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„Wenn du nach einem Zeichen suchst, dich nicht umzubringen, dann ist es dieses.“ - Zum Welttag der Suizidprävention am 10. September

Pressemitteilung vom 29.08.2023 - Umwelt und Gesellschaft

Anlässlich des Welttages der Suizidprävention am 10. September findet in Rostock in der Zeit von 11 bis 12 Uhr eine feierliche Veranstaltung am Ginkgo-Baum statt. Darüber informieren Dr. Antje Wrociszewski vom Gesundheitsamt, Sabrina Männel als Leiterin der TelefonSeelsorge® und Prof. Dr. Oliver Tucha, Leitender Psychologe an der Klinik und Poliklinik für Psychiatrie und Psychotherapie der Universitätsmedizin Rostock. Der Gedenkort befindet sich in der Nähe des WIRO-Parkhauses am Gericht in der August-Bebel-Straße und wurde in den Sommermonaten umgestaltet. Besucherinnen und Besucher sind herzlich willkommen.

Etwa 10.000 Menschen begehen in Deutschland jährlich Suizid. Damit sterben auf diese Weise deutlich mehr Menschen als etwa durch einen Unfalltod (rund 3.000 Menschen) oder den Konsum illegaler Drogen (rund 1.000 Menschen). Weit mehr als 100.000 Menschen erleiden so jedes Jahr den Verlust eines nahestehenden Menschen durch Suizid.

In Mecklenburg-Vorpommern liegt die Suizidrate bei 14,2 auf 100.000 Einwohner*innen. 2021 wurde dem Bundesministerium für Gesundheit der aktuelle Lagebericht zur Situation der Suizidprävention in Deutschland vom Nationalen Suizidpräventionsprogramm überreicht und im Juni 2022 erhielt der Deutsche Bundestag Eckpunkte für eine gesetzliche Verankerung der Suizidprävention mit der Forderung, alle suizidpräventiven Strukturen und deren auskömmliche Finanzierung in Deutschland zu stärken.

Am 6. Juli 2023 verabschiedete der Deutsche Bundestag einen Antrag zur Suizidprävention. Mehr als 99 Prozent der Bundestagsabgeordneten sprachen sich dafür aus, dass Suizidprävention in Deutschland maßgeblich gefördert werden muss. Dadurch ist ein Ausbau von bedarfsgerechten individuellen Hilfsangeboten für suizidgefährdete Menschen möglich.

Um die Öffentlichkeit auf die weitgehend verdrängte Problematik der Suizidalität aufmerksam zu machen, wird alljährlich der Welttag der Suizidprävention veranstaltet. Im Jahr 2003 hat die Weltgesundheitsorganisation WHO erstmals den Welttag der Suizidprävention ausgerufen.

Prävention suizidalen Verhaltens ist nach Auffassung der Weltgesundheitsorganisation WHO ein vordringliches gesundheitspolitisches Anliegen und damit eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe, welche nur ressortübergreifend wahrgenommen werden kann.

Wirksam ist Suizidprävention überwiegend dort, wo Menschen miteinander in Beziehung stehen. Ein nationales Suizidpräventionsprogramm kann dazu befähigen, auf die Suizidproblematik einzugehen und wirkungsvolle, regional angepasste Strukturen für eine bessere Primärprävention (allgemeine suizidpräventive Maßnahmen), sekundäre Prävention (Erkennung und Behandlung suizidgefährdeter Menschen) und tertiäre Prävention (Versorgung von Personen nach einem Suizidversuch) zu schaffen. Jeder, der Hilfe sucht, sollte unkompliziert und schnell qualifizierte Hilfe finden können.

Egal, in welcher Rolle wir stecken – selbst in eine suizidale Krise zu geraten oder einen Menschen durch einen Suizid zu verlieren, gehört mit Sicherheit zu den radikalsten und schmerzlichsten Erfahrungen, die ein Mensch in seinem Leben machen kann. Dazu kommt noch die Stigmatisierung und Tabuisierung des Themas. Hier hat sich in den letzten Jahren zwar schon einiges getan – am Ziel ist unsere Gesellschaft aber noch lange nicht.

Bei Anzeichen sollte das Umfeld hellhörig werden

Lebenskrisen entstehen nicht spontan – sie entwickeln sich. Es gibt Situationen im Leben, die für alle Menschen schwer zu bewältigen sind – Trennungen, Einsamkeit, der Tod eines geliebten Menschen, Kränkungen, Arbeitsplatzverlust und damit verbundene finanzielle Sorgen und Sinnkrisen, körperliche oder seelische Schmerzen, Ängste, Scham, Krieg.

Auch das Gefühl, nicht verstanden zu werden, oder zu glauben, einen anderen Menschen schwer zu belasten oder enttäuscht zu haben, nagt an uns allen. Die Frage ist, wie der oder die Einzelne damit umgeht. Werden aktiv Hilfsangebote gesucht, etwa eine Psychotherapie oder eine Selbsthilfegruppe? Hat ein Mensch ein soziales Umfeld, das auch in schwierigen Lebenssituationen unterstützend zur Seite steht? Wer den Eindruck hat, dass bei einem Menschen im eigenen Umfeld all dies nicht der Fall ist, sollte hellhörig werden.

Wie sollte ich mich verhalten, wenn ich den Eindruck habe, jemand könnte suizidgefährdet sein? Die wichtigste Regel ist: Sprechen Sie den Menschen an. Erkundigen Sie sich nach der Gefühlslage, fragen Sie, ob es Menschen gibt, die ihn oder sie in der jeweiligen Krise begleiten. Bieten Sie sich als Gesprächspartner an. Machen Sie auf Hilfsangebote aufmerksam und die Möglichkeit, bei akuter Gefahr eine Klinik aufzusuchen. Natürlich kommt es hier stark darauf an, wie nahe man sich steht. Klar ist aber: Schweigen hilft nicht.


Hintergründe, Handlungsmöglichkeiten und Hilfsangebote
www.suizidpraevention.de
www.welttag-suizidpraevention.de

Selbsthilfegruppe für Angehörige rund um Suizid für Rostock und Umgebung
https://selbsthilfe-nach-suizid.de
E-Mail: kontakt@selbsthilfe-nach-suizid.de

Sorgen kann man teilen - rufen Sie an!
TelefonSeelsorge® 0800 1110111 - 0800 1110222
Universitätsmedizin Rostock – Zentrum für Nervenheilkunde - Notaufnahme der Klinik und Poliklinik für Psychiatrie und Psychotherapie: Tel. 0381 494-9650