­zent) und Sti­mu­lan­zi­en (28,4 Pro­zent). Die SARS-CoV-19 Pan­de­mie führ­te dar­über hin­aus da­zu, dass we­ni­ger Prä­ven­ti­ons­ver­an­stal­tun­gen durch­ge­führt wur­den.

Seit gut drei Jah­ren ist die CO­VID-19-Pan­de­mie nicht mehr aus dem All­tag weg­zu­den­ken. Sie hat im pri­va­ten und be­ruf­li­chen Be­reich weit­ge­hen­de Ver­än­de­run­gen mit sich ge­bracht. Wäh­rend die­ser an­dau­ern­den her­aus­for­dern­den Si­tua­ti­on spre­chen für man­che Men­schen sub­jek­tiv mehr Grün­de für ei­nen ver­mehr­ten Sub­stanz­kon­sum als da­ge­gen. Hin­zu­kommt, dass in der Ge­sell­schaft nach wie vor ei­ne weit ver­brei­te­te un­kri­tisch po­si­ti­ve Ein­stel­lung zum Al­ko­hol vor­herrscht.

Auf­grund des Ab­hän­gig­keits­po­ten­zi­als be­steht je­doch die Ge­fahr, dass aus ei­nem län­ger an­dau­ern­den er­höh­ten Kon­sum­mus­ter in Be­las­tungs­si­tua­tio­nen ei­ne Ge­wohn­heit ent­steht, die nicht mehr oder sehr schwer zu­rück­ge­fah­ren wer­den kann und sich zu ei­ner Ab­hän­gig­keit ent­wi­ckelt. Zu­dem kann es durch die neu­ro­bio­lo­gi­schen Ver­än­de­run­gen im Rah­men ei­nes chro­nisch er­höh­ten Al­ko­hol­kon­sums in Kom­bi­na­ti­on mit so­zia­lem Stress und Ängs­ten zu ei­ner Zu­nah­me von Ag­gres­sio­nen kom­men. Das lässt auch die Ge­fah­ren für das Um­feld de­rer, die mehr Al­ko­hol kon­su­mie­ren, stei­gen.

Der­zeit kon­su­mie­ren 6,7 Mil­lio­nen Men­schen der 18- bis 64-jäh­ri­gen Be­völ­ke­rung in Deutsch­land Al­ko­hol in ge­sund­heit­lich ris­kan­ter Form. Et­wa 1,6 Mil­lio­nen Men­schen die­ser Al­ters­grup­pe gel­ten als al­ko­hol­ab­hän­gig
Durch­schnitt­lich wer­den pro Kopf der Be­völ­ke­rung jähr­lich rund zehn Li­ter rei­nen Al­ko­hols im Al­ter ab 15 Jah­ren kon­su­miert. Ge­gen­über den Vor­jah­ren ist ei­ne leicht rück­läu­fi­ge Ten­denz im Al­ko­hol­kon­sum zu re­gis­trie­ren. Den­noch liegt Deutsch­land im in­ter­na­tio­na­len Ver­gleich un­ver­än­dert im obe­ren Zehn­tel.

Die Or­ga­ni­sa­to­ren der dies­jäh­ri­gen Ros­to­cker Sucht­wo­che hof­fen auf ei­ne re­ge Be­tei­li­gung vie­ler In­ter­es­sen­ten. Das de­tail­lier­te Pro­gramm mit al­len Ver­an­stal­tun­gen ist im In­ter­net un­ter www.​rostock.​de/​suc​htpr​aeve​ntio​n zu fin­den.