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Na­vi­ga­ti­on

29. Ros­to­cker Ak­ti­ons­wo­che ge­gen Sucht­ge­fah­ren

Pres­se­mit­tei­lung vom 11.09.2023 - Um­welt und Ge­sell­schaft

Die 29. Ros­to­cker Ak­ti­ons­wo­che ge­gen Sucht­ge­fah­ren vom 18. bis 21. Sep­tem­ber 2023 macht wie­der zahl­rei­che An­ge­bo­te zur In­for­ma­ti­on und Be­ra­tung. Hö­he­punkt ist ei­ne spe­zi­el­len Ak­ti­on des Ar­beits­krei­ses Sucht am Mitt­woch, 20. Sep­tem­ber, ab 14 Uhr auf den Platz Am Brink. Ne­ben der Nut­zung ei­nes Fahr­si­mu­la­tors des Bun­des ge­gen Al­ko­hol und Dro­gen im Stra­ßen­ver­kehr (BADS e. V.) und des Blau­en Mo­bils vom Blau­en Kreuz in Deutsch­land e. V. sind Ge­sprä­che mit Ver­tre­te­rin­nen und Ver­tre­tern der Ros­to­cker Sucht­kran­ken­hil­fe mög­lich.

Be­reits am Diens­tag, 19. Sep­tem­ber 2023, fin­det das 16. Sucht­sym­po­si­um der Kli­nik für Psych­ia­trie und Psy­cho­the­ra­pie der Uni­ver­si­täts­me­di­zin Ros­tock mit ver­schie­de­nen Vor­trä­gen zum The­ma „Sucht und Sui­zid“ statt. Das Pro­gramm ist im In­ter­net un­ter der Adres­se www.​psy​chia​trie.​med.​uni- ros­tock.de/ak­tu­el­les zu fin­den. Ein spe­zi­el­ler Fach­tag am Mitt­woch, 20. Sep­tem­ber, be­schäf­tigt sich vor­mit­tags in der FRIE­DA 23 mit dem The­ma „Sucht­hil­fe-Quo va­dis?“ zur Per­spek­ti­ve der Sucht­hil­fe.

Aus dem „Jahr­buch Sucht 2023“ geht her­vor, dass der Kon­sum von Ta­bak und Al­ko­hol in Deutsch­land wei­ter zu­rück­ge­gan­gen ist. Nach Ein­schät­zung der Deut­schen Haupt­stel­le für Sucht­fra­gen (DHS) liegt der Kon­sum die­ser Sucht­mit­tel wei­ter auf ho­hem Ni­veau liegt.

Laut Sucht­be­richt kon­su­mier­ten 7,9 Mil­lio­nen Deut­sche Al­ko­hol „in ge­sund­heit­lich ris­kan­ter Wei­se“. Das ent­spricht ei­ner täg­li­chen Men­ge von zwölf Gramm rei­nem Al­ko­hol bei Frau­en und 24 Gramm bei Män­nern, al­so ei­nem bis zwei klei­nen Glä­sern Bier. Trotz der leich­ten rück­läu­fi­gen Ten­denz im Al­ko­hol­kon­sum wird in Deutsch­land im­mer noch deut­lich mehr Al­ko­hol ge­trun­ken als im welt­wei­ten Durch­schnitt.

In die­sem Zu­sam­men­hang trug auch die CO­VID-19-Pan­de­mie als ein viel­sei­ti­ger Be­las­tungs­fak­tor Ri­si­ken für die psy­chi­sche Ge­sund­heit der Be­völ­ke­rung. Wäh­rend die­ser an­dau­ern­den her­aus­for­dern­den Si­tua­ti­on spra­chen für man­che Men­schen sub­jek­tiv mehr Grün­de für ei­nen ver­mehr­ten Sub­stanz­kon­sum als da­ge­gen.

Da­bei muss man sich im­mer be­wusst sein: Al­ko­hol ist ein Zell­gift. Nimmt man ihn auf, ver­teilt er sich im gan­zen Kör­per und macht vor Ner­ven­zel­len nicht Halt. Selbst ge­rin­ge Men­gen Al­ko­hol kön­nen krank­ma­chen. Ein Al­ko­hol­ver­zicht könn­te Frau­en ein Plus an Le­bens­zeit von min­des­tens 16 Jah­ren ein­brin­gen, bei Män­nern sind es min­des­tens zehn Jah­re.

Wie sieht die Si­tua­ti­on in Ros­tock aus?

Im Jahr 2022 such­ten mit 2.172 Ros­to­cker*in­nen die drei Sucht- und Dro­gen­be­ra­tungs­stel­len auf. Die Zahl hielt sich auf dem Vor­jah­res­ni­veau und zeigt wei­ter­hin ei­ne stei­gen­de Ten­denz. Al­le drei Ros­to­cker Sucht- und Dro­gen­be­ra­tungs­stel­len be­stä­ti­gen, dass die Be­ra­tun­gen in­ten­si­ver wa­ren und über ei­nen län­ge­ren Zeit­raum gin­gen. Das zeigt sich im An­stieg der Fall­zah­len, in der Zu­nah­me der Ein­zel­kon­tak­te und der ge­stie­ge­nen Wei­ter­ver­mitt­lung in wei­ter­füh­ren­de An­ge­bo­te.

Nach wie vor war auch 2022 Al­ko­hol mit 50,2 % das Haupt­pro­blem, wes­halb die Be­ra­tungs­stel­len auf­ge­sucht wur­den, ge­folgt vom Kon­sum von Can­na­bi­no­iden mit 8,83 %. An drit­ter Stel­le steht die Pro­ble­ma­tik der Po­ly­to­xi­ko­ma­nie mit 9,16 % mit wei­ter stei­gen­der Ten­denz.

Po­ly­to­xi­ko­ma­nie be­deu­tet Mehr­fach­ab­hän­gig­keit von min­des­tens mehr als drei ver­schie­de­nen, psy­cho­trop-wir­ken­den Sub­stan­zen über ei­nen Zeit­raum von min­des­tens sechs Mo­na­ten. Cha­rak­te­ris­tisch hier­bei ist ins­be­son­de­re, dass die ver­schie­de­nen Sub­stan­zen wahl­los und chao­tisch mit­ein­an­der kom­bi­niert wer­den und kei­ne Sub­stanz bzw. Sub­stanz­grup­pe do­mi­niert.

Ins­ge­samt wur­den in den drei Ros­to­cker Sucht­be­ra­tungs­stel­len 178 min­der­jäh­ri­ge Kin­der und Ju­gend­li­che hin­sicht­lich schäd­li­cher Kon­sum­mit­tel be­ra­ten und be­treut. Es fällt auf, dass die­se Be­treu­ungs­fäl­le am meis­ten Can­na­bis (66,3 %), Al­ko­hol (56,2 %) und Sti­mu­lan­zi­en (28,4 %) kon­su­mier­ten. Ei­nen leich­ten An­stieg gibt es beim Kon­sum von Ko­ka­in und Hal­lu­zi­no­ge­nen.

Die SARS-CoV-19-Pan­de­mie wirk­te sich aber­mals auf den Be­reich der Prä­ven­ti­on aus.
Es konn­ten nur we­ni­ge Prä­ven­ti­ons­ver­an­stal­tun­gen durch­ge­führt wer­den.

Die meis­ten Kli­ent*in­nen in den Be­ra­tungs­stel­len sind be­rufs­tä­tig: 31,1 % sind Ar­bei­ter/An­ge­stell­te/Be­am­te, 5,7% Selb­stän­di­ge/Frei­be­ruf­ler/sons­ti­ge Er­werbs­per­so­nen und 5,8% Aus­zu­bil­den­de. Des­halb emp­feh­len die Fach­leu­te: Wer Kol­leg*in­nen mit ei­nem Al­ko­hol­pro­blem ha­be, sol­le die Be­trof­fe­nen zu­nächst be­ob­ach­ten und sich ge­ge­be­nen­falls an Vor­ge­setz­te wen­den. Stän­di­ger Al­ko­hol­kon­sum ge­fähr­det nicht nur die Ge­sund­heit, son­dern stellt auch ein Ri­si­ko für die Mit­ar­bei­ten­den und das Un­ter­neh­men dar, weil
Ab­hän­gi­ge häu­fi­ger Ar­beits­un­fäl­le ha­ben, deut­lich we­ni­ger leis­tungs­fä­hig sind und ver­mehrt Feh­ler ma­chen. Dar­über hin­aus lei­det das Ar­beits­kli­ma un­ter dem Kon­sum.