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Na­vi­ga­ti­on

Baum­pflan­zung an­läss­lich des Welt­ta­ges der Sui­zid­prä­ven­ti­on am 10. Sep­tem­ber

Pres­se­mit­tei­lung vom 05.09.2022 - Um­welt und Ge­sell­schaft

An­läss­lich des Welt­ta­ges der Sui­zid­prä­ven­ti­on am 10. Sep­tem­ber 2022 wird in Ros­tock ein Gink­go-Baum als Sym­bol für das Le­ben ge­pflanzt, teilt Ros­tocks Ko­or­di­na­to­rin für Sucht und Psych­ia­trie im Ge­sund­heits­amt Dr. Ant­je Wro­ciszew­ski mit. Die klei­ne fei­er­li­che Ze­re­mo­nie fin­det von 11 bis 12 Uhr in den Wall­an­la­gen in der Nä­he des Park­hau­ses am Ge­richt statt. Be­su­che­rin­nen und Be­su­cher sind herz­lich will­kom­men. Die Baum­pflan­zung ist ein Be­ginn, in der Han­se- und Uni­ver­si­täts­stadt nach­hal­tig ei­nen Ort der Be­sin­nung und Be­geg­nung zu der The­ma­tik zu schaf­fen.

Rund 10.000 Men­schen be­ge­hen in Deutsch­land jähr­lich Sui­zid. Da­mit ster­ben auf die­se Wei­se deut­lich mehr Men­schen als et­wa durch ei­nen Un­fall­tod (rund 3.000 Men­schen) oder den Kon­sum il­le­ga­ler Dro­gen (rund 1.000 Men­schen). Weit mehr als 100.000 Men­schen er­lei­den so je­des Jahr den Ver­lust ei­nes na­he­ste­hen­den Men­schen durch Sui­zid. Auch wenn die Sui­zid­ra­te um 0,2 Punk­te auf 11,1 Sui­zi­de je 100.000 Ein­woh­nen­de an­stieg, konn­ten bis­her we­der ein Ein­fluss der Pan­de­mie noch die Le­ga­li­sie­rung des as­sis­tier­ten Sui­zids nach­ge­wie­sen wer­den. Wie sich die­se bei­den Fak­to­ren je­doch lang­fris­tig auf die Sui­zid­ra­te aus­wir­ken wer­den, lässt sich ak­tu­ell nicht vor­her­sa­gen.

Auf­grund der der­zei­ti­gen Si­tua­ti­on emp­feh­len die deut­schen Ver­bän­de der Sui­zid­prä­ven­ti­on ei­ne ge­setz­li­che Re­ge­lung zur nach­hal­ti­gen För­de­rung der Sui­zid­prä­ven­ti­on. Um die Öf­fent­lich­keit auf die weit­ge­hend ver­dräng­te Pro­ble­ma­tik der Sui­zi­da­li­tät auf­merk­sam zu ma­chen, wird all­jähr­lich der Welt­tag der Sui­zid­prä­ven­ti­on ver­an­stal­tet. Im Jahr 2003 hat­te die Welt­ge­sund­heits­or­ga­ni­sa­ti­on WHO erst­mals den Welt­tag der Sui­zid­prä­ven­ti­on aus­ge­ru­fen.

Prä­ven­ti­on sui­zi­da­len Ver­hal­tens ist nach Auf­fas­sung der Welt­ge­sund­heits­or­ga­ni­sa­ti­on WHO ein vor­dring­li­ches ge­sund­heits­po­li­ti­sches Pro­blem und da­mit ei­ne
ge­samt­ge­sell­schaft­li­che Auf­ga­be, die nur res­sort­über­grei­fend wahr­ge­nom­men wer­den kann. Am 3. Sep­tem­ber 2021 war dem Bun­des­mi­nis­te­ri­um für Ge­sund­heit der ak­tu­el­le
La­ge­be­richt zur Si­tua­ti­on der Sui­zid­prä­ven­ti­on in Deutsch­land vom Na­tio­na­len
Sui­zid­prä­ven­ti­ons­pro­gramm über­reicht wor­den. Mit ih­ren Emp­feh­lun­gen fol­gen sie den For­de­run­gen der WHO nach wis­sen­schaft­lich fun­dier­ten Sui­zid­prä­ven­ti­ons­stra­te­gi­en und for­dern un­ter an­de­rem die För­de­rung des Na­tio­na­len Sui­zid­prä­ven­ti­ons­pro­gramms für Deutsch­land als ein bun­des­weit ko­or­di­nie­ren­des Ex­per­tin­nen- und Ex­per­ten­netz­werk der Sui­zid­prä­ven­ti­on, die Grün­dung ei­ner bun­des­wei­ten In­for­ma­ti­ons- und Ko­or­di­na­ti­ons­stel­le zur Sui­zid­pra­̈ve­nt­ion so­wie ei­ne nach­hal­ti­ge Fi­nan­zie­rung.

Wirk­sam ist Sui­zid­prä­ven­ti­on über­wie­gend dort, wo Men­schen mit­ein­an­der in Be­zie­hung ste­hen. Ein na­tio­na­les Sui­zid­prä­ven­ti­ons­pro­gramm kann da­zu be­fä­hi­gen, auf die Sui­zid­pro­ble­ma­tik ein­zu­ge­hen und wir­kungs­vol­le, re­gio­nal an­ge­pass­te Struk­tu­ren für ei­ne bes­se­re Pri­mär­prä­ven­ti­on (all­ge­mei­ne sui­zid­prä­ven­ti­ve Maß­nah­men), se­kun­dä­re Prä­ven­ti­on (Er­ken­nung und Be­hand­lung sui­zid­ge­fähr­de­ter Men­schen) und ter­tiä­re Prä­ven­ti­on (Ver­sor­gung von Per­so­nen nach ei­nem Sui­zid­ver­such) zu schaf­fen.
Je­der, der Hil­fe sucht, soll­te un­kom­pli­ziert und schnell qua­li­fi­zier­te Hil­fe fin­den kön­nen.

„Egal, in wel­cher Rol­le wir ste­cken, selbst in ei­ne sui­zi­da­le Kri­se zu ge­ra­ten oder ei­nen Men­schen durch ei­nen Sui­zid zu ver­lie­ren, ge­hört mit Si­cher­heit zu den ra­di­kals­ten und schmerz­lichs­ten Er­fah­run­gen, die ein Mensch in sei­nem Le­ben ma­chen kann. Da­zu kommt noch die Stig­ma­ti­sie­rung und Ta­bui­sie­rung des The­mas. Hier hat sich in den letz­ten Jah­ren zwar schon ei­ni­ges ge­tan. Am Ziel ist die Ge­sell­schaft aber noch lan­ge nicht“, so Dr. Ant­je Wro­ciszew­ski.

Bei An­zei­chen soll­te das Um­feld hell­hö­rig wer­den: Le­bens­kri­sen ent­ste­hen nicht spon­tan, sie ent­wi­ckeln sich. Es gibt Si­tua­tio­nen im Le­ben, die für al­le Men­schen schwer zu be­wäl­ti­gen sind wie Tren­nun­gen, Ein­sam­keit, der Tod ei­nes ge­lieb­ten Men­schen, Krän­kun­gen, Ar­beits­platz­ver­lust und da­mit ver­bun­de­ne fi­nan­zi­el­le Sor­gen und Sinn­kri­sen, kör­per­li­che oder see­li­sche Schmer­zen, Ängs­te, Scham, Krieg. Auch das Ge­fühl nicht ver­stan­den zu wer­den oder zu glau­ben, ei­nen an­de­ren Men­schen schwer zu be­las­ten oder ent­täuscht zu ha­ben, nagt an uns al­len. Die Fra­ge ist, wie der oder die Ein­zel­ne da­mit um­geht. Wer­den ak­tiv Hilfs­an­ge­bo­te ge­sucht, et­wa ei­ne Psy­cho­the­ra­pie oder ei­ne Selbst­hil­fe­grup­pe? Hat ein Mensch ein so­zia­les Um­feld, das auch in schwie­ri­gen Le­bens­si­tua­tio­nen un­ter­stüt­zend zur Sei­te steht? Wer den Ein­druck hat, dass bei ei­nem Men­schen im ei­ge­nen Um­feld all dies nicht der Fall ist, soll­te hell­hö­rig wer­den.

Wie soll­te ich mich ver­hal­ten, wenn ich den Ein­druck ha­be, je­mand könn­te sui­zid­ge­fähr­det sein? Die wich­tigs­te Re­gel ist: Spre­chen Sie den Men­schen an. Er­kun­di­gen Sie sich nach der Ge­fühls­la­ge, fra­gen Sie, ob es Men­schen gibt, die ihn oder sie in der je­wei­li­gen Kri­se be­glei­ten. Bie­ten Sie sich als Ge­sprächs­part­ner an. Ma­chen Sie auf Hilfs­an­ge­bo­te auf­merk­sam und die Mög­lich­keit, bei aku­ter Ge­fahr ei­ne Kli­nik auf­zu­su­chen. Na­tür­lich kommt es hier stark dar­auf an, wie na­he man sich steht. Klar ist aber: Schwei­gen hilft nicht.


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