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Na­vi­ga­ti­on

Dem Fi­nanz­di­lem­ma ent­ge­gen­tre­ten - Ros­tocks Zu­kunft si­chern!

Pres­se­mit­tei­lung vom 26.03.2025

Ak­tu­el­le Haus­halts­la­ge der Han­se- und Uni­ver­si­täts­stadt Ros­tock

Die bun­des­wei­te Kri­se der Kom­mu­nal­fi­nan­zen ist auch in Ros­tock an­ge­kom­men. Stei­gen­de So­zi­al­las­ten bei sta­gnie­ren­den Steu­er­ein­nah­men be­dro­hen mit­tel­fris­tig die Hand­lungs­fä­hig­keit der Stadt. Ober­bür­ger­meis­te­rin Eva-Ma­ria Krö­ger und Fi­nanz­se­na­tor Dr. Chris von Wry­cz Re­kow­ski ha­ben jetzt die Bür­ger­schaft über die Hin­ter­grün­de die­ser Ent­wick­lung und den Ernst der La­ge in­for­miert. Sie be­ken­nen sich da­bei deut­lich zur Ei­gen­ver­ant­wor­tung der Stadt, rich­ten aber auch kla­re For­de­run­gen an Land und Bund, die Städ­te und Ge­mein­den als Ba­sis un­se­res Ge­mein­we­sens end­lich struk­tu­rell aus­kömm­lich zu fi­nan­zie­ren, um ei­ne Ero­si­on der Le­bens­qua­li­tät und des so­zia­len Zu­sam­men­halts vor Ort zu ver­hin­dern.

Die Han­se- und Uni­ver­si­täts­stadt Ros­tock stellt sich da­mit hin­ter die Ar­gu­men­ta­ti­on des Deut­schen Städ­te­tags. Des­sen Prä­si­dent, der Müns­te­ra­ner Ober­bür­ger­meis­ter Mar­kus Le­we, fasst die Ur­sa­chen der kom­mu­na­len Fi­nanz­sor­gen wie folgt zu­sam­men: „Das hat vie­le struk­tu­rel­le Grün­de, ist aber kein selbst­ver­schul­de­tes Pro­blem der Städ­te. Die So­zi­al­aus­ga­ben, auf die wir kaum Ein­fluss ha­ben, lau­fen uns da­von. Au­ßer­dem wei­sen Bund und Län­der uns im­mer mehr Auf­ga­ben zu, die nicht aus­fi­nan­ziert sind.“

Kri­se der Kom­mu­nal­fi­nan­zen hat auch Ros­tock er­reicht

Die Aus­wir­kun­gen der ge­samt­wirt­schaft­li­chen Ver­wer­fun­gen der letz­ten Jah­re -her­vor­ge­ru­fen durch In­fla­ti­on und Ukrai­ne-Krieg - tref­fen die Kom­mu­nen ak­tu­ell mit vol­ler Wucht. In die­sem Jahr wird fast kei­ne Stadt in Deutsch­land mehr ei­nen ech­ten aus­ge­gli­che­nen Haus­halt vor­le­gen kön­nen.

Auch für die Han­se- und Uni­ver­si­täts­stadt Ros­tock ist vor die­sem Hin­ter­grund ei­ne ra­san­te Ver­schlech­te­rung der fi­nan­zi­el­len La­ge zu kon­sta­tie­ren: Wäh­rend in den letz­ten 17 Jah­ren durch re­gel­mä­ßi­ge Haus­halts­über­schüs­se Alt­schul­den von rund 220 Mio. Eu­ro ab­ge­baut wer­den konn­ten, ver­kehrt sich die­se Ent­wick­lung nun­mehr dras­tisch ins Ge­gen­teil. Lag das Jah­res­er­geb­nis 2023 noch bei - 9,9 Mio. Eu­ro, be­trug das vor­läu­fi­ge Jah­res­er­geb­nis 2024 be­reits - 40,9 Mio. Eu­ro. Die jetzt für 2026 und 2027 ge­plan­ten un­ter­jäh­ri­gen Sal­den von je­weils rund - 60 Mio. Eu­ro las­sen das ku­mu­lier­te Ge­samt­de­fi­zit aus der lau­fen­den Ver­wal­tungs­tä­tig­keit bis zum Jah­res­en­de 2027 auf rund -130 Mio. Eu­ro an­wach­sen. In­ner­halb von drei Haus­halts­jah­ren wür­den so­mit er­neut Kas­sen­kre­di­te an­ge­häuft, de­ren Hö­he die fis­ka­li­sche Hand­lungs­fä­hig­keit der Stadt ernst­haft be­droht.

So­zi­al­leis­tun­gen bin­den Gro­ß­teil des Stadt­haus­hal­tes

Ma­ß­geb­li­che Ur­sa­che die­ser Ent­wick­lung sind die stark stei­gen­den Aus­zah­lun­gen für so­zia­le Trans­fer­leis­tun­gen, die bun­des- bzw. lan­des­ge­setz­lich ge­re­gelt sind. Hier be­stehen An­sprü­che der je­wei­li­gen Leis­tungs­be­rech­tig­ten, die recht­lich zwin­gend zu er­fül­len sind und die sei­tens der Kom­mu­ne nicht be­ein­flusst wer­den kön­nen. Die­se So­zi­al­aus­ga­ben wer­den zwar von Bund und Län­der zu­ge­wie­sen, aber nicht aus­fi­nan­ziert. Zu­sam­men mit der an­hal­ten­den Wachs­tums­schwä­che führt das zur völ­li­gen Über­las­tung der kom­mu­na­len Haus­hal­te. So sind die lau­fen­den Aus­zah­lun­gen im Teil­haus­halt So­zia­les und Teil­ha­be (z.B. Ein­glie­de­rungs­hil­fe, Hil­fe zur Pfle­ge) seit 2018 um jähr­lich durch­schnitt­lich sie­ben Pro­zent ge­wach­sen.

Im Teil­haus­halt Ju­gend (z.B. Ki­ta, Ju­gend- und Fa­mi­li­en­hil­fe) be­trug der Kos­ten­zu­wachs in die­sem Zeit­raum so­gar 10,5 Pro­zent pro Jahr. Es liegt auf der Hand, dass die Ent­wick­lung der städ­ti­schen Ein­nah­men mit die­sen ho­hen Kos­ten­zu­wäch­sen nicht schritt­hal­ten kann.

Al­lein auf die Auf­ga­ben im Be­reich Ju­gend und So­zia­les ent­fie­len im Jahr 2024 rund 50 Pro­zent der Ge­samt­aus­zah­lun­gen der Han­se- und Uni­ver­si­täts­stadt Ros­tock. Der Zu­schuss­be­darf, al­so der von Bund und Land nicht re­fi­nan­zier­te An­teil, den die Stadt selbst auf­brin­gen muss­te, be­trug im Jahr 2024 rund 183 Mio. Eu­ro. Da­mit wer­den be­reits zwei Drit­tel des städ­ti­schen Steu­er­auf­kom­mens im Jahr 2024 (ins­ge­samt 275,1 Mio. Eu­ro) von Auf­ga­ben auf­ge­zehrt, über de­ren Art und Um­fang al­lein in Ber­lin oder Schwe­rin ent­schie­den wird.

Haus­halts­aus­gleich ist aus ei­ge­ner Kraft nicht er­reich­bar

Da­zu Dr. Chris von Wry­cz Re­kow­ski, Se­na­tor für Fi­nan­zen, Di­gi­ta­li­sie­rung und Ord­nung: „Na­tür­lich tun wir im Rah­men un­se­rer Mög­lich­kei­ten al­les, um ge­gen­zu­steu­ern. Wir be­gren­zen den Per­so­nal­be­stand der Ver­wal­tung, wir schau­en sehr kri­tisch auf Aus­ga­ben, wir ha­ben ge­plan­te Maß­nah­men be­reits ver­scho­ben und das gilt ge­nau­so für Wün­sche der Ver­wal­tung und der Stadt­ge­sell­schaft. Wir ge­hen sehr sorg­sam mit dem Geld der Steu­er­zah­ler um. Aber wir lei­den un­ter Ge­set­zen, die wir nicht ge­macht ha­ben. Auf­ga­ben und Leis­tun­gen, die Bund und Land be­schlie­ßen, müs­sen auch von die­sen Ebe­nen aus­fi­nan­ziert wer­den.“

Die tat­säch­li­chen Mög­lich­kei­ten ei­ner Kom­mu­ne, Kos­ten ein­zu­spa­ren und Er­trä­ge zu er­hö­hen, sind sehr be­schränkt. Das be­nö­tig­te Per­so­nal, die ge­nutz­ten Räum­lich­kei­ten oder der Ver­brauch an Ma­te­ri­al und En­er­gie las­sen sich nicht be­lie­big sen­ken, wenn die zahl­rei­chen Auf­ga­ben der Stadt wei­ter­hin er­füllt wer­den sol­len. Trotz­dem wer­den ent­spre­chen­de kos­ten­dämp­fen­de So­fort­maß­nah­men ak­tu­ell in al­len Ver­wal­tungs­be­rei­chen ein­ge­lei­tet. Es wird je­doch un­mög­lich sein, den Ros­to­cker Stadt­haus­halt al­lein auf die­sem Weg zu­rück ins Gleich­ge­wicht zu brin­gen. Un­ter den ge­ge­be­nen Rah­men­be­din­gun­gen blei­ben der Stadt so­mit nur noch zwei Op­tio­nen: Har­te Ein­schnit­te in die frei­wil­li­gen Leis­tun­gen oder der Weg in die neu­er­li­che Ver­schul­dung der Stadt.

Frei­wil­li­ger Be­reich darf nicht ka­putt­ge­spart wer­den

Ober­bür­ger­meis­te­rin Eva-Ma­ria Krö­ger po­si­tio­niert sich hier­zu ein­deu­tig: „Die Kom­mu­nen sind der Ort, an dem wir das Funk­tio­nie­ren des Staa­tes un­mit­tel­bar er­le­ben. Wenn wir nicht mehr in der La­ge sind, Schwimm­bä­der, Bi­blio­the­ken und Ju­gend­clubs of­fen und at­trak­tiv zu hal­ten, sinkt das Ver­trau­en in den Staat und die De­mo­kra­tie ge­rät wei­ter un­ter Druck. Auch die Brü­cke und das neue Thea­ter set­zen wich­ti­ge Im­pul­se für die Stadt. Des­halb leh­ne ich Kür­zun­gen in den frei­wil­li­gen Leis­tun­gen und Vor­ha­ben un­se­rer Stadt klar ab. Wir brau­chen statt­des­sen ei­ne grund­sätz­li­che Neu­ord­nung der Kom­mu­nal­fi­nan­zen, da­mit un­se­re Städ­te le­bens- und lie­bens­wert blei­ben.“

Bun­des­re­gie­rung muss Kom­mu­nen jetzt ent­las­ten

Nö­tig ist da­für ers­tens ei­ne dau­er­haf­te und dy­na­mi­sier­te Ent­las­tung bei den So­zi­al­kos­ten, z.B. über ei­ne Er­hö­hung des kom­mu­na­len An­teils an der Ein­kom­mens- und Um­satz­steu­er. Zwei­tens müs­sen ent­spre­chen­de Re­for­men aus­drück­lich auch die Stär­kung der In­ves­ti­ti­ons­kraft der Städ­te und Ge­mein­den be­inhal­ten. Denn die be­stehen­de Un­ter­fi­nan­zie­rung führt schon seit Jah­ren im­mer wie­der da­zu, dass wich­ti­ge In­ves­ti­ti­ons­pro­jek­te und Auf­ga­ben im frei­wil­li­gen Be­reich nicht durch­ge­führt wer­den konn­ten. Ein Ab­bau des gra­vie­ren­den In­ves­ti­ti­ons­staus ist der Han­se- und Uni­ver­si­täts­stadt Ros­tock trotz der seit 2020 lan­des­ge­setz­lich ge­währ­ten In­fra­struk­tur­pau­scha­le nicht mög­lich. Und auch wich­ti­ge Trans­for­ma­ti­ons­pro­zes­se wie z.B. der Aus- und Um­bau des ÖPNV, die Um­stel­lung der Wär­me­ver­sor­gung oder die Kli­ma­fol­gen­an­pas­sung kön­nen un­ter die­sen Be­din­gun­gen nicht oder nur zu lang­sam in die Um­set­zung ge­lan­gen. Des­halb muss die struk­tu­rel­le Ver­bes­se­rung der Kom­mu­nal­fi­nan­zen in den Ko­ali­ti­ons­ver­hand­lun­gen in Ber­lin drin­gend mit ver­ein­bart wer­den.

Ober­bür­ger­meis­te­rin will Ge­sprä­che mit Land und Bür­ger­schaft su­chen

„Wir wol­len ge­stal­ten und da­für brau­chen wir fi­nan­zi­el­le Kraft. Ich er­war­te des­halb, dass wir als die Stadt die Bein­frei­heit be­kom­men, wei­ter zu in­ves­tie­ren. Not­wen­di­ge Schul­den kön­nen wir als Stadt ma­chen, so­fern man es uns denn er­laubt. Was in Ber­lin für Ver­tei­di­gungs­aus­ga­ben geht, muss auch in Ros­tock für die Le­bens­qua­li­tät ge­hen! Dar­über möch­ten wir auch mit der Lan­des­re­gie­rung spre­chen. In schwie­ri­gen Zei­ten bit­ten wir um Zu­sam­men­ar­beit, vor al­lem hof­fen wir auf das ge­mein­sa­me Wir­ken in der Bür­ger­schaft. Ein paar äl­te­re Mit­glie­der ken­nen die Pro­ble­me beim Spa­ren noch aus ver­gan­ge­nen Zei­ten. Aber die neue­ren Kom­mu­nal­po­li­ti­ker ste­hen vor der Her­aus­for­de­rung, sich mit der neu­en La­ge erst an­freun­den zu müs­sen. Po­li­tik ma­chen un­ter Spar­zwang ist nicht im­mer freud­voll, den­noch soll­ten wir ge­mein­sam nach Lö­sun­gen su­chen“, so die Ober­bür­ger­meis­te­rin.